Das Hohe Komitee in New York, im Vordergrund ein Modell des Projekts „Abrahamic Family Haus“ Das Hohe Komitee in New York, im Vordergrund ein Modell des Projekts „Abrahamic Family Haus“  

Aus der Wüste in die Welt – Das Jahr der Toleranz 2019

Das im Dezember 2018 in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ausgerufene Jahr der Toleranz strahlt immer mehr in die Welt aus. Vom Papstbesuch, über das Dokument der Geschwisterlichkeit, einem interreligiösen Haus bis zur UN-Generalversammlung: ein Rückblick und ein Ausblick auf das Jahr der Toleranz

Der erste Schritt: Im Dezember 2018 hatte Scheich Khalifa bin Zayed, Präsident der VAE, das Jahr 2019 zum Jahr der Toleranz erklärt. Eines der erhofften Ziele war die Positionierung des Golfstaates als globales Zentrum zur Förderung der Toleranz.

Papst Franziskus in den Emiraten

Im Februar 2019 reiste Papst Franziskus nach Abu Dhabi, einer Einladung von Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan, Kronprinz von Abu Dhabi, folgend. Dort unterzeichneten der Papst Kairoer Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb ein historisches Dokument: die gemeinsame Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen.

Ein interreligiöses Haus als Meilenstein

Prompt nahm das neu unterzeichnete Dokument Gestalt an. Nur einen Tag später, am 5. Februar, kündigte der Kronprinz von Abu Dhabi den Bau des „Abrahamic Family Haus“ (dt. „Haus der abrahamitischen Familie“) auf der Insel Saadiyat an. Der Komplex wird schließlich eine christliche Kirche, eine Moschee und eine Synagoge sowie ein Bildungszentrum beherbergen. Es soll ein Ort sein, an dem Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen gemeinsam lernen, beten und diskutieren können.

Das Hohe Komitee trifft sich im Vatikan

Um die in der Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen festgehaltenen Ziele umzusetzen, bildete sich am 19. August das sogenannte „Hohe Komitee der Geschwisterlichkeit“. Die sieben Mitglieder des Komitees (zwei Vertreter der katholischen Kirche, drei für die VAE, zwei von der Universität Al-Azhar in Ägypten) trafen sich erstmals am 11. September im Vatikan. Es war der 18. Jahrestag der Angriffe auf die Twin Towers in New York. Der Papst sagte, es sei wichtig, am selben Tag ein Zeichen für Leben und Geschwisterlichkeit zu setzen, an dem vormals andere Tod und Zerstörung gesät hatten. Kurz nach diesem ersten Treffen in Rom trat Rabbi Bruce Lustig dem Höheren Komitee bei.

Von Rom nach New York – mit hochgesteckten Zielen

Die Botschaft sollte nun in die Welt getragen werden. Für das zweite Treffen kam das Hohe Komitee deshalb am 20. September in New York zusammen – zur Eröffnung der 74. Generalversammlung der Vereinten Nationen. Mohamed Mahmoud Abdel Salam, Richter und ehemaliger Berater des Großimams Al-Tayyeb, ist Mitglied des Hohen Komitees.

Er betonte am Freitag, dass das Hohe Komitee bereit sei, mit jeder Nation zusammenzuarbeiten, die offen für die im Dokument zum Ausdruck gebrachten Ideale ist. Er fügte hinzu, dass die ersten Schritte mit dem UN-Generalsekretär im Hinblick auf eine mögliche Annahme des Dokuments durch die Vereinten Nationen unternommen wurden. Der Generalsekretär wird die Mitgliedstaaten „auffordern, die in diesem historischen Dokument enthaltenen Grundsätze in ihre lokale Gesetzgebung aufzunehmen“, sagte der Richter.

Das „mutigste Dokument der Geschichte“

Ein ambitioniertes Ziel angesichts dessen, dass das Dokument unter anderem ein neues „Konzept der Staatsbürgerschaft basierend auf der Gleichheit der Rechte und Pflichten, unter dem alle Gerechtigkeit genießen“ vorsieht. Damit verbunden ist das Ziel, den Begriff „Minderheit“ zu eliminieren. Dieser sei in sich schon voreingenommen und diskriminierend.

Salam bezeichnete die Erklärung als das „mutigste Dokument der Geschichte“, weil es solch harte Realitäten direkt in Frage stelle.

(vatican news – tg)

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24. September 2019, 12:58