Archivaufnahme der Zelte von Binnenflüchtlingen in Hassakè, November 2018 Archivaufnahme der Zelte von Binnenflüchtlingen in Hassakè, November 2018 

Syrien: „Enorme Spannung“ in kurdischer Zone

Im kurdisch kontrollierten Nordosten des Landes herrscht „ein Klima enormer Spannung“. Das sagte der syrisch-katholische Bischof von Hassakè-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, der Nachrichtenagentur asianews.

Die Menschen fürchteten „neue Zusammenstöße“: „Wir haben Angst vor einem neuen Krieg und neuen Angriffen, die Lage ist sehr instabil.“ Die Zone entlang der türkischen Grenze wird von kurdischen Kämpfern kontrolliert; da die Amerikaner einen Abzug ihrer Truppen aus Syrien angekündigt haben, droht den Kurden hier eine Offensive der türkischen Armee.

„Amerikanische Zweideutigkeit“

Hindo ist schon seit längerem ein offener Kritiker der „amerikanischen Zweideutigkeit“ in der Region. Zugleich hat er nach eigenen Angaben die kurdischen Kämpfer bei einem persönlichen Treffen ermahnt. „Ich habe ihnen gesagt, sie dürften sich nicht wie eine Besatzungsmacht aufführen“, da der Anteil der Kurden in dem Gebiet nur bei zehn Prozent der Gesamtbevölkerung liege.

Zum angekündigten Rückzug der Amerikaner sagt der Bischof: „Die USA machen nie etwas kostenlos, die haben sicher einen Plan B oder sogar Plan C. Wir glauben ihren Worten nicht, und ich persönlich zweifle daran, dass sie wirklich abziehen werden.“ Solange es eine US-Militärpräsenz im syrischen Nordosten gebe, würden türkische Soldaten aus seiner Sicht „sicher nicht die Grenze überschreiten“.

Bischof sieht bei den Kurden keine klare Strategie

Er nehme zwar wahr, dass die Kurden sich angesichts des US-Abzugs um „ein Wiederanknüpfen der Beziehungen zu Damaskus“ bemühten. Doch hätten die Kurden, soweit er das sehe, „keine klare Strategie“. Er habe ihnen gesagt: „Wir Christen wollen Frieden, Entwicklung, Freiheit.“ Und er habe den kurdischen Führern gesagt, sie sollten „die syrische Regierung nicht des Despotismus anklagen, denn auch die Kurden selbst benehmen sich ja (in den von ihnen kontrollierten Gegenden) genauso“.

US-Präsident Donald Trump hat kürzlich überraschend einen Abzug der ca. 2.000 US-Kämpfer aus Syrien angekündigt. Daraufhin begann die Türkei, eine Militäroffensive gegen die Kurden in Syrien zu planen, die bisher US-Verbündete gewesen waren. In ihrer Not wandten sich die kurdischen Kämpfer an das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Mittlerweile versucht Trump, Ankaras Preis für eine Intervention in Syrien in die Höhe zu treiben. Per Tweet drohte er der Türkei mit „wirtschaftlicher Zerstörung“, falls sie aus dem US-Abzug Nutzen zu ziehen versuche.

(asianews – sk)

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15. Januar 2019, 14:04