Die Nachricht über die Weiterführung der Behandlungen für Vincent Lambert wurde von Pro-Life-Demonstranten mit Freude aufgenommen Die Nachricht über die Weiterführung der Behandlungen für Vincent Lambert wurde von Pro-Life-Demonstranten mit Freude aufgenommen 

Frankreich: Vincent Lambert wird vorerst weiter ernährt

Die künstliche Ernährung für den Wachkoma-Patienten Vincent Lambert wird bis auf weiteres fortgesetzt. Das hat ein französisches Berufungsgericht am späten Montagabend mit Blick auf die eingelegte Berufung der Eltern des Patienten gegen den Behandlungsstopp entschieden.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte hingegen am Nachmittag die Berufung der Eltern zurückgewiesen, da es keine „neuen Elemente“ gebe. Auch Frankreichs Präsident Macron hatte sich zu dem Fall geäußert und erklärt, die Entscheidung über eine Weiterbehandlung stehe ihm nicht zu. Die Eltern des Wachkoma-Patienten, beides gläubige Katholiken, hatten sich auch an den UNO-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen gewandt, dessen Antwort nun abgewartet werden soll.

Am Montag hatte sich Papst Franziskus mit einem Tweet indirekt zu dem Fall geäußert, der über die Grenzen Frankreichs hinaus Gegner und Befürworter von Euthanasie beschäftigt. An dem Tag, an dem die Ärzte die künstliche Ernährung von Lambert aussetzen wollten, hatte er zum Gebet für „Menschen mit schweren Gebrechen“ aufgerufen und betont, man dürfe der „Wegwerfkultur“ keinen Raum geben.

„Sind wir alle nur einfacher Abfall geworden?“

Expliziter und mit ähnlicher Wortwahl hatte sich der Pariser Erzbischof Michel Aupetit mit einer Botschaft zu Wort gemeldet, die er mit dem Titel versah: „Sind wir alle nur einfacher Abfall geworden?“ In der Diskussion um Vincent Lambert würden immer nur Länder aufgeführt, die „geringere ethische Standards“ als Frankreich hätten und in denen die Euthanasie eingeführt worden sei, wie Belgien oder die Niederlande. Viel eher sollten jedoch auch Länder wie Deutschland und Italien, in denen ein „größeres ethisches Gewissen“ herrsche, erwähnt werden, so der Erzbischof, der auch den Fall des Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher anführte. Dieser könne mit einem ähnlichen Gebrechen wie Lambert ungestört seiner Therapie nachgehen, ohne dass sich die Gesellschaft seines Falles bemächtige und von Euthanasie spreche.

„Zivilisation des Abfalls oder eine Zivilisation der Liebe?“

Die Gesellschaft stehe heute vor der Wahl, ob sie Menschen als „Roboter“ ansehe, die zerstört werden könnten, sobald sie zu nichts mehr nütze seien, oder ob sie davon ausgehe, dass sich der Wert des menschlichen Lebens nicht an seiner Nützlichkeit, sondern vielmehr an der Liebe füreinander bemesse. Es gehe um die Entscheidung für eine „Zivilisation des Abfalls“ oder eine „Zivilisation der Liebe“, so der Erzbischof in seiner Erklärung von Montagabend.

Lamberts Angehörige streiten

Im Fall des seit einem Unfall im Jahr 2008 in einer Art Wachkoma liegenden Patienten streiten seine Familienangehörigen seit Jahren um eine Aussetzung oder Weiterführung der Behandlung. Die Frau von Lambert plädiert dafür, die lebenserhaltenden Maßnahmen einzustellen, während die Eltern des Patienten strikt dagegen sind und dabei auch internationale Instanzen involviert haben.

Unterdessen hat die italienische katholische Gemeinschaft Papa Giovanni XXIII angeboten, den Patienten in einem ihrer Wohnheime in Frankreich unterzubringen. Die Gemeinschaft unterhält 251 Einrichtungen in Italien und in 42 weiteren Ländern, in denen 1283 Menschen in einem familiären Umfeld untergebracht sind.

(vatican news/afp - cs)

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21. Mai 2019, 10:14