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Salah, 19; Ibrahim, 22; Khalil, 20 aus Libyen an Bord der Ocean Viking Salah, 19; Ibrahim, 22; Khalil, 20 aus Libyen an Bord der Ocean Viking 

Mittelmeer: Kinder haben noch nie ohne Risiko gespielt

Luca Pigozzi, Arzt an Bord der Ocean Viking für Ärzte ohne Grenzen, berichtet von den sichtbaren und unsichtbaren Wunden der Flüchtlinge.

Seit dem 13. August sucht die Hilfsorganisation einen Anlegeplatz, heißt es in einer Pressemitteilung. Malta weigerte sich die Koordination zu übernehmen, Italien schweigt.
Auch zehn Tage nach der ersten Rettung der Ocean Viking sei klar, dass das Warten, an Land gehen zu können, noch dauern könnte, so Pigozzi. Die Menschen an Bord des Schiffes seinen auch Tage nach ihrer Rettung noch völlig erschöpft. Die meisten der Kinder an Bord hätten noch nie an einem sicheren Ort gelebt: „Sie wissen nicht, was es bedeutet, ohne Risiko zu spielen. Sie leben in Angst und Unsicherheit, manchmal haben wir den Eindruck, dass für sie dieser Lebensstil ‚normal‘ geworden ist. Aber das ist nicht normal“, so der Mediziner.

Psychologische Traumata

Er berichtet, die Flüchtlinge seien dehydriert, schwach, litten unter Schwindel, Unterkühlung, Verbrennungen durch Treibstoff oder die Sonne. Sie erholten sich nur langsam sich von den ersten Symptomen, doch an Bord zeigten sich dann auch Haut- und Atemwegsinfektionen.
Zudem seien auch Kriegsverletzte aus Libyen an Bord mit Granatsplittern unter der Haut oder auch Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes. Der wichtigste ‚Notfall‘ an Bord seien jedoch die psychologischen Traumata durch Folterung oder sexuellen Missbrauch. Diese Zustände könnten durch das lange Warten auf engstem Raum noch verschlimmert werden, fürchtet Pigozzi.

Keine Hilfe aus Malta oder Italien

Vom 9. bis 12. August hat das Rettungsschiff Ocean Viking, das in Zusammenarbeit mit MSF und SOS MEDITERRANEE betrieben wird, 356 Menschen an Bord genommen. Davon sind 103 Kinder oder Minderjährige unter 18 Jahren, meist unbegleitet. Am 13. August habe man Italien und Malta gebeten, einen sicheren Anlandehafen zu koordinieren und zuzuweisen. Malta weigerte sich, die Koordinierung zu übernehmen, Italien reagierte nicht. Man sei auch an anderen europäischen Staaten interessiert, um eine rechtzeitige Lösung zu finden, die sicherstellt, dass alle geretteten Personen in einem sicheren Hafen an Land gehen, heißt es.

(pm - ck)

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20. August 2019, 10:31