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Moskauer Patriarchat erwägt Schritte gegen griechisch-orthodoxe Kirche

Im Streit um die Ukraine zwischen den beiden Machtzentren der orthodoxen Kirche, Konstantinopel (Istanbul) und Moskau, droht eine weitere Eskalation. Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche kam am Donnerstagvormittag in Moskau zu Beratungen über mögliche Schritte gegen die griechisch-orthodoxe Kirche zusammen, die vergangenen Samstag Grünes Licht für die Anerkennung der neuen eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine gegeben hatte.

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. warnte zu Beginn der Sondersitzung des Heiligen Synods laut russischen Nachrichtenagenturen, die Anerkennung der „schismatischen Gruppe in der Ukraine“ durch andere Landeskirchen könne die „orthodoxe Einheit zerstören“. Zuvor hatte der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, den Athener Beschluss der griechischen Bischöfe in einem Interview als „Ausweitung des Schismas“ verurteilt.

Die russisch-orthodoxe Kirche sieht im Nachbarland die ihr unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Die mit dieser konkurrierende, im Dezember gegründete eigenständige (autokephale) Kirche der Ukraine brandmarkt sie als „schismatisch“. Beobachter schließen nicht aus, dass das Moskauer Patriarchat seine kirchliche Gemeinschaft mit Griechenland abbricht. So könnten andere orthodoxe Landeskirchen davon abgehalten werden, ebenfalls die neue orthodoxe Kirche der Ukraine anzuerkennen, heißt es.

Heftige Kontroverse

Die russische Kirche hatte im Oktober 2018 die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel für die Gründung der eigenständigen Kirche der Ukraine scharf verurteilt. Sie kündigte die Kirchengemeinschaft mit Konstantinopel auf und verbot ihren Mitgliedern somit, in Kirchen des Ökumenischen Patriarchats zur Kommunion zu gehen oder zu beichten.

Der Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. hatte die Entscheidung der griechischen Bischöfe als „historisch“ gewürdigt. Die formale Anerkennung der ukrainischen durch die griechische Kirche steht weiter aus. Griechische Medien spekulierten, dass die Zeremonie für diesen Samstag geplant sei. Damit würde erstmals eine Landeskirche nach dem Vorbild des Ökumenischen Patriarchats die eucharistische Gemeinschaft mit der eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine aufnehmen.

(kap - cs)

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17. Oktober 2019, 15:16