Die Grenze zwischen den USA und Mexiko Die Grenze zwischen den USA und Mexiko 

Mexiko: Kirche beklagt Fremdenhass durch strikte Migrationspolitik

Mexiko erlebt eine „humanitäre Migrationskrise“, die sich derzeit weiter zuspitzt und in der Gesellschaft zu bedrohlichen Spaltungen, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung führt: Davor haben die Leiter der kirchlichen Migrantenherbergen Mexikos an diesem Mittwoch bei ihrem bisher zweiten landesweiten Treffen in Cuautitlan Izcalli gewarnt.

Die Politik versage beim Umgang mit Migration völlig, so die Diagnose der Experten laut Angaben des Portals siete24.mx. Gefährliche Spannungen und Konflikte zwischen Behörden, Migranten und Zivilgesellschaft seien die Folge, das organisierte Verbrechen profitieren hingegen davon. 

Besonders die Situation an der Südgrenze Mexikos zu Guatemala bereitet der Kirche Sorge. Nicht nur US-Präsident Donald Trump baue eine Mauer, sondern auch Mexiko habe mit seiner Nationalgarde bereits eine „menschliche Mauer“ errichtet, hielt zum Abschluss des Treffens der Bischof von Ciudad Juarez, Jose Guadalupe Torres, fest. „Die Migranten bitten Mexiko darum, das Land passieren zu dürfen um vor Kriminellen gerettet zu werden, die sie erpressen oder bedrohen. Sie werden jedoch ignoriert“, beschrieb der in Mexikos Bischofskonferenz für Migration zuständige Oberhirte, der in den vergangenen Tagen auch dem Regierungs-Subsekretär für Menschenrechte und Migration, Alejandro Encinas, die Situation geschildert hatte.

Einschüchterung der eigenen Bevölkerung

Mexikos Regierung versuche, die Menschen und auch die eigene Bevölkerung durch restriktive Maßnahmen einzuschüchtern, kritisierte der Priester Pedro Pantoja Arreaga, Leiter der Migrantenherberge in Saltillo. Dies sei ein „Geschenk“ an die kriminellen Banden, „die dadurch leichter geheime Routen einrichten und Auftragsmörder in die Migrantenkarawanen einschleusen können, um deren Mitglieder zu entführen, verschwinden zu lassen oder zu massakrieren“, so der Menschenrechtler. Die Militarisierung der Grenzen mit Kontrollposten der Nationalgarde, Marine, Polizeieinheiten und des nationalen Migrationsinstituts führe dazu, dass Migranten außer Schleppern und Narcos nun auch die Behörden zu fürchten hätten. 

Die auf Kontrolle setzende Politik und die Grenzschließung setze das Leben vieler Menschen aufs Spiel, kritisierten die kirchlichen Experten. Spannungen zwischen Migranten und der Polizei nähmen zu, auch weil die Migrantenherbergen - die katholische Kirche führt landesweit 130 von ihnen - zum Bersten voll sind, gab der Priester Cesar Cañaveral aus der südlichen Grenzstadt Tapachula an. Man erlaube der Kirche jedoch nicht, neue Herbergen zu öffnen, aufgrund einer extrem feindselig gewordenen Stimmung in der Gesellschaft. Fremdenhass, Rassismus und völlige Ablehnung von Migranten seien plötzlich gang und gäbe, so der Flüchtlingspriester. 

123.000 registrierte Migranten

Mexiko hatte im ersten Halbjahr 2019 über 123.000 Migranten registriert, um 69 Prozent mehr als im Jahr davor. 94.000 Migranten, die ohne Aufenthaltsgenehmigung angetroffen wurden, brachte Mexiko außer Landes, was 54 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt und ebenso vorher noch nie in diesem Ausmaß geschehen ist. Die Herkunftsländer der Migranten beschränkten sich nicht auf Mexikos Nachbarn: Am Montag protestierten Menschen aus Kamerun, Kongo, Mauretanien, Nigeria und Gambia vor den Büros der Migrationsbehörden in der südmexikanischen Grenzstadt Tapachula. Der friedliche Sitzstreik endete am Dienstag durch gewaltsame Auflösung durch die Polizei und Militärs.

(kap – vm)

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30. August 2019, 14:52