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Papst Franziskus 2015 in Rom mit Angehörigen von Asia Bibi Papst Franziskus 2015 in Rom mit Angehörigen von Asia Bibi 

Pakistan: „Das ist eine Wende!“

„Ich war mir sicher, dass es so kommen würde“: So reagiert der pakistanische Menschenrechtsaktivist Paul Bhatti auf Asia Bibis endgültige Freisprechung. Das sei eine „wunderbare Nachricht“, sagte er im Interview mit Radio Vatikan.

„Vor allem will ich der pakistanischen Justiz danken! Die Richter waren ausgesprochen mutig und haben sich tatsächlich dafür eingesetzt, dass Gerechtigkeit geschieht.“

Paul Bhatti ist der Bruder von Shahbaz Bhatti: Der kurzzeitige Minister für Minderheiten wurde 2011 von einem islamistischen Wirrkopf ermordet. Kein Wunder, dass Paul in einem solchen Moment an seinen Bruder Shahbaz denkt.
„Ich will auch an meinen Bruder erinnern, und an den Gouverneur von Punjab: Beide haben ihr Leben verloren, weil sie die Welt auf diesen Fall aufmerksam gemacht haben. Und ich danke auch der internationalen Gemeinschaft. Es ist ihnen allen zu verdanken, dass Asia Bibi heute endgültig freigesprochen wurde.“

„Justiz hat anerkannt, dass Christen in Frieden leben wollen“

Er könne seine Freude „gar nicht zurückhalten“, sagt Paul Bhatti. Und er prophezeit: „Das ist eine Wende für Pakistan! Eine Wende nicht nur in dem Sinn, dass Asia Bibi jetzt frei ist, sondern auch durch die Botschaft, die die Richter, die pakistanischen Medien und die gegenwärtige Regierung Pakistans da abgegeben haben. Die Gerechtigkeit ist jetzt in Pakistan sehr stark, entschlossen und echt!“

Fragt sich nur, was die jüngste Wendung des Falls Asia Bibi für die christliche Minderheit als ganze bedeuten wird. Auch hier spricht Bhatti von einer Wende.

„Die Wende besteht vor allem darin, dass die Justiz auf höchster Ebene eine sehr detaillierte Entscheidung getroffen hat. Damit hat sie anerkannt, dass die Christen in Frieden leben und die Religion und den Glauben aller Menschen respektieren wollen. So vielen Muslimen hat man erzählt, dass die Christen ihre Feinde seien, dass Asia Bibi und andere Christen ihren Propheten Mohammed beleidigten. Und stattdessen hat sich jetzt die Erkenntnis durchgesetzt, dass all das eine Ungerechtigkeit ist, die im Namen der Religion verübt wird und dass man sie nicht akzeptieren darf.“

Asia Bibi wird wohl das Land verlassen

Das sei eine gute Nachricht für alle Christen, die sich in der pakistanischen Gesellschaft vielfältigen Verdächtigungen und Diskriminierungen ausgesetzt sehen. „All diese Christen, die Druck erlebt haben und dachten, dass sie niemals in diesem Land Gerechtigkeit erlangen würden, sind jetzt erleichtert, weil sie sehen, dass man sehr wohl der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen kann. Also ist das der Anfang eines wichtigen Wandels.“

Und Asia Bibi selbst? Was wird die Frau, die jahrelang in einem Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartete, jetzt mit ihrer Freiheit tun? Bhatti:

„Ich glaube, dass sie das Land verlassen wird. Ich weiß nicht, wohin sie gehen wird; es gibt viele Länder, die angeboten haben, sie aufzunehmen. Aber ich bin mir sicher: Sie wird das Land verlassen. Wir müssen allerdings auch daran denken, dass es viele Fälle wie den von Asia Bibi gibt – Menschen, die noch im Gefängnis sitzen und noch nicht frei sind. Wir alle müssen auch daran denken. Asia Bibi hatte Glück, sie hat diese ganze Unterstützung auf internationaler Ebene, auf lokaler politischer Ebene, auch von der Justiz bekommen. Sie ist jemand, der gelitten hat; sie war unschuldig. Aber denken wir daran: Es gibt auch andere, die mit derselben Beschuldigung (der Blasphemie) noch im Gefängnis sitzen und Gewalt erlebt haben.“

Mit großen Protesten rechnet Bhatti nicht mehr

Der vorläufige Freispruch für Asia Bibi im Oktober hatte zu wütenden Protesten im ganzen Land geführt – so wütend, dass unter dem Druck der Straße auf einmal noch die Berufung gegen das Urteil zugelassen wurde. Wird es jetzt zu ähnlichen Bildern auf Pakistans Straßen und Plätzen kommen?

„Ich glaube, die Reaktion wird sehr schwach ausfallen. Zunächst einmal, weil die Leute über das Fernsehen, die Talkshows, sehr genau verstanden haben, dass das eine gerechte Entscheidung ist. Und zweitens, weil die dreihundert Menschen, die Proteste organisieren wollten, verhaftet worden sind. Darum wird, glaube ich, nicht viel geschehen…“

(vatican news – sk)

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29. Januar 2019, 13:52