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Kardinal Mario Zenari Kardinal Mario Zenari 

Nuntius in Syrien: Hoffnung auf Wiederaufbau des Sozialgefüges

Der Apostolische Nuntius in Syrien fordert ein Ende der internationalen Sanktionen und betont die zentrale Rolle der religiösen Führer in dieser Phase des Wiederaufbaus. Er äußerte sich bei einem Romaufenthalt am Mikrofon von Radio Vatikan.

Christine Seuss und Hélène Destombes - Vatikanstadt

Ein trauriger Jahrestag: Im vergangenen März trat Syrien in sein 9. Jahr des Konflikts ein. Heute, so Zenari, „fallen keine Bomben mehr auf bestimmte syrische Regionen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei“. In der Provinz Idlib, im Nordwesten des Landes, die sich noch immer in den Händen von Rebellen und Dschihadisten befindet, konzentrieren sich die Kämpfe und die Zivilbevölkerung zahlt einen hohen Preis.

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Hinzu kommt, dass es immer noch viele Vertriebene gibt: Männer, Frauen und Kinder „leben noch unter Bäumen“, während sich der Winter nähert. Die Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur sei zerstört, klagt Zenari: „Jede dritte Schule im Land ist geschlossen, und nur 46 Prozent der öffentlichen Krankenhäuser können überhaupt Patienten aufnehmen“.

„Eine Bombe der Armut“

Die Armut ist extrem, sie ist „eine Bombe der Armut“, meint der Nuntius, der sich entschieden für eine Aussetzung der internationalen Sanktionen ausspricht. Denn: „Die Armut wird durch internationale Sanktionen angeheizt.“ Kardinal Zenari betont, wie die Sanktionen gegen Erdölerzeugnisse die Bevölkerung treffen, die im vergangenen Winter große Schwierigkeiten hatte, überhaupt ihre Wohnungen zu beheizen.

In vielen Teilen des Landes müssen ganze Städte und Dörfer wieder aufgebaut werden, aber eine weitere und noch größere Herausforderung ist der soziale Zusammenhalt. „Der Krieg hat sehr ernste Folgen für die Beziehungen zwischen den Gemeinschaften gehabt“, so die Diagnose des Apostolischen Nuntius in Syrien. „Das soziale Gefüge wurde schwer beschädigt, und religiöse Führer müssen eine sehr wichtige Rolle beim Wiederaufbau von Beziehungen und Versöhnung spielen.“ Für Kardinal Zenari ist aber „die schwerste Wunde für die Kirchen die Ausblutung, also die Auswanderung der Christen“. 

Lösung des Konflikts muss international erfolgen

Nach langen und bitteren Verhandlungen zwischen der Opposition und der syrischen Regierung kündigten die Vereinten Nationen am 23. September die Einsetzung eines Ausschusses für Syrien an. Seine Aufgabe soll es sein, eine Verfassung zu entwerfen, die den Weg für Neuwahlen ebnet. Kardinal Zenari begrüßte die Initiative als ein „positives Zeichen“ und einen „großen Schritt“ nach Monaten der Blockade – dennoch bleibt er vorsichtig und verweist auf einen noch langen und schwierigen Weg zu einer politischen Lösung.

„Der Krieg muss zuerst in New York im Sicherheitsrat enden“, unterstreicht der Nuntius, der daran erinnert, dass „fünf Armeen auf syrischem Boden oder am Himmel präsent sind“. Armeen, die „zu den mächtigsten der Welt gehören und in Rivalität miteinander stehen“. Leider, so bedauert er: „Syrien steht im Auge eines großen Zyklons.“

Der Konflikt in Syrien ist „eine Tortur“, aber Kardinal Zenari sieht dennoch Zeichen der Hoffnung in Anwesenheit vieler barmherziger Samariter, Samen der Großzügigkeit und Freundlichkeit. „Eines Tages“, so drückt er mit einem Seufzer aus, „wird auch die Steinwüste Syriens blühen“.

(vatican news)

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01. Oktober 2019, 12:01