Bischof Paul Hinder mit einem Kelch, den ihm Papst Franziskus in Abu Dhabi schenkte Bischof Paul Hinder mit einem Kelch, den ihm Papst Franziskus in Abu Dhabi schenkte 

Jemen: „Seit drei Jahren ohne Priester”

Bischof Paul Hinder, der apostolische Vikar von Südarabien, hat am Karsamstag zu Solidarität und Gebet für die wenigen Christen im Kriegsland Jemen aufgerufen. Seit drei Jahren hätten die kleine Gemeinde dort keinen Priester. Im Gespräch mit Vatican News erzählt der Schweizer Kapuzinerbischof auch über die Freude, in Abu Dhabi auf der arabischen Halbinsel mit Tausenden von Gläubigen in großer Andacht die Kar- und Ostertage zu feiern.

Gudrun Sailer und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt

Bischof Hinder leitet das Apostolische Vikariat Südliches Arabien mit Sitz in Abu Dhabi, das die arabischen Staaten Jemen, Oman und Vereinigte Arabische Emirate umfasst. Papst Franziskus hatte im Februar Abu Dhabi besucht und damit als erster Papst den Fuß auf die arabische Halbinsel gesetzt. Die katholischen Gläubigen dort kommen zur Gänze aus dem Ausland.

Hier zum Hören:

Er habe die Gläubigen am Gründonnerstag „bewusst auf die Situation im Jemen hingewiesen, weil sehr oft die Gefahr besteht, dass wir die Menschen einfach vergessen“, sagte uns Bischof Hinder. Im Jemen gebe es sehr wenige Christen, „aber es geht um das ganze Volk dort. Ich wolle darauf hinweisen, dass unsere wenigen Gläubigen, die dort sind, auch die Schwestern, die dort sind, nach der Eucharistie dürsten. Sie haben schon seit drei Jahren keinen Priester in ihrer Mitte.“ Hinder rief die Gläubigen dazu auf, „dass wir sie wenigstens in der Solidarität des Glaubens nicht vergessen und für sie und mit ihnen beten.“

„In einer Situation weiß ich auch, dass wir ihnen helfen können mit eucharistischem Brot, das wir mit einem sicheren Kurier hineinbringen konnten“

Er wisse, dass sich die Gläubigen im Jemen in kleinen Gruppen zum Gebet versammelten. „In einer Situation weiß ich auch, dass wir ihnen helfen können mit eucharistischem Brot, das wir mit einem sicheren Kurier hineinbringen konnten, damit sie eine Kommunionfeier machen können. Aber das ist natürlich kein Ersatz für das, was wir hier frei leben können. Einfach das zu spüren und ihnen zu spüren zu geben, ihr seid nicht allein.“

Hinzu komme im Jemen, „dass die ganze Situation im Land ein Desaster ist. Es gibt sehr viel Hunger in gewissen Teilen des Landes, es gibt Krankheit, es gibt Seuchen wie die Cholera“. Die Welt scheine zuzuschauen und zeigte sich bis jetzt nicht in der Lage, auf diesen komplizierten Konflikt effizient einzuwirken. „Es ist schwer schwierig, hier eine schnelle Lösung zu finden“, räumte Bischof Hinder ein. „Aber ich hoffe schon, dass mit der Hilfe Gottes, aber auch der Vernunft der Menschen, hier in absehbarer Zeit eine Entschärfung eintritt.“

Abu Dhabi: 6.000 Gläubige bei der Andacht

Im scharfen Kontrast zu den Vorgängen im Jemen stehen Hinders kirchliche Erfahrungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Ich bin jedes Jahr neu überrascht, wenn ich sehe, wie die Menschen in der Karwoche zu uns strömen: nicht einfach um eine Formalität zu erledigen, sondern es ist spürbar der Geist des Glaubens in diesen Menschen.“ Besonders wahrnehmbar sei das am Gründonnerstag bei der Abendmahlsmesse, fuhr Hinder fort. „Bei uns in Abu Dhabi waren zwischen 5.000 und 6.000 Gläubige auf dem Platz in einer Andacht, die mich jedes Jahr sehr beeindruckt.“ Die Karfreitagsliturgie werde wegen des großen Andrangs immer mehrmals hintereinander gefeiert werden, ebenso die Ostervigil.

Hinder sprach von einem merklichen geistlichen „Durst und Hunger dieser Menschen, die mit einer gewissen Selbstverständlichkeit da sind, obwohl es ihnen auch wirtschaftlich nicht besonders gut geht.“ Viele dieser Gastarbeiter lebten in großer Unsicherheit über die Zukunft ihrer Arbeitsstelle. „Aber sie geben sich ganz dieser Hoffnung hin, dass sie nicht alleingelassen sind, sondern dass einer mit ihnen geht, einer über ihnen steht, der letztlich die Macht in Händen hält, auch wenn wir das im Moment noch nicht spüren.“ Eine solche Hingabe gehöre aus seiner Sicht zum Fest der Karwoche und der Auferstehung Christi, „dass wir spüren, er ist ein Geheimnis, nicht abstrakt, sondern er existiert in unserem eigenen Leben, und jeder muss das bewältigen in seinem Glauben, darum geht es. Ohne Glauben stirbt das Ganze.“

(vatican news)

 

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20. April 2019, 12:13