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Von ihm kam die erste öffentliche Vergebungsbitte: Johannes Paul II. Von ihm kam die erste öffentliche Vergebungsbitte: Johannes Paul II. 

Mexiko: Drei Päpste haben Indigene bereits um Vergebung gebeten

Die Kirche habe mehrfach, durch drei Päpste, für die Misshandlung Indigener um Entschuldigung gebeten und auch Spanien habe schon geantwortet, betont die mexikanische Bischofskonferenz mit Blick auf die entsprechenden Einlassungen des mexikanischen Präsidenten. Der emeritierte Bischof von San Cristóbal de las Casas, Felipe Arizmendi Esquivel, hat die am Donnerstag veröffentlichte Erklärung unterschrieben, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen lässt.

Die mexikanische Bischofskonferenz reagiert damit auf die Forderung des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, die spanische Regierung und Papst Franziskus sollten für Verbrechen und Gräueltaten an den Ureinwohnern um Entschuldigung bitten. Dies solle anlässlich des 500. Jahrestages der Eroberung des alten Tenoxtitlan, heute Mexiko-Stadt, im kommenden Jahr geschehen, so Obrador.


Johannes Paul II. bat schon 1992 um Vergebung


Der Heilige Papst Johannes Paul II. habe schon in Santo Domingo, in der Dominikanischen Republik, die indigene Bevölkerung um Vergebung gebeten, erinnern die Bischöfe: „Die Kirche, die mit ihren Ordensleuten, Priestern und Bischöfen seit jeher an der Seite der Indianer stand, wie könnte sie an diesen 500. Jahrestag die enormen Leiden vergessen, die den Bewohnern dieses Kontinents während der Zeit der Eroberung und Kolonialisierung zugefügt wurden? Im Namen Jesu Christi, als Hirte der Kirche, bitte ich Euch, denen zu vergeben, die Euch beleidigt haben, all denen zu vergeben, die in diesen fünfhundert Jahren die Ursache von Schmerz und Leid für Eure Vorfahren und für Euch waren. Die Welt braucht immer Vergebung und Versöhnung zwischen Individuen und Völkern. Nur auf diesen Grundlagen kann eine gerechtere und brüderlichere Gesellschaft aufgebaut werden“ (12. Oktober 1992).

Die lateinamerikanischen Bischöfe, die im Oktober 1992 in Santo Domingo ihre Generalversammlung hielten, schlossen sich ausdrücklich der Vergebungsbitte des Papstes an. Sie verkündeten zudem, dass sie eine „inkulturierte Evangelisierung“ entwickeln und konkrete Verpflichtungen eingehen wollten.

Eine erneute Verzeihungsbitte formulierte Johannes Paul II. zum Jubiläum der Menschwerdung Gottes in der Bulle „Incarnationis mysterium“ 1998: „Man muß jedoch eingestehen, dass die Geschichte auch viele Ereignisse verzeichnet, die ein Antizeugnis gegenüber dem Christentum darstellen. Wegen jenes Bandes, das uns im mystischen Leib miteinander vereint, tragen wir alle die Last der Irrtümer und der Schuld derer, die uns vorausgegangen sind, auch wenn wir keine persönliche Verantwortung dafür haben und nicht den Richterspruch Gottes, der allein die Herzen kennt, ersetzen wollen. Aber auch wir haben als Söhne und Töchter der Kirche gesündigt, und es wurde der Braut Christi verwehrt, in ihrer ganzen Schönheit zu erstrahlen. Unsere Sünde hat das Wirken des Geistes im Herzen vieler Menschen behindert. Unser schwacher Glaube hat viele der Gleichgültigkeit verfallen lassen und sie von einer echten Begegnung mit Christus abgehalten. Als Nachfolger Petri fordere ich, dass die Kirche, gestärkt durch die Heiligkeit, die sie von ihrem Herrn empfängt, in diesem Jahr der Barmherzigkeit vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht. Alle haben gesündigt, und niemand kann sich vor Gott gerecht nennen (vgl. 1 Kön 8, 46). Man möge ohne Furcht wiederholen: »Wir haben gesündigt« (Jer 3, 25), doch soll die Gewissheit lebendig erhalten werden, dass dort, »wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß geworden ist« (Röm 5, 20)“.

