Die Bischöfe der Vereinigten Staaten tagen derzeit in Baltimore Die Bischöfe der Vereinigten Staaten tagen derzeit in Baltimore 

US-Bischofskonferenz: Maßnahmenkatalog erst nach Februartreffen

Mit einer überraschenden Ankündigung hat am Montagabend die Vollversammlung der amerikanischen Bischofskonferenz begonnen: Auf Wunsch des Heiligen Stuhles werde man die geplante Abstimmung über den Maßnahmenkatalog der Bischofskonferenz gegen Missbrauch vertagen, erklärte der Vorsitzende der Konferenz, Kardinal Daniel DiNardo.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Die Bischöfe wollten bei ihren dreitägigen Beratungen auch Verhaltensvorgaben für sich selbst beim Umgang mit Missbrauch verabschieden, neben der Schaffung einer Laienkommission, die die Bischöfe bei der Aufarbeitung derartiger Fälle unterstützen, aber auch Anlaufstelle für Beschwerden gegen diese sein sollte.

„Auf Ersuchen des Heiligen Stuhls“, so Kardinal DiNardo vor dem Plenum, „werden wir nicht über die beiden Aktionspläne abstimmen.“ Man werde das Vatikan-Treffen im kommenden Februar abwarten, zu dem Papst Franziskus die Bischofskonferenz-Vorsitzenden der Weltkirche einberufen hatte, um über den Umgang mit dem Missbrauchsskandal und Strategien zur Aufarbeitung und Prävention zu diskutieren. Er sei „enttäuscht" über das Vertagen der Abstimmung, sagte der Kardinal seinen Mitbrüdern, zugleich hoffe er aber, „dass diese weitere Beratung die Antwort auf die Krise verbessern wird, der wir uns momentan gegenüber sehen“.

Nach Bekanntgabe der einschneidenden Programmänderung trat Kardinal Blaise Cupich ans Mikrofon. Rom nehme die Missbrauchskrise und die Einberufung der Bischöfe in den Vatikan sehr ernst, betonte der Erzbischof von Chicago. „Der Heilige Stuhl sieht das als einen Wendepunkt, nicht nur für die Kirche in unserem Land, sondern für die ganze Welt, wenn er so viel Gewicht auf das Treffen im Februar legt.“ Gleichzeitig, so Cupich weiter, „müssen wir sehr klar sagen, wo wir stehen, und wir müssen unseren Leuten sagen, wo wir stehen.“

Zum Nachhören

Er schlug daraufhin vor, das Dokument zwar nicht abschließend zu verabschieden, aber dennoch über Änderungsvorschläge zu diskutieren und abzustimmen. Mit dieser Diskussionsgrundlage ausgestattet, könne Kardinal DiNardo „die US-Bischöfe bei dem Treffen im Februar gut vertreten“. „Angesichts der Dringlichkeit des Moments“ solle eine außerordentliche Sitzung der US-Bischofskonferenz für März einberufen werden, um sich „exakt mit diesem Thema zu befassen“, fuhr der Erzbischof von Chicago fort. Die Bischöfe dürften sich bei der Behandlung der Problematik keine Verzögerung erlauben, so die eindringliche Warnung des Geistlichen, der auch als Gastgeber für die Einkehrtage fungiert, zu denen die Bischöfe auf Anregung von Papst Franziskus im Januar zusammentreten werden. Doch, so die versöhnliche Anmerkung des Kardinals mit Blick auf das kommende Bischofstreffen im Vatikan, „wir könnten bei dem Treffen im Februar einige neue Erkenntnisse gewinnen, über die wir nicht nachgedacht hatten.“

Änderung der Pläne

Die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten trat am Montag zu ihrer Vollversammlung in Baltimore zusammen. Ursprünglich war geplant, das Treffen mit einem durch die Bischöfe verabschiedeten Maßnahmenkatalog zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise zu verlassen. Die Bitte aus dem Vatikan, die Abstimmung zu dem Aktionsplan zu verschieben, kam nach Aussage des Vorsitzenden der Bischofskonferenz sehr kurzfristig; sie hatte auch unter den anwesenden Bischöfen für Irritierung gesorgt. Ebenso enttäuscht zeigten sich Vertreter von Opfervereinigungen. 

Der Papst-Botschafter in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, erklärte vor dem Plenum, dass Rom unter anderem Schwierigkeiten mit der Auslagerung von klerikaler Verantwortung habe. Er machte die „Versuchung" aus, „die Verantwortung zur Reform anderen zu überlassen statt selbst dafür zu sorgen", so der französische Erzbischof. „Wir müssen zeigen, dass wir die Probleme lösen können, statt sie an andere zu delegieren." 

(vatican news/kna)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

13. November 2018, 12:37