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Kardinal Fernando Filoni durchschreitet eine Tür Kardinal Fernando Filoni durchschreitet eine Tür 

Kurienkardinal: „Christen im Irak waren immer Element der Mäßigung"

Der Irak versucht im Moment eine politische und eine juristische Lösung auf die dornige Frage des Umgangs mit Minderheiten. Das hält Kurienkardinal Fernando Filoni fest. Der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation diente in früheren Jahren als Nuntius in Bagdad und gilt als hervorragender Kenner des Zweistromlandes; über die Christen im Irak hat er vor einigen Jahren ein Buch veröffentlicht.
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Filoni sagte im Gespräch mit Vatican News, der chaldäische Patriarch Sako suche seiner Einschätzung nach einen Weg, der den Christen Rechte garantiere, das sei aber „angesichts der Kultur und Mentalität des Ortes nicht einfach“, so der Kardinal. Es gehe um mehr als bloß Zugeständnisse und Toleranz, sondern um wirkliche Gerechtigkeit: „das Recht aller, der Minderheiten und Mehrheiten gleichermaßen, in ihrem eigenen Land zu leben und ihre bürgerlichen, aber auch religiösen Freiheiten garantiert zu bekommen“.

Die Christen hätten im Irak seit jeher eine mäßigende Rolle gehabt, so Kardinal Filoni. Die Schaffung von Frieden betreffe dabei immer auch die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen sowie zwischen Mehrheiten und Minderheiten. „Ich kann sagen, dass unsere Christen, abgesehen davon, dass sie auf verschiedene Weise und zu verschiedenen Zeiten hart verfolgt wurden, immer eine sehr offene Haltung der Vergebung, der Versöhnung, des guten Zusammenlebens hatten. Sie praktizieren diese Realität seit Jahrhunderten, und aus diesem Grund vergesse ich nie, wenn Muslime selbst manchmal zu Christen sagten: ,ihr seid unser Element der Mäßigung. Geht nicht weg´. Leider gibt es und gab es einen Exodus.“

„Sie können ein Haus wieder aufbauen, aber können Sie auch das menschliche Gewebe wieder aufbauen?“

Die Rückkehr der Christen namentlich in die Ninive-Ebene, von wo der sogenannte „Islamische Staat“ sie mit blutiger Gewalt vor genau fünf Jahren vertrieben hatte, gehe „sehr langsam“ vonstatten, bestätigte Filoni: „Wenn es keine nationalen und internationalen gesetzlichen Garantien für ein würdiges und freies Leben gibt, ist es für diejenigen, die weggegangen sind, schwierig zurückzukehren“. Auch werfe der Wiederaufbaue viele Fragen auf: „Wie? Auf die gleiche Weise? Mit neuen Wegen? Sie können ein Haus, ein Gebäude, einen Platz wieder aufbauen, aber können Sie auch das menschliche Gewebe wieder aufbauen, das bis vor ein paar Jahren in diesem Gebiet lebendig war?“ Dieser humane Aspekt bleibe die große Herausforderung. Die irakischen Christen hätten sich ihrer Heimat immer sehr verbunden gefühlt, sie bräuchten für eine Rückkehr aber die rechten zivilen, nationalen und internationalen Bedingungen.

(vatican news – gs)

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06. August 2019, 14:51