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Emmaus: Eine Begehung zum Ostermontag

Das Lukasevangelium erzählt am Ostermontag die Emmausgeschichte. Zwei Jünger begeben sich auf Wanderschaft in den kleinen Ort Emmaus und erkennen erst am Ziel, dass es der auferstandene Christus war, der sie begleitet hat.

Renardo Schlegelmilch - Heiliges Land

Viele Gemeinden veranstalten heute deshalb eine Emmaus-Wanderung. Auch im Heiligen Land, am Originalort der biblischen Geschichte, der heute im umstrittenen Grenzgebet von Israel und Palästina liegt.

Laut Bibel sind es 60 Stadien von Jerusalem bis nach Emmaus, umgerechnet 15 Kilometer. Fünf Stunden wandern über Stock und Stein. Man könnte es sich aber auch einfacher machen. „Der einfachste und kürzeste Weg ist über die Autobahn, aber der ist vielleicht nicht schön“, sagt der Franziskaner-Bruder Gregor Geiger, der den alljährlichen Emmaus-Gang organisiert. Das Ziel ist der kleine Ort al-Qubeibe im Westjordanland.

„Ich will nicht sagen, Jesus ist diesen Weg gegangen, aber in dieser Landschaft haben Jesus und die Jünger gelebt“

Zwischen uns und dem Ziel liegen mehrere Täler, verschlungene Pfade und ausgetrocknete Flussbette, betonierte Straßen sind eher Seltenheit. Olivenhaine begegnen uns entlang des Weges, die an biblische Geschichten, wie die der Brotvermehrung, erinnern. Überhaupt wirken die Erzählungen aus Altem und Neuem Testament hier sehr präsent, sagt Bruder Gregor: „Ich will nicht sagen, Jesus ist diesen Weg gegangen, aber in dieser Landschaft haben Jesus und die Jünger gelebt, das beeindruckt mich schon immer wieder."

Ein bewegendes Erlebnis auch für die Pilger. Organisiert wird die Reise zwar von dem deutschen Franziskaner, es laufen aber Menschen aus verschiedensten Ländern mit: aus Italien, England oder sogar Kolumbien. Für viele ist die Emmaus-Pilgerschaft ein lang gehegter Wunsch. Margret Petersdorf ist vom Niederrhein angereist. „Emmaus ist mir sehr wichtig, als Frau alleine wäre diese Reise aber nie denkbar."

Vorab: Sicherheitsbedenken, währenddessen: Neugier 

Wir wandern dabei im umstrittenen Grenzgebiet zwischen Israel und Palästina. Die berüchtigte Grenzmauer befindet sich wenige Kilometer weiter im Landesinneren, wir laufen für einige Zeit quasi direkt die Grenze entlang. Aus Sicherheitsgründen mussten wir uns vorher mit Ausweis bei den Behörden für die Pilgerschaft anmelden.

Als wir den Checkpoint ins Westjordanland passieren, ist aber auf einmal alles viel weniger dramatisch als erwartet. Das breite Stahltor inmitten von Sperranlagen wird geöffnet, keiner von uns wird überhaupt kontrolliert. Wenn eine Gruppe von 150 christlichen Pilgern kommt, stellt diese kein großes Besorgnis dar. Eher sogar eine Attraktion für die Grenzbeamten, die extra ihr Wartehaus verlassen, um uns zu begrüßen.

Hupen, winken, Gespräche

Angekommen im Westjordanland fällt als erstes der viele Müll an den Straßenrändern auf. Eine organisierte Müllabfuhr gibt es zumindest in dieser Region Palästinas nicht. Viele kaputte Autos ohne Reifen oder Scheiben stehen am Straßenrand. Wir als Europäer sind heute die Attraktion des Tages. Ausländer verlaufen sich nur selten in den kleinen Ort al-Qubeibe. Geschweige denn eine Gruppe von 150 Leuten. Es wird gehupt und gewinkt, Kinder wollen unbedingt in gebrochenem Englisch mit uns sprechen.

Einmal müssen wir noch quer durch den Ort, bis wir unser Ziel erreicht haben. Die Ruine, wo sich Jesus den beiden Emmaus-Jüngern zu erkennen gegeben haben soll. Ob al-Qubeibe wirklich das historische Emmaus ist, ist wie bei so vielen biblischen Orten umstritten. Es gibt mindestens drei Orte im Westjordanland, die das für sich beanspruchen. Aber auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel.

(vatican news)

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22. April 2019, 11:51