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Sri Lanka: 30 Tage nach dem Terror

Vor einem knappen Monat haben Christen weltweit Ostern gefeiert. Am Ostersonntag, den 21. April, feierten auch die Menschen in Sri Lanka. Doch in der Hauptstadt Colombo und in Negombo wurde dieser Tag zu einem schrecklichen. Bei islamistischen Anschlägen auf drei Kirchen und weitere Orte wurden mehr als 300 Menschen getötet und etwa 500 weitere verletzt.
Zum Nachhören

Fabian Retschke, Vatikanstadt, und Amadeo Lomonaco, Colombo

Jetzt war ein Korrespondent von Vatican News vor Ort und hat mit Zeugen sowie mit Kardinal Ranjith über die Anschläge gesprochen.

Ein junges Mädchen, das am Tag des Anschlags in der Kirche war, beschreibt, was sich in den Minuten des Anschlags ereignet hatte:

„Dann sah ich einige blutende Menschen“

„Ich war dort drüben, da gab es einige Bänke. Dann hörte ich ein lautes Geräusch und bin weggerannt. Mein Vater spielte die Orgel für die Messe auf Tamil. Mein Vater hat nach mir gerufen, aber ich hatte Angst, und darum bin ich nach draußen gerannt. Dann sah ich einige blutende Menschen. Alle haben geschrien und geweint. Und mein Vater nahm mich zum Haus einer Schwester mit.“

Padre Fernando ist Rektor des bei den Anschlägen zerstörten Sankt-Sebastian-Heiligtums in Negombo und war Augenzeuge des Anschlags. Er beschreibt, wie die ersten Rettungsmaßnahmen und Ermittlungen eingeleitet wurden.

Nie den Glauben aufgegeben

„Am Ostersonntagmorgen, um 8:45 Uhr, während der Messe, gab es diese tragische Bombenexplosion. Ich war nur knapp entkommen. Und sofort nach der Explosion haben wir versucht, den Verwundeten und Verletzten zu helfen. Sie haben geschrien und geweint. Gemeinsam mit den Mitgliedern der Gemeinde und den Priestern haben wir sie in die Krankenhäuser gebracht. Danach haben sie die Ermittlungen aufgenommen, die Polizei, die Marine, die Kriminalpolizei. Aber vom allersten Tag an, als das passierte, haben wir nie unseren Glauben aufgegeben!“

Medien berichten davon, dass die Täter aus dem eigenen Land kamen. Im Gespräch mit unserem Korrespondenten vor Ort erklärt der Erzbischof von Colombo, Kardinal Ranjith, wie es dazu kam, dass junge Menschen aus Sri Lanka in Syrien zu Terroristen ausgebildet wurden.

Ranjith: Wir waren nicht vorbereitet

„Wahrscheinlich, weil sie am Anfang dieser ISIS-Bewegung viele junge Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt eingeladen haben, sich ihnen anzuschließen. Und sicherlich haben sich diese Jugendlichen, die nach Syrien gegangen waren und dann Selbstmordattentäter wurden, indoktrinieren lassen. Und als erst einmal ISIS in Syrien verloren hat, sind sie zurückgekehrt in ihre Länder. Und hier in Sri Lanka haben diese Leute Monate gebraucht, um an diesen teuflischen Themen zu arbeiten, sich selbst und so viele andere Personen zu töten. Auf diese Weise sind sie quasi zu Werkzeugen des Teufels geworden.“

Kardinal Ranjith gibt der Regierung von Sri Lanka allerdings auch eine Mitverantwortung für die Gefährdung durch Attentate.

„Also, die derzeitige Regierung hat versucht, diese Geheimdienste abzubauen. Damit haben sie ein Stück weit die Struktur der nationalen Nachrichtendienste geschwächt. Deshalb wurden einige Informationen zu diesen Attacken, die sie bekommen haben, nicht ganz ernst genommen. Aus diesem Grund waren wir nicht vorbereitet und entsprechend waren die Attentäter so erfolgreich, mit vielen Opfern. Jetzt versucht die Regierung diese Sicherheitsdienste zu stärken, besonders die Geheimdienste. Sie versuchen, die Fehler zu korrigieren. Sie helfen bei dem Wiederaufbau der drei Kirchen und der betroffenen Orte. Wir müssen sagen, das ist das Beste. Was sie auch tun müssen, ist den Leuten zu helfen mit Geld, denen, die etwa ihre Eltern verloren haben und verletzt wurden.“

Ranjith berichtet ferner davon, wie die Gläubigen die Verbundenheit mit dem Heiligen Vater erleben.

Gott ist kein Gott der Rache

„Papst Franziskus hat uns danach einen persönlichen Brief geschickt, der uns sehr ermutigt hat. So wollte er uns seine Nähe und unsere Gemeinschaft ausdrücken. Wir sind ihm wirklich dankbar dafür.“

Wie gehen die Gläubigen vor Ort nun mit den Anschlägen um, wie geht es weiter in dem Land? Pater Fernando beschreibt, dass die Gemeinde keine Vergeltung wünscht, sondern sich nun mit der Passion Jesu identifiziert:

„Wir beten und feiern weiterhin die Messe in dem Schrein. Denn unser Gott ist nicht ein Gott der Rache. Er ist ein Gott der Liebe. Wir haben Ostern gefeiert. Wir haben uns selbst darauf vorbereitet, das Osterfest zu feiern. Selbst am Karfreitag sagt der Herr: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Das war der Geist, den wir hatten.“

(vatican news)
 

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20. Mai 2019, 13:33