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Dramatische Überschwemmungen im Südsudan

Er ist einer der ärmsten Staaten der Welt – und wird seit gut fünf Jahren von einem Bürgerkrieg zerrissen. Jetzt leiden Teile des Südsudans auch noch unter verheerenden Überschwemmungen – und die sogenannte Weltöffentlichkeit nimmt kaum Notiz davon.

Im Norden und Osten des Landes sind Hunderttausende in den letzten Wochen von Überschwemmungen betroffen, wie es sie hier offenbar noch nie gegeben hat. Das verschärft eine ohnehin schon harte humanitäre Katastrophe. Im nordöstlichen Maban sind die meisten der 200.000 Betroffenen Flüchtlinge, die aus dem Nachbarland Sudan stammen; in Pibor steht das Krankenhaus völlig unter Wasser.

„Zu Beginn der letzten Woche sind praktisch unsere ganze Station und alle unsere Gesundheits-Strukturen in Maban überschwemmt worden“, berichtet Alberto Zerboni, Projekt-Koordinator von „Ärzte ohne Grenzen“, im Interview mit Radio Vatikan. „Auch alle Einrichtungen für die Flüchtlinge in diesem Gebiet standen komplett unter Wasser. In Maban hat sich die Lage mittlerweile etwas entspannt, aber in Pibor steigt das Wasser sogar noch.“

Eine politische, humanitäre und Natur-Katastrophe

Fast 400.000 Menschen sind seit 2013 dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen, Millionen von Südsudanesen sind Flüchtlinge. Da kann das Land jetzt klarerweise nicht noch eine Katastrophe gebrauchen. Das jüngste Friedensabkommen vom November letzten Jahres ist noch nicht umgesetzt, weil sich Oppositionsführer Riek Machar weigert, in die eigentlich vorgesehene Regierung der nationalen Einheit mit Präsident Salva Kiir einzutreten. Papst Franziskus hat im vergangenen April im Vatikan Exerzitien für die streitenden Parteien organisiert. Sieben Millionen Menschen – das sind zwei Drittel der Bevölkerung – sind im Südsudan auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Zum Nachhören

„Das ist jetzt die Regenzeit; eigentlich hatten wir gedacht, der Höhepunkt wäre vorbei. Stattdessen kam es auf einmal zu besonders starken Niederschlägen; auch die lokale Bevölkerung hatte nicht mit so etwas gerechnet.“

Nichts zu essen, verseuchtes Wasser, Krankheiten

Die Helfer haben – wie das in Afrika leider üblich ist – Schwierigkeiten, an die Überschwemmungsgebiete heranzukommen. „Es gab und gibt immer noch große Probleme. Alle unsere Flüge nach Maban (auch die des Roten Kreuzes und der UNO) sind suspendiert, weil die Landepiste völlig unter Wasser stand. Jetzt bringen wir alle Hilfen mit dem Hubschrauber. Dabei wissen wir aber gar nicht genau, wie weit die Überschwemmungsgebiete reichen und wo vielleicht noch Leute sind, die keine Hilfen bekommen und sich nicht aus ihrer Region herausbewegen können.“

Die Überschwemmungen bringen – neben der Gefahr, dass Menschen ertrinken – eine Reihe von Risiken mit sich. „Da ist die ganze Frage der Verschmutzung von Wasserquellen; man muss also die Brunnen säubern und desinfizieren. Dann gibt es keine Nahrungsmittel, und die Leute haben kein Dach mehr über dem Kopf; alle Häuser sind überschwemmt. Das setzt also einen ganzen Teufelskreis in Gang, wo die Menschen nichts zu essen haben, verseuchtes Wasser trinken und krank werden, weil jetzt die kalte Zeit beginnt, in der die schwächeren Menschen schneller krank werden.“

„Mangelernährung kann zu einem tödlichen Phänomen werden“

Im benachbarten Sudan hat es – in einer Region, die ganz nahe an Maban liegt – schon eine Cholera-Warnung gegeben; die Epidemie könnte sich ausweiten, darum haben „Ärzte ohne Grenzen“ alle möglichen Präventionsmaßnahmen ergriffen.

„Der Südsudan ist ein vom Krieg gemartertes Land, wo es große Bevölkerungsbewegungen gegeben hat: Menschen, die vor der Gewalt flüchten. Das wirtschaftliche Netz ist zerstört. Wer von Landwirtschaft lebt, dem haben diese Überschwemmungen jetzt womöglich die Ernte vernichtet… Vielen Menschen sind die Nahrungsvorräte weggeschwommen. Und wenn auch das Wasser knapp wird, dann fehlt es an allem. Dann kann die Mangelernährung zu einem tödlichen Phänomen werden.“

Zerboni bittet um Unterstützung für die Projekte von „Ärzte ohne Grenzen“ im Südsudan. „Und vor allem darum, dass der Südsudan nicht alleingelassen wird, sobald die größte Not vorüber ist. Dieses Land ist sehr stark auf Hilfe von außen angewiesen – in einem Kontext, in dem es an Infrastruktur fehlt, die Politik auf schwankenden Füßen steht und Unsicherheit herrscht, wie wir in den letzten Jahren gesehen haben.“

(vatican news – sk)
 

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24. Oktober 2019, 10:22