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Haiti am Rande des Abgrunds: Kirche schlägt Alarm

„Das Elend nimmt zu, das Gemeinwohl ist bedroht und es kann so nicht länger weitergehen“, warnen die Bischöfe Haitis in einer Mitteilung. Caritas-Italien weist auf die politische Unsicherheiten und die unzureichende Hilfe in dem Karibikstaat hin.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Alessandro Cadorin ist Koordinator der italienischen Caritas-Hilfe in Haiti. Er sagt im Gespräch mit Vatican News, dass der Hilferuf der Kirche in Haiti bisher unerhört bleibt. Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit dem Erdbeben vor neun Jahren komme das Land nicht zur Ruhe. Millionen Menschen waren und sind noch davon direkt betroffen.

Zum Nachhören

„Das Land hat einen großen Bedarf an Hilfsgütern. Leider kommt die Hilfe immer nur in Notfällen an, und bedauerlicherweise tritt Haiti erst dann in den Vordergrund, wenn sich große Katastrophen ereignen, die sich oft wiederholen; der letzte war der Hurrikan Matthew vor zwei Jahren. Daher kommt die Hilfe heute nur in geringerem Maße an; die heutigen Hilfsgüter reichen im Verhältnis zum Bedarf nicht mehr aus.“

Proteste der Bevölkerung

Hinzu kommen noch die heftigen Proteste der Bevölkerung gegen Präsident Jovenel Moise mit Dutzenden von Toten, zahlreichen Verletzten und weitreichenden Zerstörungen. Diese Demonstrationen begannen im Juli letzten Jahres, als es in der Hauptstadt Port au Prince nach der Verdoppelung des Kraftstoffpreises drei Tage lang zu gewalttätigen Protesten kam. Die Preisverdoppelung wurde dann wieder zurückgezogen, was zum Rücktritt des Premierministers führte. Das Klima wurde aber durch einen weiteren Skandal überhitzt. Es stellte sich nämlich heraus, dass auch frühere Führungskräften Haitis illegales Geld aus dem 2005 unterzeichneten PetroCaribe-Abkommen mit Venezuela eingesteckt hätten.

Eine recht komplexe und prekäre Situation vor allem auf sozioökonomischer Ebene, die es derzeit schwierig macht, sich auch eine politische Lösung vorzustellen, betont Alessandro Cadorin. Die Menschen gehen deshalb auf die Straßen und beanspruchen weiterhin jene Mittel, die sie zum Überleben brauchen. Die Verzweiflung sei in den letzten Monaten mit der Abwertung der Währung noch stärker geworden.

„Die Kirche ist ein wichtiger Partner des Dialogs mit den Institutionen und der Regierung, indem sie ihre Vision und ihre Werte einbringt. Als Caritas Italien sind wir hier seit 2010 präsent, im Laufe der Zeit haben wir mehr als 200 Projekte in verschiedenen Bereichen, von der sozialen bis zur Landwirtschaft, umgesetzt. Derzeit arbeiten wir hauptsächlich mit der lokalen Caritas in einem Prozess der organisatorischen Stärkung und Planung zusammen. Gemeinsam haben wir im Nordwesten ein Programm zur Bekämpfung der Unterernährung, das von der Europäischen Union finanziert wird und andere Programme. Sagen wir es so, unsere Angebote zielen vor allem darauf, die Gemeinschaften dahingehend zu motivieren, dass sie nicht nur ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen, sondern auch dafür kämpfen, dass ihre Rechte anerkannt werden.“

(vatican news)

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15. März 2019, 12:01