Filaret von Kiew (Mitte mit Kreuz) Filaret von Kiew (Mitte mit Kreuz) 

Ukraine: Konstantinopel hebt Kirchenspaltung auf

Die Heilige Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel hat beschlossen, „die bereits getroffene Entscheidung zu erneuern“ und zwar „der orthodoxen Kirche der Ukraine die sogenannte Autokephalie anzuerkennen. Die Entscheidung wurde am Donnerstag in einer Erklärung des Patriarchats bekannt gegeben.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Nach „ausführlicher Diskussion“ beschloss die Heilige Synode unter dem Vorsitz von Patriarch Bartholomaios I. - so heißt es im Kommuniqué – „die Rechtsbindung des für die damaligen Verhältnisse herausgegebenen Synodenbriefes aus dem Jahr 1686 aufzuheben“, der „dem Patriarchen von Moskau das Recht einräumte, den Metropolit von Kiew zu ordinieren“, „seine kanonische Abhängigkeit von der Mutter Kirche von Konstantinopel zu verkünden und zu bekräftigen“.

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Zum Abschluss der Sitzung des Synods des Patriarchats wurde am Donnerstagabend in einer offiziellem Mitteilung bekanntgegeben, den bisher als schismatisch geltenden „Patriarchen“ Filaret (Denisenko) des „Kiewer Patriarchats“ und Metropolit Makarij (Maletytsch), Oberhaupt der bisher ebenfalls nicht anerkannten, bereits 1920 gegründeten Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche wieder in ihre kanonischen Rechte einzusetzen.

Gegen den heute 89-jährigen Filaret war 1995 vom Bischofskonzil der Russisch Orthodoxen Kirche der Kirchenbann verhängt worden, nachdem er die Unabhängigkeit der von ihm geleiteten Kirche (Kiewer Patriarchat) vom Moskauer Patriarchat erklärt hatte. Anfang 2018 hatte Filaret an Konstantinopel als gesamtorthodoxe Höchstinstanz appelliert, die über ihn verhängten Kirchenstrafen aufzuheben. Die Einzelheiten dieser Rehabilitierung wurden im September in London besprochen, wo Filaret sich mit dem Ökumenischen Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., und dessen Ukraineexperten, Metropolit Emmanuel Adamakis von Paris, getroffen hatte.

Gewalt und Vergeltung vermeiden

Die Heilige Synode ruft alle Beteiligten auf, „die Aneignung von Kirchen, Klöstern und anderen Gütern zu vermeiden und jeden anderen Akt der Gewalt oder Vergeltung zu vermeiden, damit der Frieden und die Liebe Christi siegen können“.

Vertreter des Moskauer Patriarchats haben die Entscheidung als katastrophal für die gesamte orthodoxe Welt bezeichnet. Der Präsident der Abteilung für Außenbeziehungen der Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, sagte, dass das Moskauer Patriarchat seine Antwort auf „einen weiteren illegitimen Akt des Patriarchats von Konstantinopel“ auf der Sitzung der Heiligen Synode am 15. Oktober in Minsk geben wird. Nach Angaben des Patriarchats von Moskau war die Vereinigung der Metropole Kiew mit der russischen Kirche im Jahr 1686 keine Entscheidung vorübergehender Natur, wie Konstantinopel behauptet. Die Frage nach einer autonomen lokalen orthodoxen Kirche wurde 1991 mit der ukrainischen Unabhängigkeit stark aufgeworfen.

(vatican news)

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12. Oktober 2018, 12:45