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Kardinal Parolin (r.) ist der wichtigste Mitarbeiter des Papstes Kardinal Parolin (r.) ist der wichtigste Mitarbeiter des Papstes 

Kardinal Parolin zu Weihnachten im Irak

Der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako, wird am 24. Dezember erstmals die Weihnachtsmesse gemeinsam mit dem päpstlichen Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin feiern. Kardinal Parolin wird sich bis 28. Dezember im Irak aufhalten und u.a. auch die nordirakische Stadt Erbil und die kleinen christlichen Städte der Ninive-Ebene besuchen.

In kirchlichen Kreisen des Irak wird die Visite Parolins im Zusammenhang mit Vorbereitungen auf einen möglichen Papstbesuch gesehen, wie die Stiftung Pro Oriente am Sonntag mitteilt.

Auch ein Abstecher nach Erbil

Kardinal Parolin wird zuerst in Bagdad mit Repräsentanten der Regierung und Vertretern der Kirchen des Irak zusammentreffen. Am 24. Dezember um 20.30 Uhr Ortszeit wird Parolin gemeinsam mit dem chaldäischen Patriarchen in der Bagdader Josefskathedrale im Bezirk Qarrada die Weihnachtsmesse zelebrieren. In Bagdad wird Parolin auch die syrisch-katholische Marienkathedrale besuchen, wo im Herbst 2010 bei einem Überfall islamistischer Terroristen dutzende Gläubige den Tod fanden.

Nach Bagdad wird der päpstliche Kardinal-Staatssekretär auch Erbil, den Sitz der autonomen kurdischen Regionalregierung, besuchen. Von dort aus ist eine Fahrt nach Qaraqosh (Baghdida), der bedeutendsten christlichen Stadt der Ninive-Ebene, vorgesehen, wo Kardinal Parolin in Konzelebration mit dem syrisch-katholischen Patriarchen, Mor Ignatius Yousif III. Younan, die Heilige Messe feiern wird.

„Einheit des Irak notwendig“

Patriarch Sako hat in seiner Weihnachtsbotschaft die Bedeutung der Einheit des Irak betont. Die Feier der Geburt Christi biete zudem die Gelegenheit, der Erneuerung der menschlichen Natur durch die Gnade Gottes zu gedenken.

Zu Weihnachten höre der Krieg auf, die Nächstenliebe wachse: „Durch das Zeugnis des Glaubens, die Gebete, die Nächstenliebe und den Beitrag zum Wiederaufbau des Landes können wir mit den Engeln ‚Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade' singen“. Es gehe um die wahre „Humanisierung“. Durch die Sakramente empfange jeder Christ die „Gnade der Einheit“, aber diese Berufung bedürfe des tagtäglichen Einsatzes, des Mutes und harter Arbeit. Diese Berufung gelte allen Menschen guten Willens - in einer Perspektive der „Geschwisterlichkeit, der Nächstenliebe und des Friedens“.

Sako: Wer Chaos sät, glaubt nicht an Gott

Für die Christen sei die Bedeutung des Gebets und der Teilnahme am Leben der Gemeinschaft noch entscheidender, so der Kardinal-Patriarch. Der Glaube müsse den Weg ebnen, um wahrhaft Kinder Gottes zu sein und den „Dienst der Nächstenliebe und des Friedens“ zu stärken.

In einer Nation, die erst kürzlich von Kriegen, Gewalttaten, Drohungen der Dschihadisten, politischer Instabilität und mühsam in Gang kommender Demokratisierung geprägt worden sei, stelle der Wert der „Einheit“ zwischen Bürgern unterschiedlicher ethnischer und religiöser Zugehörigkeit ein wesentliches Fundament für den Aufbau der Zukunft dar. Wer aber Chaos und Konfusion unter dem Vorwand religiöser und ethnischer Vorschriften verursache, glaube in Wahrheit nicht an Gott und dürfe nicht als Gläubiger bezeichnet werden.

Weihnachten in der Ninive-Ebene

Mittlerweile geht der Wiederaufbau in der Ninive-Ebene weiter. Die italienische katholische Nachrichtenagentur SIR berichtete aus der Kleinstadt Karamles, dass dort am 24. Dezember zum ersten Mal seit vier Jahren wieder die Heilig-Abend-Messe in der Pfarrkirche St. Thaddäus (Mar Addai) gefeiert wird. Die christlichen Bewohner von Karamles waren von den IS-Terroristen zur Flucht gezwungen worden, die Pfarrkirche wurde zerstört. Mittlerweile wurde die Kirche aber wieder aufgebaut. Nur der von den Terroristen devastierte Kirchturm bleibe so wie er ist, betonte Pfarrer Paul Mekko. Damit solle die Widerstandskraft der Christen in der Ninive-Ebene symbolisiert werden: „Wer diese Kraft mit Maschinenpistolen und Säbeln überwinden wollte, ist besiegt worden“.

Auch im Inneren der Kirche gibt es eine Erinnerung an die Untaten der Islamisten: Ein großer Schrank, in dem die Überreste von liturgischen Büchern, Statuen, sakralen Geräten aufbewahrt werden, die dem Hass der Islamisten zum Opfer fielen.

Das Feuer der Hirten

Die Kirche Mar Addai wurde am Fest der Heiligen Barbara, der Patronin des Städtchens Karamles, wieder eingeweiht. 330 Familien sind bisher nach Karamles zurückgekehrt, die Rückkehr von 240 weiteren Familien wird noch erwartet. Viele dieser Familien seien im Libanon, in Jordanien, in der Türkei, berichtet Pfarrer Mekko. Aber nur wenn es eine stabile und starke Regierung gebe, sei ein Wiederaufbau des Landes und eine Rückkehr der Vertriebenen möglich.

Weihnachten wird diesmal im Karamles wieder gefeiert werden, wie es der mesopotamischen Tradition entspricht: Während der Liturgie erfolgt die Prozession mit dem Christuskind zur Krippe auf dem Kirchenplatz (neben der Krippe steht ein großer Christbaum). Nach der Messfeier wird auf dem Kirchenplatz das „Feuer der Hirten“ entzündet. Dabei wird in besonderer Weise um den Frieden im Irak und um die Rückkehr der vertriebenen oder geflüchteten christlichen Familien gebetet werden.

(kap – sk)
 

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23. Dezember 2018, 13:42