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Aufnahmen aus dem All zeigen die Freisetzung von Kohlenmonoxid durch die Brände im Amazonasgebiet Aufnahmen aus dem All zeigen die Freisetzung von Kohlenmonoxid durch die Brände im Amazonasgebiet 

Kardinal Scherer: Brände im Amazonasgebiet schärfen Bewusstsein für Ernst der Lage

Die schrecklichen Brände im Amazonasgebiet haben zumindest eines gebracht: Sie haben weltweit den Blick auf Probleme und Herausforderungen dieses riesigen Gebietes gelenkt, das so entscheidend ist für das Klima. Das sagte im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Odilo Scherer.

Der Erzbischof von Sao Paolo ist Vize-Vorsitzender des Bischofsrates von Lateinamerika und der Karibik CELAM, gemeinsam mit dem Leitungsteam der kontinentalen kirchlichen Organisation war er am Montag bei Papst Franziskus, um über die angedachte Reform des Bischofsrates zu sprechen.

Seit Wochen brennt der Amazonas, und wie ein aktueller Report der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zeigt, nimmt auch die Gewalt gegen Umweltschützer in dem Gebiet immer weiter zu. Der brasilianische Kardinal Scherer zeigte sich im Gespräch mit uns besorgt über die Situation der Brände, gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass damit zumindest auch die Diskussion über das Thema eine ganz neue Reichweite erhält: 

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„Ja, die Diskussionen in Brasilien darüber sind sehr lebendig, und manchmal steht im Feuer der Diskussion auch die Synode vom Oktober. Selbstverständlich. Weil das Thema auch mit dem brasilianischen Gesetz und der brasilianischen Regierung zu tun hat, also die Verantwortung, was tut man dafür, was muss man tun und was hat man nicht getan... Und das steht alles in der Diskussion. Aber das bringt meines Erachtens irgendwie noch mehr die Wichtigkeit des Themas der Synode in den Vordergrund.“

„Als Jünger Christi aufs Amazonasgebiet blicken“

 

In Amazonien kämpfen viele Interessen um die Vormachtstellung, doch der Ansatz der Kirche sei ein völlig anderer, erläutert Scherer weiter: 

„Von der Seite der Kirche geht es nicht einfach nur um Politik oder Wirtschaft, sondern die Kirche betrachtet das von der Seite ihrer Mission aus, wie der Papst schon gesagt hat. Wir schauen als Jünger Jesu Christi auf das Amazonas-Gebiet und auf die Amazonas-Realität. Aber das hat natürlich Auswirkungen auf die Regierung, Wirtschaft, auf Gesetze und die öffentliche Meinung. Ich finde es sehr gut, dass es wirklich Diskussionen hervorgebracht hat. Vieles wird sich da natürlich noch weiter ergeben, auch durch die Synode und nach der Synode, da bin ich mir sicher.“

Die kirchliche Organisation CELAM sei an vorderster Front bei der Vorbereitung der Amazonassynode involviert, berichtet Scherer. Erst vor zwei Wochen hatte sich die CELAM-Leitungsgruppe mit den Vorsitzenden des kirchlichen Amazonasnetzwerkes REPAM im kolumbianischen Bogotá getroffen, um sich abzustimmen: „Celam ist sehr interessiert an der Vorbereitung der großen Synode für Amazonien“, meint der Kardinal. „Natürlich spricht man auch in Brasilien darüber und ein großer Teil Brasiliens ist auch direkt beteiligt. Rund 50 Diözesen liegen im Amazonasgebiet Brasiliens, und alle Bischöfe aus diesem großen Bezirk nehmen teil.“

„Viri probati zwar Thema, aber kein großes“

Die Diskussion zu den Themen koche teils heftig hoch, vielleicht auch, weil vielen nicht ganz klar sei, warum sich die Kirche damit beschäftige, gesteht der Kardinal von Sao Paolo ein. Das betreffe sowohl die im engeren Sinne kirchlichen als auch gesamtgesellschaftlichen Bereiche. Doch das Wichtigste sei letztlich, was bei der Synode selbst herauskomme, zeigt er sich gelassen. Natürlich sei auch die Diskussion um die Viri Probati ein Thema: 

„Aber ich würde nicht sagen, dass das so groß ist. In Brasilien ist die Diskussion darüber nicht so heftig und soweit ich weiß auch in anderen Ländern Lateinamerikas. Natürlich muss man sich das ansehen und die Kirche kann überlegen, was wichtig ist, damit sie ihre Mission und ihren Dienst am besten leisten kann, aber ich würde sagen, das steht nicht im Vordergrund der Diskussionen, auch in der Synode. Dazu hat sich auch Papst Franziskus geäußert, das steht nicht im Vordergrund.“

„Die Zeit ist reif für eine Umstrukturierung von CELAM“

Was die Umstrukturierungspläne für den Bischofsrat CELAM betreffe, so sei die Zeit nach über 60 Jahren Bestehen nach allgemeiner Auffassung mittlerweile „reif“ für eine Anpassung an moderne Begebenheiten, erzählt uns der Kardinal noch. „CELAM wurde bereits im Jahr 1955 gegründet. Seitdem hat sich vieles geändert, nicht nur in der Kirche, in der Gesellschaft, sondern auch bei den Methoden und Arbeitsweisen. Man spürte also schon länger, dass an der Methode und Organisation von CELAM etwas geändert werden sollte, um heute besser ihren Dienst leisten zu können. Die Überlegungen dazu gehen schon seit mehr als einem Jahrzehnt, und so haben wir in der letzten Generalversammlung im Mai in Tegucigalpa darüber beraten und entschieden, dass die Zeit dafür reif ist.“

Noch gebe es kein fertiges Projekt, doch die neue Leitung unter dem peruanischen Erzbischof Miguel Cabrejos sei durch die Versammlung damit beauftragt worden, eine Reform in die Wege zu leiten, bestätigt Kardinal Scherer. Diese Reform solle jedoch keinesfalls im Alleingang, sondern in enger Abstimmung mit der Weltkirche geschehen, betont Odilo Scherer, der in den vergangenen Tagen mit dem CELAM-Leitungsgremium nicht nur den Papst getroffen, sondern auch mit verschiedenen Kurieneinrichtungen beraten hat: „CELAM hat viel zu tun mit dem Dienst der Kirche in der Welt und ist ein großer Bereich der Kirche in Lateinamerika und der Karibik. Deshalb ist das kein geschlossener Raum, sondern es geht um Offenheit und Dialog mit dem Dienst der Kirche in der ganzen Welt und mit Rom.“

In diesem Zusammenhang denke man zwar auch über eine neue CELAM-Generalversammlung nach – die letzte liegt mit Aparecida 2007 immerhin bereits zwölf Jahre zurück – doch diese sei derzeit „keine Priorität“, betont Scherer abschließend.

(vaticannews - cs)

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18. September 2019, 13:17