Der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan Der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan 

USA: Spätabtreibungsgesetz erhitzt die Gemüter

In der Debatte um die Verabschiedung des Gesetzes, das Abtreibungen bis zum Zeitpunkt der Geburt erlaubt, liefern sich der Erzbischof und der Gouverneur des Bundesstaates New York einen erbitterten Schlagabtausch. Nun hat Kardinal Timothy Dolan einen offenen Brief an die Gläubigen geschrieben. Die pastorale Note wurde am vergangenen Sonntag am Ende der Messe in allen New Yorker Kirchen verlesen.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Das vom Bundesstaat New York verabschiedete Gesetz definiert Kardinal Dolan als schlichtweg entsetzlich: wer ein Kind, das „Scheren, Skalpellen und Salzlösungen zum Trotz seine Abtreibung überlebt hat“ einfach sterben lässt, wird von jeder Anklage freigesprochen. Auch lässt es die Gewissensverweigerung von im Gesundheitswesen Tätigen nicht gelten, die sich weigern, sich an diesem „makabren Vorgehen“ zu beteiligen.

„Ich bin Priester, kein Politiker,“ schreibt der Erzbischof in seinem offenen Brief, „aber gerade als solcher bin ich verpflichtet, unsere politischen Führer aufzufordern, ihre Prioritäten zu überdenken. Das ungeborene Kind im Mutterleib muss mit der gleichen Kraft und Leidenschaft respektiert und geschützt werden wie der Migrant ohne Papiere, die alleinerziehende Mutter, die Großeltern, die im Sterben liegen oder die Armen, die ums Überleben kämpfen.“

Menschenrechte des vorzeitigen Neugeborenen keine „katholische Frage“

Die Reaktion des New Yorker Gouverneurs Andrew Cuomo ließ nicht lange auf sich warten: in einem langen Interview in der „New York Times“ erklärt er, warum er das Gesetz unterstützt; die Position des Kardinals ordnet er lapidar der „religiösen Rechten“ zu. Darauf lud der Kardinal den Gouverneur, der sich oft als katholisch bezeichnet hat, ein, seine Aussagen zu überdenken. Die Verteidigung der Menschenrechte des vorzeitigen Neugeborenen auf eine „katholische Frage“ zu reduzieren, sei nicht nur eine Beleidigung der Vertreter der vielen Religionen, die sich diesem Kampf angeschlossen haben, sondern auch der Verfassung und der Biologie.

Weiter führte der Kardinal aus: „Der Gouverneur hält mich nicht für „rechts“, wenn er meine Hilfe braucht für die Erhöhung des Mindestlohns, die Gefängnisreform, die Aufnahme von Flüchtlingen und die Verteidigung von Universitätsprogrammen für Strafgefangene“. Der Glaube beträfe die Person und ihre Bürgerrechte, und daher könne die Abtreibungsdebatte auch nicht als „rechts“ oder „katholisch“ definiert werden.

Alles unternehmen, damit die ungeborenen Kinder und ihre Mütter geschützt werden

Kritisch äußerte sich auch Joseph F. Naumann, Präsident der Pro-Life-Kommission der amerikanischen Bischöfe. Es sei eine Lüge zu glauben, dass die Gesundheit einer Mutter von der absichtlichen Tötung ihres Kindes abhinge, betonte er. Daher sein Appell an alle Katholiken, auf legislativer und ziviler Ebene alles zu unternehmen, damit „die ungeborenen Kinder und ihre Mütter“ geschützt werden.

Die Gesetzeslage

Konkret rechtfertigt das neue Gesetz die Abtreibung als Gesundheitsvorsorge und erlaubt die Durchführung von Abtreibungen bis zum neunten Schwangerschaftsmonat. Damit wird auch jeglicher Schutz für Kinder aufgehoben, die nach einer Abtreibung lebend geboren werden. 


(sir/vatican news)
 

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13. Februar 2019, 16:01