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Zeremonie in Virginia anlässlich des 400. Jahrestags der Sklaverei Zeremonie in Virginia anlässlich des 400. Jahrestags der Sklaverei 

USA: Vor 400 Jahren begann die Sklaverei

Auch Katholiken erstanden Sklaven und beuteten sie aus, als die ersten afrikanischen Sklaven in Nordamerika eintrafen. Sie galten sogar als „Mitgift“. Heute gilt die Sklaverei als die Ursünde Amerikas, die Folgen vergiften noch heute das Miteinander.

An jedem Sonntagmorgen um 11 Uhr manifestiert sich die größte Trennung des christlichen Amerika: Denn noch immer ist die Gemeindezugehörigkeit auch massiv von der Hautfarbe bestimmt. Im 21. Jahrhundert hat die katholische Kirche in den USA nicht nur den Kampf gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen aufgenommen. Ähnlich wichtig ist den Bischöfen heute der Kampf gegen Rassismus. Denn sie wissen, dass Priester, Bischöfe und Ordensgemeinschaften in früheren Jahrhunderten nicht nur Sklaven besessen haben, sondern auch aktiv in den Sklavenhandel verwickelt waren.

Jesuiten-Uni dank Sklavenverkauf erhalten

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder neue Details bekannt. So berichtete die „New York Times“ 2016, dass die hoch angesehene Jesuiten-Universität Georgetown ihr Überleben im Jahr 1838 nur dem Verkauf von 272 Sklaven verdankte. Mit dem Erlös von umgerechnet heute über 3,3 Millionen US-Dollar konnten die Schulden der Universität getilgt werden. Inzwischen haben auch andere Top-Universitäten des Landes wie Harvard oder Princeton den seinerzeitigen Besitz von Sklaven zugegeben und die Erforschung in institutionelle Wege geleitet. Spät wurden sich die nachfolgenden Generationen der Schuld bewusst und bemühen sich um einen Ausgleich: Im April dieses Jahres haben die Studenten von Georgetown für die Einführung einer Zusatzgebühr gestimmt. Damit sollen benachteiligte Gemeinden unterstützt werden, in denen die Nachfahren der einst verkauften Sklaven leben.

...auch Präsidenten und Bischöfe hatten Sklaven

Wie tief die Sklaverei in der Gesellschaft verankert war, zeigt auch die Tatsache, dass zehn der ersten zwölf Präsidenten Sklaven besaßen. Sogar James Monroe, der eigentlich gegen die Sklaverei war, besaß in seinem Leben rund 250 Sklaven. Ähnlich widersprüchlich reagierten die katholischen Bischöfe auf das Schreiben von Papst Gregor XVI. aus dem Jahr 1839, das den Sklavenhandel als Verbrechen bezeichnete und allen Kirchenstrafen androhte, die sich weiter daran beteiligen. Die US-Bischöfe bezogen das Verbot nicht auf ihr eigenes Leben, sondern nur auf die Situation in anderen Ländern.

Abschaffung der Sklaverei

Der Mangel an Arbeitskräften ebnete der Sklaverei den Weg. In den fast 400 Jahren der atlantischen Sklaverei kamen etwa zehn bis zwölf Millionen verschleppte Schwarzafrikaner in Amerika an. 1862 wurde in den Südstaaten die Abschaffung der Sklaverei verkündet. Nach dem folgenden Bürgerkrieg bis 1865 waren die Sklaven freie Menschen.

Dennoch wurden sie auch kirchlicherseits lange nicht als gleichberechtigt anerkannt. Erst 1920 wurde ein Priesterseminar für junge Männer afroamerikanischer Herkunft eingerichtet. Mit der Bürgerrechtsbewegung nach 1950 änderte sich viel. 1958 verurteilte die Bischofskonferenz zum ersten Mal den Rassismus. Die Zahl der Bischöfe afroamerikanischer Herkunft liegt in den USA bis heute im unteren zweistelligen Bereich. Mit der Ernennung von Wilton Gregory zum Erzbischof von Washington DC von Papst Franziskus am 4. April leitet erstmals ein Afroamerikaner das wichtige Hauptstadt-Erzbistum.

(kathpress – vm)

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19. August 2019, 11:23