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Brasilien: Indigene bei der Arbeit auf  einer Plantage Brasilien: Indigene bei der Arbeit auf einer Plantage 

Brasilien: Gewalt um Landkonflikte spitzt sich zu

Der Jahresbericht der Bischöflichen Kommission für Landpastoral (CPT) spricht eine deutliche Sprache: nahezu alle Formen von Gewalt gegen die ländliche Bevölkerung zeigen eine steigende Tendenz. Besonders schwer betroffen ist das Amazonasgebiet.

Fast eine Million Menschen waren 2018 in Landkonflikte verwickelt. Das geht aus dem Jahresbericht der CPT hervor, der am Wochenende am Sitz der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB) in der Hauptstadt Brasília vorgestellt wurde. Demnach wurden 960.630 Menschen Opfer von Gewalt im Rahmen von Landstreitigkeiten, was gegenüber 2017 einen Anstieg von 35,6 Prozent bedeutet. Auch bei den Familien ist die Tendenz steigend: 2018 waren 118.080 Familien in Landkonflikte verwickelt, 11 Prozent mehr als noch im Jahr 2017.

Im Jahr 2018 sei die Zahl der Morde in ländlichen Gebieten zwar deutlich zurückgegangen: von 71 im Jahr 2017 auf 28 im Jahr 2018. Doch schon für das Jahr 2019 sei die Tendenz wieder steigend. In den ersten vier Monaten des Jahres verzeichnete die CPT bereits 10 Morde im Zusammenhang mit Landkonflikten: „Die Gesamtzahl, die seit Januar 2019 bis heute erfasst wurde, entspricht bereits 36 Prozent der im Jahr 2018 registrierten Todesfälle“, halten die Autoren des Berichts fest.

Die Opfer der Landkonflikte: die Ärmsten der Armen 


Besorgt äußern sich die Mitglieder der Landpastoralkommission auch über die Situation der Familien in ländlichen Gebieten. So seien allein im Jahr 2018, 2.307 Familien von Großgrundbesitzern, 11.235 von den öffentlichen Behörden vertrieben worden. Insgesamt habe sich die Zahl der Landkonflikte seit 2016 deutlich erhöht, heißt es im Bericht der CPT.

Der Zankapfel Wasser...


Auch an der Front der Kämpfe um Wasser ist die Statistik 2018 alles andere als ermutigend: 2018 war das Jahr mit den meisten Wasserkonflikten seit 2002. Die Zahl der Wasserkonflikte ist um 40 Prozent, die Zahl der betroffenen Familien um 108% gestiegen. Laut CPT-Bericht wurden 50,4% Prozent der Kämpfe um Wasser von Bergbauunternehmen ausgelöst; ein Großteil davon entstand im Zusammenhang mit Wasserkraftwerken. Die Autoren des Berichts weisen darauf hin, dass die Bergbauaktivitäten selbst nicht die einzige Ursache für die Konflikte sind: „Eine Mine erfordert eine ganze Infrastruktur von Büros, Lagern, Straßen, Eisenbahnen, Pipelines. Und die Nutzung dieser neuen Gebiete führt unweigerlich zu Konflikten mit den Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften, die in diesen Gebieten leben und arbeiten.“

Sklavenarbeit und Umweltdelikte


Das CPT-Dokument erinnert auch daran, dass 2017 in ländlichen Gebieten 66 Fälle von Sklavenarbeit registriert wurden. 386 der 530 betroffenen Personen konnten befreit werden. Im Jahr 2018 wurden 86 Fälle registriert, mit 1.465 betroffenen Personen, von denen 945 befreit werden konnten.

In ihrem Bericht weist die Landpastoralkommission auch auf die Problematik der Umweltdelikte hin. So auch auf Fälle von Arbeitnehmern, die Opfer von Pestizid-Vergiftungen geworden seien. Zwischen 2000 und 2018 werden 363 Opfer von Pestizid-Vergiftungen verzeichnet. Hier dürfe aber auch nicht vergessen werden, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist, warnen die Verfasser des Berichts. Die meisten dieser Fälle kämen nämlich nie zur Anzeige, da die Arbeiter fürchten würden, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.


(cath.ch – skr)
 

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15. April 2019, 12:23