Anziehungspunkt für viele junge Gläubige: Beten und Singen in Taizé Anziehungspunkt für viele junge Gläubige: Beten und Singen in Taizé 

Frankreich: Taizé-Gemeinschaft will Aufklärung

Angesichts neuer Missbrauchsvorwürfe im französischen Taizé hat der Leiter der christlichen Gemeinschaft, Frere Alois, Aufklärung angekündigt.

Frere Alois zeigte sich „schockiert“; solches Verhalten sei „mit unserem Leben unvereinbar“. Man werde alles tun, um die Aufklärung zu unterstützen.

Hintergrund ist ein neuer Vorwurf sexuellen Missbrauchs. Wie die Gemeinschaft am Freitag auf ihrer Website mitteilte, vertraute eine Frau dem Prior Frere Alois kürzlich an, dass ein Bruder von Taizé sie vor Jahren „in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht“ habe. Der Leiter der Gemeinschaft kündigte Aufklärung an.

Die Frau beschuldige den Taizé-Bruder, sie bis Mitte 2019 „geistlich, psychologisch und sexuell missbraucht“ zu haben. Der Taizé-Leiter Frere Alois habe umgehend die zuständigen Behörden in Kenntnis gesetzt, hieß es; die Polizei habe die Aussage der Frau aufgenommen. Der Beschuldigte werde zurzeit von der Polizei vernommen; man werde schnellstmöglich mehr mitteilen.

Hinweise zu drei Tätern lagen bereits vor

Anfang Juni hatte Taizé über Hinweise informiert, dass drei Mitglieder vor Jahrzehnten Jugendliche sexuell missbraucht hätten. Demnach haben sich fünf Betroffene an die im französischen Burgund ansässige Gemeinschaft gewandt. Es gehe um jeweils ein oder zwei Fälle sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige aus den 1950er bis 80er Jahren. Hinweise auf Vergewaltigungen bestünden nicht, sagte ein Sprecher damals.

Zwei der beschuldigten Männer sind den Angaben zufolge seit mindestens 15 Jahren tot, der dritte lebt weiter in Taizé. Er sei bereits „seit längerem“ nicht mehr an der Organisation der Taizé-Jugendtreffen beteiligt. Zur Nationalität von Beschuldigten und Opfern machte die Gemeinschaft unter Verweis auf den Persönlichkeitsschutz keine Angaben. „Diese Offenlegung ist Teil unserer Suche nach Wahrhaftigkeit, die damit begonnen hatte, dass wir den Betroffenen zuhören.“ Die Sorge um die Opfer stehe im Mittelpunkt; zugleich wolle er möglichen weiteren Opfern Mut machen, sich zu melden, so Frere Alois damals.

Opfer sollen sich melden

Die Gemeinschaft hat angekündigt, ihre Präventionsarbeit auszuweiten. Es gehe darum, alle „wirksam zu schützen, die uns dadurch, dass sie nach Taizé kommen, ihr Vertrauen schenken“.

Seit den 1970er Jahren kommen jedes Jahr Tausende Jugendliche aus Frankreich, Deutschland und ganz Europa nach Taizé. Zuletzt waren es jährlich rund 70.000. Viele nehmen für mehrere Tage oder Wochen am geistlichen Programm der Gemeinschaft teil. Neben Gebeten und Gottesdiensten steht der Austausch über religiöse Fragen im Zentrum. Der 1944 von Frere Roger Schutz gegründeten Gemeinschaft gehören aktuell rund 100 Männer aus 25 Staaten an. Drei Viertel leben in Taizé, ein Viertel in verschiedenen kleinen Niederlassungen in Asien, Afrika und Südamerika. Leiter der ökumenischen Gemeinschaft ist seit 2005 der aus Stuttgart stammende Frere Alois Löser (65).

(kna – pr)

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19. Oktober 2019, 13:11