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Rauch über Aleppo - ein Archivbild von Ende Mai 2019 Rauch über Aleppo - ein Archivbild von Ende Mai 2019 

Syrien: Pfarrer von Aleppo dankt Papst für seine Nähe

Der katholische Pfarrer von Aleppo in Syrien dankt – stellvertretend für die Christen in seinem Land – dem Papst für seine Nähe zu den leidgeprüften Menschen im Land. Im Interview mit uns reagiert Firas Lufti auf den Brief von Papst Franziskus an Syriens Präsidenten Baschar Al-Assad, den die beiden Kardinäle Zenari und Turkson am Montag in Damaskus dem Adressaten überreicht hatten.

„Es hat mir sehr gefallen, dass Papst Franziskus seine Solidarität und Nähe ausgedrückt hat für Syrien, das er ,mein geliebtes Syrien´ nannte”, so der Pfarrer von Aleppo. Franziskus habe oft zugunsten des Friedens in Syrien das Wort ergriffen, diesmal habe er in einen direkten Dialog mit dem syrischen Präsidenten treten wollen. Lufti verglich diese Geste mit der Begegnung zwischen Franz von Assisi und dem Sultan in Ägypten vor 800 Jahren und lobte in dieser Hinsicht den „Spürsinn des Hirten” bei Papst Franziskus und seine direkte Art, in den Dialog einzusteigen.

Wie Präsident Assad auf den Brief von Papst Franziskus reagierte, las der Pfarrer in staatlichen Medien, wie er uns anvertraute. „Der Präsident hat den Brief gewürdigt und hinzugefügt, es wäre auch gerecht, auf die Geldgeber des Terrors zu verweisen, jene, die die Lage eines ganzen Landes destabilisieren wollen.”

Idlib: Täglich Menschenrechtsverletzungen

Vom Frieden ist Syrien den Worten des Pfarrers zufolge noch weit entfernt. Die Übergabe des Briefes an Assad erfolgte am selben Tag, als wenige Kilometer von Aleppo Raketen einschlugen. „Sie töteten rund zehn Menschen, darunter einige Kinder”, sagte uns der katholische Priester. In Idlib, der letzten stark umkämpften Region, der auch die Sorge von Papst Franziskus in seinem Brief galt, sei die Präsenz ausländischer Dschihadisten ungebrochen, der Pfarrer sprach von 80.000 bis 100.000 Kämpfern. Täglich würden Menschenrechtsverletzungen begangen. „Vor einer Woche wurde eine Lehrerin von sechs Dschihadisten entführt, vergewaltigt und am Schluss gesteinigt. Die Lage ist wirklich Ernst.”

Auch die humanitäre Lage im Land sei nach wie vor dramatisch. „Denken wir an all die Menschen, die ihre Häuser verloren haben, die auswandern mussten, jene, die Tod oder Verstümmelung erlitten haben”, sagt der Pfarrer, „und an die Hunderttausenden, die unvorstellbare Traumata erlitten haben. Die brauchen Jahre, um sich neu zu stabilisieren.”

Als Echo auf den Brief aus Rom wünscht sich der Pfarrer von Aleppo eine Sensibilisierung „aller Parteien, die im syrischen Krieg involviert sind. Wir wissen, dass es ja gar kein Bürgerkrieg mehr ist, das war es am Anfang. Dann ist es ein internationaler Krieg geworden. Sehr viele Parteien haben sich eingeschaltet. Kardinal Zenari sagte mehrmals, es sind mehr als 60 verschiedene Truppen auf syrischem Gebiet.”

(vatican news – gs)

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23. Juli 2019, 14:02