Bischof Mario Moronta (Mitte) liest seinen Brief an Maduro vor Bischof Mario Moronta (Mitte) liest seinen Brief an Maduro vor 

Venezuela: „Maduro soll endlich auf das Volk hören“

Ein Bischof spricht Klartext: Viele Venezolaner haben zuwenig zu essen und brauchen dringend Hilfe. Bischof Mario Moronta von San Cristóbal ist Vize-Vorsitzender der Bischofskonferenz und liest uns einen offenen Brief vor, den er an Präsident Nicolás Maduros gerichtet hat.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Bischof Moronta wendet sich direkt an Präsident Maduro. Man könne nicht die „lärmende Stimme, die sich im Grenzgebiet zu Cúcuta erhebt“, überhören. Die Menschen litten, so der Bischof von San Cristobál, der auch Vize-Vorsitzender der venezolanischen Bischofskonferenz ist.

Moronta wirbt dafür, dass das Regime Lebensmittel- und Medikamentenhilfe aus dem Ausland ins Land lässt. Sie wird derzeit in Cúcuta an der Grenze Kolumbiens zu Venezuela gesammelt. Der Streit um die Hilfe aus dem Ausland ist Teil der Machtprobe zwischen Maduro und Juan Guaidó; der Oppositionelle, der sich zum legitimen Präsidenten des Landes erklärt hat, weist auf die Notlage der Bevölkerung hin, während Maduro beteuert, Venezuela brauche keine Hilfen.

Moronta: „Es ist kein Geheimnis, dass wir heute die schwerste politische, wirtschaftliche, soziale und moralische Krise durchmachen, die das Land jemals heimgesucht hat. Es zu leugnen bedeutet, die Sonne mit einem Finger bedecken zu wollen. Ich weiß, dass Sie und Ihre Anhänger nicht gerne die Lage als ,Krise oder humanitäre Notlage´ bezeichnen wollen, aber wie können wir sonst die Situation beschreiben, die die überwiegende Mehrheit unserer Geschwister betrifft?“

Man kann die Notlage nicht leugnen

Bischof Moronta bittet den Regimeführer darum, doch einmal nachzudenken. Es sei in dieser Situation gar nicht möglich, „die Verschlechterung der Lebensqualität der Venezolaner zu leugnen“, weil es weithin Hunger gebe und „viele Familien nicht essen, was notwendig ist, um sich selbst ernähren zu können“.

In dem langen Brief stellt der Bischof von San Cristóbal auch einige Maßnahmen der Regierung Maduro in Frage, beispielsweise die Militärpräsenz an der Grenze zu Kolumbien, um den Einfuhr humanitärer Hilfe zu verhindern. Da fragt sich der Bischof: „Gehören diese Soldaten nicht auch zum Volk? Sie sind da, um die Männer und Frauen Venezuelas zu verteidigen und nicht, um sie zu unterdrücken. Haben Ihnen Ihre Berater und Informanten das nicht gesagt, dass das Volk entkräftet ist? Vermeiden Sie Blutvergießen! Beenden Sie die Verfolgung von Dissidenten! Hören Sie zu und spüren Sie das Leid eines Volkes, das Freiheit und Gerechtigkeit will, aber mit Würde und ohne Unterdrückung.“

Unabhängigkeit Venezuelas wahren

Auf den Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó geht Moronta nicht ein; auch der Vatikan hat sich in dieser Frage nicht positioniert. Der Bischof schreibt lediglich: „Ich gehöre zu denen, die glauben, dass wir unsere Unabhängigkeit und Autonomie ständig bekräftigen müssen. Aber das gilt auch für jene Länder, die in Venezuela eine Ideologie durchsetzen wollen, die mit der lateinamerikanischen Integration bricht, den Menschen entwertet und die Größe einer Gesellschaft zerstört.“

Welche Länder und politischen Ideologien der Bischof genau meint, nennt er nicht namentlich. Einige Länder wie Russland, China und Indien haben sich explizit auf die Seite Maduros gestellt, da sie mit seiner Regierung wirtschaftliche und teils auch militärische Abkommen geschlossen haben. Venezuela gilt als eines der größten und wichtigsten Erdölexport-Länder der Welt. Die Gesellschaften, die das Erdöl pumpen, gehören mehrheitlich dem venezolanischen Staat.

(vatican news)

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19. Februar 2019, 14:02