Jeden Sommer findet in Rossinis Geburtsort Pesaro ein dem Komponisten gewidmetes Festival statt Jeden Sommer findet in Rossinis Geburtsort Pesaro ein dem Komponisten gewidmetes Festival statt 

Stabat Mater: Zum 150. Todestag von Gioachino Rossini

Am 13. November vor 150 Jahren starb einer der Größten der Musikgeschichte: Gioachino Rossini. Vor allem berühmt für seine Opern, befasste sich der Komponist in seiner späteren Schaffensperiode auch eingehend mit der geistlichen Musik. Dabei entstanden kulturgeschichtlich und musikalisch hervorragende Werke, so wie das Stabat Mater.

Christina Höfferer - Vatikanstadt

„Das Stabat Mater ist vor allem interessant als ein Beispiel für die enorme Bedeutung, die auch der späte Rossini als Ikone der italienischen kulturellen und politischen Identität hat. Dieses Werk entsteht ja zunächst als Wunsch eines Prälaten, dem Rossini nachkommen möchte, ein Stabat Mater in den 1830er Jahren zu komponieren,“ erzählt Markus Engelhardt, der Direktor der Musikwissenschaftlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Engelhardt führt aus, dass den weltberühmten Rossini, als dieser in Paris lebte und nicht mehr für die Opernbühne komponierte, viele Freunde seiner Musik immer wieder um neue Kompositionen baten. Es war jedoch nahezu unmöglich, den Maestro dazu zu bewegen, ein neues großes Werk in Angriff zu nehmen. Nachdem er an die vierzig Opern komponiert hatte, war Rossini ausgebrannt, erklärt der römische Musikwissenschaftler Luca della Libera.

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Rossini gab alles

„Als Rossini sich zurückgezogen hatte, nach der Uraufführung von Wilhelm Tell - in Frankreich - hatte er eine so hohe Anzahl von Opern realisiert, dass sein psychisch-physisches Gleichgewicht völlig kaputt war. Daher hat er sich für eine Pause entschieden, eine Stille, die viele Jahre andauerte. Er war jetzt Zuhörer, aber ich sage nicht, dass er inaktiv war. Es ist, als hätte er gedacht: ,Ich habe alles gegeben, was ich geben konnte.'“

Die Sternstunde des Stabat Mater

Und dann wollte es Rossini doch noch wissen. Er sagte zu, ein Stabat Mater zu schreiben. Zunächst stellte er es mit einigen von Giovanni Tadolini komponierten Sätzen fertig. So wird das Werk auch 1832 in Madrid uraufgeführt. Einige Jahre später entschloss sich Rossini dann jedoch, dem Stabat Mater seine endgültige Gestalt zu geben. Er arbeitete die von Tadolini komponierten Sätze neu aus. In dieser neuen Gestalt kam das Stabat Mater zehn Jahre nach der Aufführung in Madrid in Italien zur neuerlichen Ur-Aufführung. Diese fand in Bologna statt.

„Das ist eine der Sternstunden des italienischen Musiklebens der 1840er Jahre. Rossini, der seit langem schweigt auf der Opernszene, kommt zurück, und man führt dieses Werk im Archiginnasio einem der schönsten, bedeutendsten Paläste der Stadt auf, in der Aula dieses Archiginnasio, eine altehrwürdige Institution. Man führt dieses Stabat Mater nicht nur an einem, sondern an drei Abenden auf. Wer dirigiert es? Gaetano Donizetti. Rossini ist zugegen, er ist auch in der Generalprobe zugegen, er umarmt Donizetti auf offener Bühne,“ so Markus Engelhardt. An drei Abenden fasst diese große Aula das Publikum nicht, das in diesen Saal möchte, und jeder einzelne Mitwirkende, der zahlreich Mitwirkenden, wird in gedruckten Listen festgehalten. Ein enormer Aufwand wurde rund um die Aufführung des Stabat Mater in Bologna betrieben. Der Bedeutung dieses Ereignisses, dem Comeback Rossinis in seiner Heimat, in Italien, mit einer geistlichen Komposition, wollten die Organisatoren gerecht werden. Bis heute heißt der Saal im Universitätsgebäude im Zentrum von Bologna, wo diese denkwürdige Aufführung stattfand - „Der Saal des Stabat Mater“.

Respekt vor Gott

Der Dirigent Antonio Pappano ist Direktor des Royal Opera House Covent Garden in London und des Orchestra di Santa Cecilia in Rom. Pappano, der für eine besonders gelungene Aufnahme des Stabat Mater verantwortlich zeichnet, findet es wunderbar, dass Rossini in seinem späteren Leben in der Musik auch zum Geistlichen fand: „Bei den geistlichen Werken von Rossini klingen manche Stücke wie Opernarien. Das war der Stil. Sie dürfen nicht vergessen, wie im katholischen Italien die Beziehung zu Gott ist. Wenn wir das Stabat Mater hören, dann sehen wir, es gibt eine Furcht vor Gott. Dieser Respekt ist so stark, dass die Spannung theatralisch wird. Man riecht Theater, Drama.“

(vatican news)

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12. November 2018, 17:56