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Flüchtlinge aus Libyen auf dem Weg nach Europa Flüchtlinge aus Libyen auf dem Weg nach Europa 

Lampedusa 2013: Gedenken, Kritik, Hoffnung

Auf Lampedusa ist am Donnerstag mit einem Gedenkmarsch an das Bootsunglück von 2013 mit mehr als 360 ertrunkenen Migranten erinnert worden. Die italienische Direktorin der globalen Kinderrechtsorganisation „Save the children“ übte derweil Kritik an der mangelnden EU-Hilfe in den letzten Jahren.

An der Kundgebung auf der Mittelmeer-Insel nahmen laut Medienberichten viele Einwohner und Schüler, aber auch Vertreter von Polizei und öffentlichen Institutionen teil. Am 3. Oktober 2013 war vor Lampedusa ein Kutter mit rund 545 Flüchtlingen aus Somalia und Eritrea gesunken. 155 Menschen wurden gerettet. Der 3. Oktober wird seit 2016 in Italien als nationaler „Tag des Gedenkens und der Aufnahme“ begangen.

Unterdessen brachte Italiens Küstenwache in der Nacht zum Donnerstag laut Medienberichten 72 kurz zuvor gerettete Migranten nach Lampedusa, darunter zwei Frauen und ein Kind. Die meisten von ihnen sollen aus Bangladesch stammen. Das Erstaufnahmezentrum der Insel ist weiter überlastet. Wie die Zeitung „Giornale di Sicilia“ berichtet, überschritt der sogenannte Hotspot mit einer Kapazität von 95 Plätzen bereits am Mittwoch die Zahl von 300 Migranten. Die Transfers auf das Festland halten nicht mit neuen Ankünften Schritt.

Seenot: 15.000 Menschen seit 2013 gestorben

Raffaela Milano, Direktorin von „Save the Children“ in Italien, richtete derweil scharfe Worte gen Brüssel: „Vor sechs Jahren sagte Europa vor den Hunderten von Leichen der Opfer des tragischen Schiffbruchs vom 3. Oktober 2013 in Lampedusa: „Nie wieder“. Aber von 2013 bis heute haben mehr als 15.000 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, ihr Leben verloren“. Europa habe im Laufe der Jahre zunehmend auf Such- und Rettungseinsätze verzichtet und „sich für den Schutz der Grenzen und nicht der Menschen entschieden“, sagte die Direktorin der Kinderrechtsorganisation.

Hoffnung macht Milano aber die jüngst von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta beschlossene Übergangslösung zur Seenotrettung.  „Der jüngste Gipfel in Malta könnte der erste Schritt zur Einleitung einer gemeinsamen europäischen Aktion sein“ – vorausgesetzt, dass der für den 7. und 8. Oktober geplante EU-Innenministerrat die Mitgliedstaaten konkret verpflichtet, die uneingeschränkte Einhaltung des Völkerrechts zu gewährleisten und anzuerkennen, dass Libyen „in keiner Weise ein sicherer Hafen“ sei.

(kna / pm – tg)

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03. Oktober 2019, 13:40