Koptisch-orthodoxe Kirche in Minya, Südägypten Koptisch-orthodoxe Kirche in Minya, Südägypten 

Ägypten: Katholiken warten noch auf Legalisierung ihrer Kirchen

Mehr als 900 christliche Kirchen hat das ägyptische Regime in den letzten drei Jahren legalisiert – eine stolze Zahl. Allerdings: Katholische Gotteshäuser finden sich nicht darunter.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Vielleicht hat das damit zu tun, dass die Katholiken nur ein kleiner, versprengter Haufen in Ägypten sind – und auch noch untereinander geteilt, etwa in koptische und lateinische Katholiken. Jedenfalls sagt der Generalsekretär des ägyptischen Kirchenrates, Pater Boulos Garas, im Interview mit Vatican News:

„Wir – die katholische Kirche – haben bis jetzt noch nicht eine einzige Erlaubnis bekommen. Wir haben 120 katholische Kirchen und zwanzig religiöse Häuser, die nicht offiziell geregelt sind. Die Anträge bei der Regierung sind längst eingereicht, und unser guter koptisch-katholischer Anwalt hat uns gesagt: Wir rechnen zu Ostern mit einer guten Nachricht.“

„Vielleicht haben wir die Anträge etwas später eingereicht als die anderen“

Ägyptens Präsident al-Sisi kam 2013 durch einen Putsch an die Macht; der damalige koptisch-orthodoxe Patriarch gab ihm dabei demonstrativ Rückendeckung. Das hat sich für die koptisch-orthodoxe Kirche, der ungefähr zehn Prozent der Ägypter angehören, ausgezahlt: Vor allem ihre Kirchen wurden in den letzten Jahren legalisiert. Und auch protestantische Kirchen.

„Vielleicht haben wir die Anträge etwas später eingereicht als die anderen“, sagt Pater Garas. „Unser Anwalt hat mit Ministerpräsident (Moustafa Madbouly) gesprochen, und der hat ihn darauf hingewiesen, dass Artikel acht und neun von Paragraph 80/2016 festlegen: Man darf keine Kirche und keine religiöse Einrichtung schließen, nur weil sie noch nicht die Legalisierung haben. Sie bleiben also offen und können gebraucht werden, bis die Erlaubnis kommt. Darum sind wir doch ziemlich zufrieden.“

Zum Nachhören

Legalisierung schützt die Kirchen nicht vor dem Zorn von Islamisten

Sisis Putsch und sein Entgegenkommen den Christen gegenüber reizt islamische Fundamentalisten. Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu Attentaten auf christliche Gotteshäuser. „Viele Kirchen sind eingeweiht und kurz darauf dann von den Fanatikern zerstört worden – und die Regierung konnte nichts dagegen tun“, so Pater Geras.

Natürlich hoffe er, dass sich daran künftig etwas ändern werde. „Allerdings ist die Anerkennung durch die Regierung auch nicht alles, denn vielleicht hat die Regierung nichts gegen den Bau einer Kirche, aber die Fanatiker in diesem oder im Nachbardorf sehen so einen Bau als eine Beleidigung an. Also gehen sie hin, stecken die Kirche an oder hindern die Leute daran, in die Kirche zu gehen.“

„Ich bin sicher, dass der, der die Kirche errichtet hat, auch imstande ist, sie zu beschützen“

Aber da gibt es doch dieses Dokument von Abu Dhabi über die „universelle Brüderlichkeit“ zwischen Katholiken und Muslimen? Papst Franziskus und der Großscheich der al-Azhar-Universität von Kairo, Ahmed et-Tayyeb, haben es im Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet. Aber dazu meint der katholische Geistliche: „Das sind offizielle Dinge, auf Chef-Ebene. Bis das unten vor Ort ankommt, wird es Jahrzehnte brauchen!“

Trotzdem mache er sich keine Sorgen. „Ich bin sicher, dass der, der die Kirche errichtet hat, auch imstande ist, sie zu beschützen – daran habe ich nie gezweifelt.“

(vatican news – sk)
 

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15. April 2019, 10:59