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Proteste gegen die Verurteilungen von Demonstranten in Russland Proteste gegen die Verurteilungen von Demonstranten in Russland 

Russland: Orthodoxe Kirche will Urteile gegen Demonstranten untersuchen

Die russisch-orthodoxe Kirche hat eine eigene Untersuchung der umstrittenen Gerichtsurteile gegen oppositionelle Moskauer Demonstranten angekündigt. Angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung der Strafverfahren solle das Menschenrechtszentrum des von der Kirche gegründeten Weltkonzils des Russischen Volkes prüfen, ob die Rechte der Angeklagten verletzt worden seien, teilte das Moskauer Patriarchat mit.

Falls erforderlich, solle den Beschuldigten juristisch geholfen werden. Mit ihrer Initiative reagiert die Kirchenführung auf eine Solidaritätswelle unter russisch-orthodoxen Priestern mit den teilweise bereits bis zu fünf Jahren Haft verurteilten Demonstranten. Im Vorfeld der Kommunalwahlen am 8. September hatte die Polizei mehr als 2.000 Menschen festgenommen. Die Justiz wirft ihnen die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen gegen den Ausschluss von oppositionellen Kandidaten von den Wahlen vor. 125 orthodoxe Geistliche - unter ihnen zwei Mitglieder des russisch-orthodoxen Klerus in Österreich - kritisierten in einer gemeinsamen Erklärung, „dass die verhängten Urteile eher aussehen wie eine Einschüchterung russischer Bürger als wie gerechte Entscheidungen“. Sie fordern die Freilassung aller gewaltlosen Demonstranten und die Einstellung der Gerichtsverfahren gegen sie.

Die Kirchenführung distanzierte sich von dem Aufruf der russisch-orthodoxen Geistlichen aus dem In- und Ausland. „Es ist unwahrscheinlich, dass Priester, die in Österreich, Weißrussland, Hongkong, Spanien, Russland oder der Ukraine leben, über ausreichende Kenntnisse dieser Fälle verfügen, um Schlussfolgerungen zu ziehen, ob jemand schuldig oder unschuldig ist“, betonte das Moskauer Patriarchat.

Die russisch-orthodoxe Kirche gilt als wichtiger Unterstützer von Staatspräsident Wladimir Putin. Öffentliche Kritik äußerte sie bisher nur am sehr liberalen Abtreibungsgesetz. Ansonsten arbeiten Kirche und Kreml häufig eng und einvernehmlich zusammen.

(kna - cs)

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19. September 2019, 14:44