Abendansicht von Hongkong Abendansicht von Hongkong 

Jesuit: „Hongkongs Kirche bemüht sich um Vermittlung“

Die katholische Kirche in Hongkong nimmt angesichts der aktuellen politischen Krise um die ehemalige britische Kolonie eine vermittelnde Rolle ein. Dies berichtet der Schweizer Jesuit und China-Experte Stephan Rothlin SJ. Für dieses Wochenende sind in Hongkong neue Straßenproteste angekündigt, die von den Behörden nicht genehmigt wurden.

Die Diözese Hongkong habe die Hongkonger Proteste bislang nicht unterstützt, stellt der Schweizer Jesuit im Interview mit der Agentur Cath.ch klar. Rothlin hält sich jeden Monat für mehrere Tage in Hongkong auf und kennt die Situation in China  aus erster Hand. Die Ortskirche versuche „als Vermittlerin zwischen den Konfliktparteien zu dienen“, formuliert er. Sie vor allem im Bildungswesen engagiert und genieße in der Gesellschaft „großes Ansehen“, das sie nicht verspielen wolle, führt er aus.

Gesellschaft gespalten

Die Hongkonger Gesellschaft erlebt der Jesuit in der aktuellen Lage als „sehr gespalten“: „Derzeit befinden sich in Hongkong zwei verschiedene Systeme in Opposition. Keine Seite ist bereit, Zugeständnisse zu machen. Die Gräben verlaufen auch durch Familien. Für die meisten Menschen ist das unerträglich.“

Für dieses Wochenende sind in Hongkong weitere Proteste angekündigt, die von den Behörden nicht genehmigt wurden. Während die einen die Kundgebungen als „Lackmustest“ der Demokratiebewegung werten, sehen die anderen bereits Provokationen hervor. So waren friedliche Demonstrationen in den letzten Monaten teilweise in Gewalt umgekippt.

In Folge der Zusammenstöße zwischen Protestierenden und den chinesischen Behörden habe sich das Hongkonger Stadtbild „komplett verändert“, beschreibt Rothlin die Situation. Die Touristenmassen seien verschwunden, man sehe viel Polizei, bestimmte Stadtviertel seien zu meiden. Angesichts der Spannungen gingen die Menschen überhaupt ungern auf die Straßen.

Ein zukunftsfähiges Abkommen 

Als zukunftsfähigen Schritt bewertet der Jesuit Rothlin die jüngste Verständigung zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China über Bischofsweihen. Im September 2018 hatte der Heilige Stuhl mit Peking ein vorläufiges Abkommen dazu getroffen, erste beiderseitig anerkannte Weihen fanden bereits statt. Auf einen „realistischen Kompromiss“ in der Frage der Bischofsweihen sei lange gewartet worden, so Rothlin. Man dürfe annehmen, dass es hier eine langsame Entwicklung hin zu einer Einheit der Kirche geben dürfte, zeigt er sich vorsichtig hoffnungsvoll.

(cath.ch/vatican news – pr)

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18. Oktober 2019, 18:15