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Seit Jahrzehnten ist Brasilien seine neue Heimat: Pater Herbert Douteil aus Grefrath bei Krefeld Seit Jahrzehnten ist Brasilien seine neue Heimat: Pater Herbert Douteil aus Grefrath bei Krefeld 

Brasilien: „Es braucht eine wirkliche Neuevangelisierung“

Der Spiritanerpater Herbert Douteil lebt seit 1979 im Westen Brasiliens. Ihn zog es von der Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften in das Megaland, um nicht nur als Seelsorger die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. Die Relevanz von Fragen, welche rund um die - ihrem Ende zustrebenden - Synode hin und wieder als ganz zentral dargestellt werden, sieht der langjährige Missionar ganz anders, wie er uns im Interview verrät...

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

„Diese Fragen habe bei uns hier eigentlich keine besondere Bedeutung, weder das Priestertum für die Frau, noch was man sonst hören kann über Forderungen zu Veränderungen in der Kirche,“ meint der Missionar auf die Frage, was er von den Themen halte, die die Berichterstattung rund um die Sonderversammlung der Bischofssynode zu Amazonien besonders geprägt haben.

Zum Nachhören

Keine neuen Ämter für Frauen notwendig

Das werde in Brasilien in seinen Gemeinden nicht diskutiert, legt Douteil nach. „Ich habe keine einzige Stimme gehört, die sich dazu positiv äußerte“.

Auf die Frage, ob es denn auch für die Frauen kein Thema sei, meint der Geistliche, es gehe darum, dass zwar Frauen in den Gemeinden führende Stellungen einnähmen: aber „nicht als ein neues Amt, das sie fordern, sondern lediglich durch die offizielle Anerkennung dessen, was sie schon tun, und dazu brauchen wir kein neues Amt.“

Über Diakoninnen oder Priesterinnen würde dementsprechend in diesen Gemeinden überhaupt nicht gesprochen. Zudem, so der Geistliche, gäbe es bestimmte Dinge ja schon längst: „Das geschieht ja schon seit Jahren, dass die Frauen Kommunion austeilen, dass sie Wortgottesdienste halten, dass sie Kranke besuchen und sogar kleine Gemeinden leiten.“

Frauen haben längst leitende Funktionen

In der Gemeindeleitung seien sie dafür zuständig, dass die Gottesdienste gehalten werden und auch für die Information der Priester. Für die Gottesdienste gebe es jeden Sonntag die von der Edition Paulines vorbereiteten Blätter mit Lesungen und Evangelium, Fürbitten und katechetischen Texten. Von dort seien auch die Vorbereitungen für die Synode gekommen mit einer eigenen Novene. Auch das Instrumentum laboris sei so verbreitet worden.

Trotz großer Gebiete, schlechter Wege und wenig Priestern seien „viri probati“ jedenfalls für ihn keine Lösung: „Das wäre vielleicht eine Lösung, das kirchliches Leben funktionieren könnte, aber ohne theologisches Fundament. Wir haben ja jetzt schon Schwierigkeiten unsere Leute und unsere Katecheten auszubilden. Und ich meine, wenn wir Katecheten gut ausbildeten, dann brauchen wir nicht diese Notlösung der „viri probati “ als Priester, sondern wir müssen, wie gesagt, unsere Katecheten besser ausbilden.“

„Wir brauchen nicht die Notlösung der „viri probati “ als Priester, sondern wir müssen unsere Katecheten besser ausbilden“

„Und wenn es darum geht, die Heilige Kommunion auszuteilen, dann haben wir ja die Möglichkeit, sie ihnen zu schicken.“ Dazu müsse man die Gemeinden aber auch begleiten, sie müssten wissen, was die Heilige Kommunion überhaupt ist. Es ginge schließlich nicht darum, möglichst vielen dieses Sakrament zu ermöglichen, sondern man müsse sie ja auch auf die Beichte, und auf ein Leben nach dem Glauben und zur eucharistischen Anbetung anleiten und vorbereiten. 

Die Umweltproblematik spüre man bereits am eigenen Leib und ein Umdenken sei in dieser Hinsicht dringend nötig: „Alle Schulen unserer Region haben ihr eigenen Brunnen damit sie Wasser haben. Und bei allen Schulen mussten die Brunnen vergrößert und vertieft werden. Sie waren angelegt auf ungefähr 8 – 10 Meter, jetzt müssen alle Brunnen auf 50 Meter vertieft werden.“

Umweltprobleme spürt man am eigenen Leib

Mit dem gesunkenen Grundwasserspiegel gehe auch die Gefahr der Versteppung und Savannenbildung einher. „Weil auch die Bäume mit ihren Wurzeln nicht mehr an das Grundwasser herankommen“. Durch die so vertrocknenden Sträucher und Bäume komme es in der Trockenzeit dann unweigerlich bei Blitzschlag zu kaum löschbaren Waldbränden. Das starke Abholzen begünstige den sinkenden Grundwasserspiegel…

Natürlich nehmen die Katholiken in Brasilien auch Anteil am Geschehen im fernen Rom: „In allen Gottesdienst haben wir für die Synode gebetet – um den Heiligen Geist.“ Während der laufenden Synode fühlt er sich von den katholischen deutschsprachigen Medien via Internet „einigermaßen gut informiert“.

Aber auch seine brasilianischen Heimatbischöfe informierten die Gemeinden und die Pfarreien gut: „Unsere Bischöfe schicken uns jeden Tag einen kurzen Bericht über das, was sie gesagt und erlebt haben, sodass wir auch von daher die Synode miterleben können.“

Die Heilige Irma Duce Lopes ist ein Segen

Angesprochen auf die gerade erst heiliggesprochene Duce Lopes zeigt sich Douteil sehr erfreut: „Sie bedeutet sehr viel für uns, weil sie so bekannt ist und Teresa von Brasilien genannt wird. Irmã Dulce bedeutet viel besonders für unsere Sozialwerke, die wir ja alle hier haben, von Kindern bis Jugendlichen und für die alten Leute…“

Noch einmal nachgefragt, wird auch deutlich, was sich der Missionar aus Brasilien wirklich wünscht: Keine neuen Strukturen, sondern eine wirkliche Neuevangelisierung im Großen und im Kleinen. Das sei nur durch gemeinsames Umdenken, echte persönliche Bekehrung und eine Vertiefung des Glaubenswissens und Glaubenswillens möglich. Und auch nur so käme es zu einer erneuerten wirksamen Achtung vor dem „gemeinsamen Haus“ und seine Erhaltung, wie es die Bibel aufzeige und wie es auch die Indios ersehnten, erträumten und anstrebten.

(vatican news)

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25. Oktober 2019, 09:45