Kirche in Karakosh in der Ninive-Ebene Kirche in Karakosh in der Ninive-Ebene 

Irak: Christen wollen wieder Schlüsselrolle einnehmen

Vor fünf Jahren wurden die Christen in der irakischen Ninive-Ebene von den Islamisten vertrieben. Langsam kehrt wieder Ruhe ein und etliche Vertriebene kehren wieder in ihre alten Häuser zurück. Wir sprachen mit dem chaldäischen Pater Thabit Mekko, der sich an die Ereignisse von August 2014 zurück erinnert.

Mario Galgano und Marco Guerra – Vatikanstadt

Von einem Tag auf den anderen mussten Tausende Christen und Jesiden vor fünf Jahren ihre Häuser verlassen. Damals erreichte die islamistische Terrormiliz „Islamischer Staat“ den Höhepunkt ihrer Macht. Die Terroristen eroberten zunächst Mossul und dann die gesamte Ninive-Ebene im Irak. Mitten unter ihnen war auch Pater Thabit:

„Ich kann mich an jene Tage noch gut erinnern. Am Anfang schien noch alles so unklar zu sein. Wir wussten nicht, was geschehen wird. Zunächst verließen wir unsere Häuser. Einige flogen in den Kurdistan, andere Richtung Europa. Viele dachten, dass es vielleicht nur maximal drei Jahre dauern wird. Doch jetzt, nachdem etliche tatsächlich wieder zurückgekehrt sind, merken wir, dass alles neu aufgebaut werden muss. Doch das derzeit größte Problem betrifft die unstabile politische Lage im Irak. Alles hängt davon ab, ob diese politische Situation gelöst wird.“

Zum Nachhören

Pater Thabit nennt die vielen Checkpoints, die es noch zwischen Mossul und Erbil gibt. Dies würde die Reise erschweren, um beispielsweise Möbel oder andere Gegenstände wieder „nach Hause“ zurück zu bringen. Was die Lage aber ein bisschen einfacher mache, sei die starke Präsenz der Christen in der Ninive-Ebene, so der Pater weiter.

„Es gibt wieder funktionierende Kirchen und auch die Wohnhäuser sind bewohnbar“

„Noch sind hier über 60 Prozent der Menschen Christen. Es gibt wieder funktionierende Kirchen und auch die Wohnhäuser sind bewohnbar. Es ist aber für etliche ein Problem, neben einem leerstehenden Haus zu wohnen, weil deren Besitzer noch nicht zurückgekehrt sind. Diese leerstehenden Gebäude sind meist niedergebrannt, und das hat auch Auswirkungen auf die Nachbarschaft. Man denke an den Brandgeruch oder die Strom- und Wasserleitungen, die dadurch unterbrochen werden. Doch man kann ja nicht einfach ein Haus ohne dessen Besitzer herrichten lassen. Dazu fehlt es auch an Geld. Würde man das lösen, so würde man auch jene Geflüchteten davon überzeugen, wieder zurückzukommen.“

Während die Lage der Christen in der Ninive-Ebene wieder besser wird, könne man das leider nicht für die Christen im Allgemeinen im Irak sagen, so Pater Thabit.

„Wir leben hier in der Hoffnung des Glaubens. Denn wir hegen unsere Hoffnung auf die internationale Staatengemeinschaft und allen christlichen Kirchen. In der Tat wurden wir von den Kirchen und vielen Regierungen unterstützt, aber jetzt geht es darum, den Wiederaufbau zu Ende zu bringen. Es ist uns aber ein Anliegen, dass die Christen im Irak auch eine besondere Rolle in der Zentralregierung einnehmen. Damit verbunden sind natürlich Rechte und Pflichten, die wir gerne wahrnehmen. Es reicht nicht, mit Worten die Rechte der Christen zu verteidigen. Wir brauchen diesbezüglich konkrete Taten.“

(vatican news)

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05. August 2019, 13:53