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Gedenkstätte an der Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh Gedenkstätte an der Tree of Life-Synagoge in Pittsburgh 

US-Rabbiner lehnt Todesstrafe für Attentäter von Pittsburgh ab

Der Attentäter von Pittsburgh soll nicht zum Tode verurteilt werden. Darum bittet der Rabbiner Jonathan Perlman, der bei dem Anschlag am vergangenen 27. Oktober selbst nur knapp mit dem Leben davon gekommen ist. Perlman äußerte sich in einem offenen Brief an den US-Justizminister William Barr.

Er befürchte, dass seine Gemeinschaft durch einen Prozess, an dessen Ende die Todesstrafe stehe, re-traumatisiert werden könnte, so Perlman von der New Light Congregation in seinem Schreiben, das er Anfang August mit Blick auf die bevorstehende Entscheidung der Anklage über das zu fordernde Strafmaß für den Attentäter verfasst hatte. Eine weitere der drei jüdischen Gemeinschaften, die durch das Attentat auf die „Tree of Life“-Synagoge in Pittsburgh betroffen waren, äußerte sich ähnlich. Die Todesstrafe sei unvereinbar sowohl mit dem jüdischen als auch dem katholischen Glauben, dem der Justizminister anhängt, betont Perlman. Außerdem wäre ein „langwieriger und komplizierter Prozess über die Todesstrafe“ eine „Katastrophe, bei der Zeugen und Anwälte ein schreckliches Drama aufzeichnen und diesem Mörder die Aufmerksamkeit der Medien schenken würden, die er nicht verdient“, so der Rabbiner in seinem Schreiben. Vielmehr sei es wünschenswert, dass es zu einer Übereinkunft über eine lebenslange Haftstrafe ohne die Möglichkeit der frühzeitigen Freilassung komme. Damit bliebe der Täter lebenslang hinter Gittern und habe die Gelegenheit, über seine Handlungen nachzudenken.

Christliche Werte in Urteil einfließen lassen... 

In seinem Brief geht der Rabbiner auch auf den Schmerz und die psychologischen Folgen ein, die das Attentat für die Mitglieder seiner Gemeinschaft und ihn selbst gezeitigt habe. Er wolle die Schwere des Verbrechens nicht allzu gering einschätzen, so Perlman mit Blick auf die Äußerungen des Justizministers, er sei es den Familien der Opfer schuldig, das Strafmaß anzusetzen, das das US-Justizsystem vorsehe. Aber, so schreibt der Rabbiner weiter, „Sie und ich wissen, dass das Justizministerium der Vereinigten Staaten die Todesstrafe auf Bundesebene seit 18 Jahren nicht mehr vollstreckt hat. Dem Beispiel vieler Länder folgend will ich glauben, dass unsere Nation langsam diese grausame Form der Strafe abschafft,“ so Perlman. Auch der Papst und die katholische Kirche hätte sich in jüngerer Zeit klar gegen die Todesstrafe gestellt, erinnert der Rabbiner: „Ich weiß, dass Sie ein gläubiger Katholik sind und Sie werden es nicht zulassen, dass Sie auf diese Weise in die Geschichte eingehen. Sie werden ihre christlichen Werte in das Urteil einfließen lassen”, appelliert er an den katholischen Justizminister.

Anklage fordert Todesstrafe für Amokschützen von Pittsburgh

Die Anklage forderte unterdessen jedoch die Todesstrafe für den Täter, der insgesamt elf Menschen erschossen hat. Bei dem Attentat auf das Gemeindezentrum, das von drei verschiedenen jüdischen Gemeinschaften genutzt wurde, handelt es sich bislang um den schwersten antisemitisch motivierten Angriff, zu dem es in den Vereinigten Staaten jemals gekommen ist. Der Angeklagte Robert Bowers plädierte in Erwartung des Prozesses bereits auf „nicht schuldig“.

(vatican news - cs)

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28. August 2019, 15:21