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Eine Frau und ein Kind in der peruanischen Hauptstadt Lima Eine Frau und ein Kind in der peruanischen Hauptstadt Lima 

Peru: Deutscher Franziskaner gibt Frauen neue Perspektiven

Monica musste in peruanischen Spelunken mehr als nur Getränke anbieten. Ein deutscher Franziskaner hilft ihr und anderen Opfern von Frauenhändlern, den Weg in ein neues Leben zu finden.

Monica, 17, streicht sich das dunkle Haar hinter die Ohren und malt konzentriert mit roter und schwarzer Farbe das Mandala-Blatt vor ihr auf dem Tisch aus. Neben ihr tun acht weitere junge Frauen dasselbe. Bei der anschließenden Auswertung nimmt Monica ihren ganzen Mut zusammen und bekennt in der Gruppe: „Was ich gemalt habe, ist ein Hoffnungszeichen, damit ich nicht wieder zurückfalle.“ Monica und ihre Gefährtinnen sind bei Polizei-Razzien in Orten rund um den Titicaca-See aufgegriffen worden. Sie haben in Spelunken Bier ausgeschenkt, zum Trinken animiert - und die eine oder andere hat auch mehr als nur Bier angeboten. Nicht freiwillig. Denn Monica und ihre Freundinnen sind Opfer von Frauenhändlern geworden; von Menschen, die sie mit dem Versprechen auf einen guten Job ins Goldgräber-Camp nach Rinconada oder in die Diskothek nach Juliaca gelockt haben.

Franziskanerpater aus Heidelberg

„Die Mädchen sind sehr zurückhaltend und verängstigt“, berichtet Pater Vicente Michael Imhof. Der Franziskaner und sein Team organisieren alle zwei Wochen ein Tagesseminar für Opfer des Mädchenhandels in Puno, das den Mädchen helfen soll, „mit ihren Emotionen besser fertig zu werden“. Sieben Seminare haben schon stattgefunden; das Vertrauen der Mädchen zu Padre Vicente und seinen Teamkolleginnen Lita Condado und Karina Barrientos ist gewachsen. Der gebürtige Heidelberger lebt bereits seit 27 Jahren in Peru. Menschenhandel beschäftigt den Franziskanerorden weltweit seit bald 20 Jahren. 1999 brachte die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen UISG eine Studiengruppe zum Thema auf den Weg. 2010 fand ein Weiterbildungsprogramm für lateinamerikanische Ordensfrauen in Lima statt. Im Anschluss bildete sich das Netzwerk „Kausay“; das Quechua-Wort steht für „Leben in Fülle“.

35 Orden gehören dem Netzwerk in Peru an

Dem Netzwerk gehören allein in Peru 35 Orden an. Auch Vicente Michael Imhof ist in Puno dafür tätig. Eine neue Dimension erreichte der Mädchenhandel mit dem Höhenflug des Goldpreises in den 2000er Jahren. Illegale Goldgräbercamps lockten Männer aus ganz Peru an - so auch in Rinconada, der 5.000 Meter hoch gelegenen Goldgräbersiedlung in Puno. „Die Krämerläden dort verwandeln sich abends in Kneipen, wo Bier ausgeschenkt wird. Die Mädchen müssen die Männer zum Trinken animieren“, erläutert Pater Imhof, wie Mädchen, die als Verkäuferinnen angestellt sind, in die Prostitution abgleiten. 191 Frauen wurden allein 2017 bei Polizei-Razzien in Rinconada und anderen gefährdeten Orten Punos aufgegriffen, berichtet Mario Nunez von der Staatsanwaltschaft. Die minderjährigen Mädchen unter ihnen, die nicht zu ihren Herkunftsfamilien zurückkehren können, kommen in ein staatliches Heim. Im Centro de Asistencia Residencial (CAR) in Puno wohnen auch Monica und die anderen Mädchen, die am Kausay Seminar teilnehmen. Auch die Lage des Veranstaltungsortes auf dem Land, mit Blick auf den Titicaca-See, ist heilsam für die Mädchen.

Auf einem guten Weg

Fester Bestandteil jedes Seminars ist ein Besuch bei den Alpakas, die sich mit ihrem Kuschelfell umarmen und streicheln lassen. Der Weg aus der Prostitution ist für die betroffenen Mädchen nicht einfach. Und der Lockruf schnellen Geldes angesichts fehlender alternativer Verdienstmöglichkeiten ist stark. Umso wichtiger sei es, die Mädchen langfristig zu begleiten und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen, so der deutsche Pater. Monica, die bis vor einem Jahr noch in einer Diskothek in Puno arbeitete, ist auf einem guten Weg - und weiß genau, was sie möchte: „Zuerst mache ich eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Danach möchte ich Polizistin werden.“

(kna - hoe)

 

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05. Dezember 2018, 10:42