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Venezuela: Auch Bischöfe bei Protestmärschen gegen Maduro

An den Protestmärschen gegen die sozialistische Regierung von Nicolas Maduro in Venezuela haben sich auch zahlreiche Bischöfe beteiligt. Die venezolanische Bischofskonferenz veröffentlichte im Kurznachrichtendienst „Twitter“ Fotos von den Bischöfen Mario Moronta (San Cristobal), Victor Hugo Basabe (San Felipe), Luis Enrique Rojas (Merida) und Ulises Gutierrez (Ciudad Bolivar), die sich an der Seite der Demonstranten zeigten.

Maturins Bischof Enrique Perez Lavado berichtete am Mittwoch (Ortszeit), Einheiten der regierungstreuen Nationalgarde hätten eine Kirche umstellt, in der 700 Gläubige nach Protesten Schutz gesucht hätten. Die Menschen konnten einige Stunden später aber unsersehrt das Gotteshaus verlassen. Bei den Protesten und Unruhen kamen Dienstag und Mittwoch nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mindestens 16 Menschen ums Leben. Die meisten starben durch Schusswaffen.

Zum Nachhören

Während die Bischofskonferenz zu Ruhe und Dialog mahnt, schließen sich etliche Priester den Demonstranten an. Einer davon ist Pfarrer Rector, der dem kolumbianischen Sender NTN24 sagte: „Meine Anwesenheit bedeutet einfach nur, dass ich ein Volk begleite, das derzeit sehr viel Leid erfährt. Die Menschen auf den Straßen sagen nur eines: es gibt die freie Meinungsäußerung in einem demokratischen Land wie Venezuela.“

„In einem demokratischen Land geht es darum, dass man alle Stimmen hört und respektiert“

Bei den Protesten, an denen Priester teilnähmen, gehe es nicht um Krawall, sondern um die Botschaft, die die Bischöfe in den vergangenen Tagen veröffentlicht hätten, fügt Pfarrer Rector an. „Das Dokument der venezolanischen Bischofskonferenz besagt ganz klar, dass alle die grundlegenden Rechte respektieren sollten. Ich bin aber hier mit den Demonstrierenden, weil ich meine Gläubigen begleite und ihnen beistehen will. Das kann ich mit meinem Glauben vereinbaren. Deshalb hoffe ich auch, dass sich etwas ändert in diesem Land.“

Er halte sich aus den „politischen Spielchen“ raus, so der Priester weiter. Es gehe nicht um das Schicksal einzelner Politiker. „Es geht darum, dass Venezuela wieder den Frieden, die Fröhlichkeit und Zukunftshoffnungen erlangt. In einem demokratischen Land geht es darum, dass man alle Stimmen hört und respektiert. Die Politik sollte die friedlichste Art sein, um Vereinbarungen unter Menschen zu treffen. Alles andere ist nicht hinnehmbar.“

Machtkampf zwischen Maduro und Opposition

In dem krisengebeutelten südamerikanischen Land erreichte der Machtkampf zwischen dem linksnationalistischen Staatschef Maduro und der Opposition in den vergangenen Stunden einen neuen Höhepunkt. Oppositionsführer Juan Guaido - er ist Präsident des von Maduro entmachteten und durch eine Verfassunggebende Versammlung ersetzten Parlaments (Nationalversammlung) - erklärte sich bei Massenprotesten gegen die Regierung zum Interimspräsidenten und erhielt umgehend die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump und zahlreichen lateinamerikanischen Staaten. Venezuelas Streitkräfte stellten sich hinter Maduro und wiesen Guaidos Machtanspruch zurück. International stellten sich bisher Russland, China, die Türkei, Mexiko sowie Bolivien, Kuba und Nicaragua an die Seite Maduros.

Guaido berief sich bei seinem Schritt auf die Verfassung. Die Vereidigung des im Mai unter hoch umstrittenen Umständen wiedergewählten Präsidenten Maduro sei verfassungswidrig. Guaido will eine Übergangsregierung und Neuwahlen durchsetzen. Der Ingenieur ist Absolvent der Katholischen Universität Andres Bello, die zu den Hochburgen der Proteste gegen Maduro zählt.

Bischöfe rufen Militär zum Bürgerschutz auf

Die venezolanischen Bischöfe - die Bischofskonferenz hatte erst vor zwei Wochen Maduros erneute Präsidentschaft als „illegitim“ kritisiert - riefen das Militär auf, die Bürger zu schützen. Die neuen Proteste seien ein Zeichen der Hoffnung. Zugleich erinnerten die Bischöfe in einer Stellungnahme an die historische Bedeutung des Datums: Es ist der 61. Jahrestag des Sturzes von Ex-Diktator Marcos Perez Jimenez, der am 23. Januar 1958 ins Exil in die USA ging.

Auch in anderen lateinamerikanischen Ländern gingen tausende venezolanische Flüchtlinge auf die Straße, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Beim Weltjugendtag in Panama-Stadt sprechen sich Exil-Venezolaner für den Regierungswechsel aus. Ein Venezolaner durchbrach am Mittwochabend bei der Fahrt von Papst Franziskus im Papamobil die Absperrung und schwenkte vor dem Fahrzeug eine venezolanische Flagge.

Venezuela wird seit Jahren von einer heftigen innenpolitischen Krise erschüttert. Was 2014, im Jahr nach dem Krebstod von Revolutionsführer Hugo Chavez und dem anschließend bereits umstrittenen Wahlsieg Maduros mit Massenprotesten im ganzen Land begann, hat seine Fortführung in einem riesigen Massenexodus gefunden. Bislang haben rund drei Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen. Sie flohen wegen der anhaltenden Versorgungskrise, der hohen Kriminalität, der grassierenden Inflation und der staatlichen Unterdrückung.

(kna/youtube - mg)

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24. Januar 2019, 11:44