Pells Richter Peter Kidd bei der Urteilsverkündung am Mittwoch Pells Richter Peter Kidd bei der Urteilsverkündung am Mittwoch 

Australien: Bischofskonferenz schweigt zu Pell-Urteil

Auch einen Tag nach der Verkündigung des Urteils gegen Kardinal George Pell will die katholische Bischofskonferenz Australiens das Strafmaß nicht kommentieren. Am Mittwoch hatte der australische Richter Kidd öffentlich das Strafmaß von sechs Jahren sowie die Urteilsbegründung verlesen. Kardinal Pell ist wegen Kindesmissbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, eine Revision des Gerichtsverfahrens steht aus.

„Zu diesem Zeitpunkt gibt es dazu keine Stellungnahme“, teilte Pressesprecher Gavin Abraham am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur mit.

In australischen Medien wurden unterdessen am Tag nach der Urteilsverkündung sowohl Pell als auch die katholische Kirche scharf kritisiert. Schon die Enthüllungen der staatlichen Missbrauchskommission über das Ausmaß des Missbrauchs in der Kirche hätten viele Australier schockiert und entrüstet, schrieb der liberale „Sydney Morning Herald“.

„Jetzt gibt es Wut, aber es geht nicht nur um Pell“

„Jetzt gibt es Wut, aber es geht nicht nur um Pell“, hieß es in dem Kommentar weiter. „Er ist ein Sinnbild für die Wut gegen die Kirche, das stimmt. Aber er ist auch ein Sinnbild für die Wut darüber, dass mächtige Menschen Macht missbrauchen, heuchlerisch handeln, dem Rest der Gesellschaft sagen, was zu tun ist, und zusammenhalten, wenn etwas falsch läuft.“

Pell stehe für eine Kultur der Geheimhaltung und Vertuschung in der Kirche. „Sein Leben als Christ hat sich als Lüge erwiesen.“ 

Gericht verhängte über Pell eine sechsjährige Haftstrafe

Das konservative Nachrichtenportal news.com.au des Murdoch-Medienimperiums schlägt mit einem Artikel über den Umgang Pells mit einer von Missbrauch betroffenen Familie einen ähnlichen Tenor an. In dem Beitrag schreibt der Autor, dass Pell die Öffentlichkeit belogen habe. In einem Interview mit dem Politmagazin „60 Minutes“ des TV-Senders Nine Network habe Pell gesagt, das Ehepaar Christie habe ihm niemals Fotos ihrer Tochter mit aufgeschnittenen Pulsadern gezeigt. Zehn Jahre später habe Pell vor einem Untersuchungsausschuss des Parlaments des australischen Bundesstaates Victoria jedoch eingeräumt, das Foto gesehen zu haben.

Ein Gericht hatte für den 77 Jahre alten Kardinal am Mittwoch eine sechsjährige Haftstrafe festgelegt. Er war im Dezember von einer Geschworenen-Jury für schuldig befunden worden, 1996 als Erzbischof einen 13 Jahre alten Jungen in der Sakristei der Kathedrale von Melbourne missbraucht und einen anderen belästigt zu haben. Der Geistliche beteuert seine Unschuld. Seine Verteidiger kündigten Revision an.

(kna – sk)
 

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14. März 2019, 12:18