Auch Benedikt XVI. sah die „Schatten der Evangelisierung“

Im Rahmen einer Generalaudienz blickte der Nachfolger von Johannes Paul II. auf seine Apostolische Reise nach Brasilien zurück und formulierte im Mai 2007: „Gewiß, die Erinnerung an eine glorreiche Vergangenheit darf die Schatten, die das Werk der Evangelisierung des lateinamerikanischen Kontinents begleiteten, nicht ignorieren: Es ist in der Tat nicht möglich, das Leid und die Ungerechtigkeiten zu vergessen, die von den Kolonisatoren den oft in ihren grundlegenden Menschenrechten mit Füßen getretenen indigenen Völkern zugefügt worden sind. Aber die gebührende Erwähnung derartiger nicht zu rechtfertigender Verbrechen – Verbrechen, die allerdings schon damals von Missionaren wie Bartolomeo de Las Casas und von Theologen wie Francisco da Vitoria von der Universität Salamanca verurteilt wurden – darf nicht daran hindern, voll Dankbarkeit das wunderbare Werk wahrzunehmen, das im Lauf dieser Jahrhunderte von der göttlichen Gnade unter diesen Völkern vollbracht wurde.“


Papst Franziskus fand in Bolivien deutliche Worte

Anlässlich des Welttreffens der Volksbewegungen auf dem Messegelände in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien 2015 bekannte Papst Franziskus: „Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele und schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden. Das haben meine Vorgänger eingestanden, das hat der CELAM, der Lateinamerikanische Bischofsrat, gesagt, und auch ich möchte es sagen. Wie Johannes Paul II. bitte ich, dass die Kirche – ich zitiere – ,vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht'. Ich will Ihnen sagen – und ich möchte dabei ganz freimütig sein, wie es der heilige Johannes Paul II. war –: Ich bitte demütig um Vergebung, nicht nur für die von der eigenen Kirche begangenen Sünden, sondern für die Verbrechen gegen die Urbevölkerungen während der sogenannten Eroberung Amerikas. Gemeinsam mit dieser Bitte um Vergebung möchte ich, um gerecht zu sein, auch, dass wir uns an Tausende von Priestern und Bischöfen erinnern, die sich mit der Kraft des Kreuzes entschieden der Logik des Schwertes widersetzt haben. Es gab Sünde, es gab sie, und zwar reichlich, wir aber haben nicht um Vergebung gebeten, und deshalb bitten wir um Vergebung, bitte ich um Vergebung. Doch auch dort, wo es Sünde gab, wo es reichlich Sünde gab, ist die Gnade überreich geworden (vgl. Röm 5,20) durch diese Männer, die das Recht der Urbevölkerungen verteidigt haben.

Ich bitte auch Sie alle – Gläubige und Nichtgläubige –, sich an die vielen Bischöfe, Priester und Laien zu erinnern, welche die Frohe Botschaft Jesu mutig und sanftmütig, respektvoll und friedlich verkündet haben und verkünden. Und da ich die Bischöfe, Priester und Laien erwähnt habe, möchte ich nicht die Ordensschwestern vergessen, die anonym durch unsere Armenviertel gehen und eine Botschaft des Friedens und des Guten bringen. Sie alle haben auf ihrem Weg durch dieses Leben bewegende Werke der menschlichen Förderung und der Liebe hinterlassen, oft gemeinsam mit den einheimischen Bevölkerungen oder indem sie deren Volksbewegungen begleiteten, sogar bis zum Martyrium.“

Ähnlich äußerte sich Papst Franziskus dann in San Cristóbal de Las Casas in Mexiko.

Für die mexikanische Bischofskonferenz bittet dann auch Esquivel selbst um Vergebung für die gegenwärtigen Sünden. Anstatt die Ureinwohner weiter zu diskriminieren, sollte ihnen der Platz gegeben werden, den Gott selbst ihnen gegeben hat.

(pm/vatican news - ck)

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29. März 2019, 12:12