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Prinz Charles mit Königin Elisabetz Prinz Charles mit Königin Elisabetz 

Prinz Charles: Der heilige Newman versöhnte Glaube und Vernunft

In einem an diesem Samstag veröffentlichen Editorial für den Osservatore Romano, würdigt der britische Thronfolger Kardinal Newman als größten Theologen des 19. Jahrhunderts, dessen Antworten auf die drängendsten Fragen auch unserer Zeit nichts an Aktualität verloren hätten.

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

Die Heiligsprechung Kardinal John Henry Newmans sei nicht nur in Großbritannien und für Katholiken ein Grund zum Feiern, sondern für alle, welche die Werte, von denen Newman inspiriert war, teilen, so der Fürst von Wales. Er wird persönlich während der Heiligen Messe am Sonntag auf dem Petersplatz anwesend sein. 

Prinz Charles betont, Newman habe sich gegen „ die Kräfte, welche die Menschenwürde und das Schicksal der Menschheit herabsetzen“ eingesetzt. Dieses Beispiel sei heute notwendiger denn je, vor allem durch „die Art und Weise, wie er für etwas eintreten konnte, ohne anzuklagen, widersprechen konnte, ohne respektlos zu sein und Unterschiede eher als Möglichkeit der Begegnung, denn als Ausschluss sehen konnte.“

Newman beeindruckte selbst seine Gegner

Seine Beschäftigung zunächst mit der anglikanischen, dann mit der katholischen Theologie habe auf Grund „ihrer furchtlosen Ehrlichkeit, ihrer schonungslosen Strenge und ihrer Originalität des Denkens“ selbst seine Gegner beeindruckt, so der Prince of Wales.
Besonders angetan hat dem Landsmann des neuen Heiligen die Poesie Newmans. So zitiert er aus dem „Traum des Gerontius“, dessen Vertonung durch den Katholiken Sir Edward Elgar der Prinz als eines der nachhaltigsten Chor-Meisterstücke der Musikwelt bezeichnet. Der Höhepunkt des Gedichtes sei „die Seele, die sich dem Himmel nähert“ und etwas von der göttlichen Vision wahrnehme: „Es überflutet mich, wie der tiefe und feierliche Klang - von vielen Gewässern.“

Konzept der Dreifaltigkeit: Traum des Gerontius

Wichtiger noch scheint dem britischen Thronfolger jedoch das „Konzept der Dreifaltigkeit“ und zitiert weiter aus dem Gedicht: „Fest und treu glaube ich, Gott ist Drei, und Gott ist Einer“.  Somit, so Prinz Charles, seien Unterschiede nicht zu fürchten. Newman habe das nicht nur mit seiner Theologie bewiesen und in seinen Gedichten veranschaulicht, sondern auch in seinem Leben gezeigt: „Unter seiner Führung wurden die Katholiken voll und ganz Teil der breiteren Gesellschaft, die selbst dadurch als Gemeinschaft von Gemeinschaften umso reicher wurde.“

„einzigartige Perspektive, besondere Weisheit und Einsicht, durch diese eine einzelne Seele“

Newman habe sich jedoch nicht nur mit der Kirche beschäftigt, sondern auch mit der Welt und anderen Christen und somit den Weg für spätere ökumenische Dialoge geebnet. Charles würdigt zu dem, die „einzigartige Perspektive, die besondere Weisheit und Einsicht, die durch diese eine einzelne Seele“ der Welt zugänglich gemacht worden sei: „Wir können uns von seinen Schriften und seinem Leben inspirieren lassen“, so der britische Thronfolger, auch wenn man sehen könne, dass Newmans Leben „wie jedes menschliche Leben unvermeidlich fehlerhaft war.“ Seiner Schwächen – Stolz und Wehrhaftigkeit - sei sich der Kardinal bewusst gewesen.

Bedeutung des Gewissens 

Charles weiß auch um den großen Einfluss des Theologen im Hinblick auf die Bedeutung der „Stimme des Gewissens“. Zudem seien alle christlichen Traditionen dankbar für die „Art und Weise wie er Glauben und Vernunft versöhnt“ habe: „Diejenigen, die das Göttliche in einer scheinbar immer feindseligeren intellektuellen Umgebung suchen, finden in ihm einen mächtigen Verbündeten, der das individuelle Gewissen gegen einen überwältigenden Relativismus verteidigt hat.“
Dabei ist sich der britische Thronfolger durchaus darüber im Klaren, dass Newman in einer Zeit gelebt hat, die gerade für Katholiken nicht einfach war, doch er war eine Figur, die „trotz der Nachteile der Zugehörigkeit zu einer Religion, deren Anhängern die volle Teilnahme am öffentlichen Leben verweigert wurde, für ihre Überzeugungen stand.“

„Seine Fähigkeit zur persönlichen Wärme und großzügigen Freundschaft zeigt sich in seinem Briefwechsel.“

Auch die Warmherzigkeit des neuen Heiligen unterstreicht Prinz Charles: „Seine Fähigkeit zur persönlichen Wärme und großzügigen Freundschaft zeigt sich in seinem Briefwechsel.“ In den über 30 gesammelten Bände seiner Briefe, seien viele nicht die Intellektuellen und prominenten Führer gerichtet, sondern an Familie, Freunde und Gemeindemitglieder, die seinen Rat suchten.
Abschließend geht Prinz Charles noch einmal auf das Bild der göttlichen Harmonie ein und betont: „Wenn wir mit Aufrichtigkeit und Mut die verschiedenen Wege gehen, zu denen das Gewissen uns aufruft, dann können alle unsere Spaltungen zu einem größeren Verständnis führen und alle unsere Wege eine gemeinsame Heimat finden.“
(vatican news)

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12. Oktober 2019, 15:30