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Chile: Jesuiten melden Missbrauch durch weiteren Ordenspriester

Erneut haben die Jesuiten Chiles systematischen sexuellen Missbrauch durch einen ihrer Mitbrüder einräumen müssen. Der 2010 verstorbene Renato Poblete Barth habe zwischen 1960 und 2008 mindestens 22 Frauen missbraucht, vier davon waren minderjährig, teilte der Orden am Dienstag mit.

Die Untersuchung durch den unabhängigen Ermittlers Waldo Brown habe „eindeutig gezeigt, dass Renato Poblete Barth seinen Priesterstatus wiederholt, ernsthaft und systematisch missbraucht hat“, sagte der chilenische Jesuitenprovinzial Cristián del Campo auf einer Pressekonferenz.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen durch die Anzeige des Opfers Marcela Aranda. Die Frau hatte gemeinsam mit Poblete in der Armeneinrichtung Hogar de Cristo gearbeitet. Daraufhin meldeten sich weitere Opfer. Im Einzelnen sei bei den Ermittlungen ans Licht gekommen, dass der Priester versucht habe, 16 von den 22 bekannten Opfern „überfallartig zu küssen und zu berühren“, heißt es in einer Erklärung der Jesuiten. „Es gibt auch zwei erwachsene Opfer, die eine stabile, missbräuchliche sexuelle Beziehung zu Poblete Barth hatten. Es gab auch vier Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger unter 18 Jahren“, so das Statement weiter.

Cristián del Campo erklärte im Verlauf der Pressekonferenz, dass die Ermittlungen ergeben hätten, dass alle Zeugenaussagen plausibel und glaubwürdig seien. In einigen Fällen sei es auch möglich gewesen, die Vorwürfe mit Zeugenaussagen Dritter oder anderen Elementen zu bestätigen.

Keine Vertuschung, aber moralische Verantwortung

Es habe eine Reihe von Menschen innerhalb und außerhalb des Ordens gegeben, die zumindest gerüchteweise über das Gebaren des Jesuiten informiert gewesen seien, so der Untersuchungsbericht. Dennoch hatte „Bown die Existenz einer Vertuschung, wie sie in der chilenischen Rechtsordnung allgemein verstanden wird, nicht als erwiesen gesehen. Gleichzeitig hat er auf die Tatsache verwiesen, dass es der Staatsanwaltschaft und den Gerichten obliegt, ihre Existenz nachzuweisen,“ so die Erklärung der Jesuiten weiter.

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass bei den Ermittlungen kein Fall eines Jesuiten zutage gekommen sei, der Kenntnis von Kindesmissbrauch, Vergewaltigung oder Abtreibung hatte. Darüber hinaus gab kein Opfer an, diese Art von Verbrechen gegenüber einem Jesuiten erwähnt zu haben. Dennoch wies Brown darauf hin, dass es in einigen Fällen eine ethische Verantwortung dafür gebe, dass Vorgesetzte nicht informiert wurden und den Opfern mangelndes Verständnis entgegengebracht worden sei.

Die Gesellschaft Jesu gestand ein, „nicht nur in diesem Fall“ nicht „entschlossen, gewissenhaft und effektiv auf Nachrichten, Informationen oder beunruhigende Zeichen“ reagiert zu haben, was „schwere Missbräuche“ ermöglicht oder nicht verhindert habe, „dass sich das missbräuchliche Verhalten fortsetzte“. Dafür bitte der Orden die Opfer „mit gebrochenem Herzen für das entstandene Leid“ um Entschuldigung, so die Erklärung weiter.

Was die Wiedergutmachungsmaßnahmen betreffe, habe man „den Opfern, die dies beantragt haben, finanzielle Unterstützung für therapeutische Behandlungen angeboten“. Dieses Unterstützungsangebot werde jedem Opfer erneut unterbreitet. Darüber hinaus verpflichte der Orden sich, im Rahmen des Wiedergutmachungsprozesses sowohl mit den Opfern von Renato Poblete Barth als auch der weiteren jüngst des Missbrauchs überführten Ordenspriester Jaime Guzmán und Leonel Ibacache oder anderer Jesuiten in Dialog zu treten, um die am besten geeigneten Wiedergutmachungsmaßnahmen festzulegen.

(vatican news - cs)

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31. Juli 2019, 11:16