Papst Franziskus bei einer Prozession am Aventin, wenige Schritte vom Rosengarten-Exfriedhof Papst Franziskus bei einer Prozession am Aventin, wenige Schritte vom Rosengarten-Exfriedhof  

Rom: Vom Friedhof zum Rosengarten

Allerheiligen, Allerseelen - das ist die Zeit, an die Verstorbenen zu denken und ihre Gräber zu besuchen. Wir machen uns heute in Rom zu einem ehemaligen Friedhof auf. Und zwar dem jüdischen Friedhof, der heute der Rosengarten von Rom ist.

„Ich heiße Salvatore Ianni und habe das große Glück, in diesem besonderen Garten zu arbeiten, den jemand einmal den schönsten Rosengarten der Welt nannte. Das sagen nicht wir, sondern es sind die Worte der internationalen Juroren, die hierherkommen für den Wettbewerb der Rosenarten. Das ist der schönste Rosengarten der Welt, vielleicht, bestimmt aber nicht der größte. Er ist klein. Wir haben nur, wenn man das so sehen will, tausendeinhundert verschiedene Rosensorten.“

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Christina Höfferer - Vatikanstadt

Im deutschen Sangerhausen gibt es einen Rosengarten mit sechzehntausend verschiedenen Rosenarten, erzählt Salvatore Ianni, der Hüter des Rosengartens von Rom. Auch wenn dieser relativ klein ist, so ist er doch besonders bemerkenswert, vor allem wegen seiner Lage: gleich beim Circo Massimo, am Aventin. Hier schweift der Blick frei vom Palatin bis hin zum Monte Mario.

Fast dreihundert Jahre jüdischer Friedhof

„Dieser Garten hat einiges an Geschichte vorzuweisen. Fast dreihundert Jahre lang war er der Friedhof der jüdischen Gemeinde von Rom. Das ist die älteste jüdische Gemeinde im Westen, was für ein Privileg für Rom! Der Friedhof existierte von 1645 bis 1934, als der Gouverneur von Rom, Buoncompagni-Ludovisi, die Juden aufforderte, den Friedhof hier aufzulösen und die Gräber auf den Campo Verano zu verlegen. Hier, wo heute der Rosengarten ist, wollte man eine Grünfläche einrichten.“

Die Grabkapellen mussten umziehen

Der Grund, weshalb die Stadt Rom während des Ventennio Fascista, der zwanzig Jahre faschistischer Regierung, den Abbau des Friedhofes in Angriff nahm, war, dass eine Prachtstraße gebaut werden sollte. Es ging darum, den zwölften Jahrestag des Marsches auf Rom zu feiern, welcher 1922 stattgefunden hatte. „Natürlich waren die Juden gegen den Abbau des Friedhofes. Im jüdischen Glauben ist es ein Sakrileg, einen Friedhof anzugreifen. Nach Wochen der Verhandlungen gelangte man zu einem Kompromiss. Die Stadt übernahm alle Kosten für die Umbettung der Überreste und für den Abbau von wunderschönen Grabkapellen. Einige von ihnen sind wirkliche Kunstwerke. Heute befinden sie sich am Verano-Friedhof, sind aber leider sehr dem Verfall preisgegeben,“ sagt Salvatore Ianni.

Arbeiten am Sabbat

Den Juden wurde von Seiten der Stadt Rom der Bau einer jüdischen Schule am Aventin als Entschädigung versprochen. Im Juni 1934 begannen die Arbeiten, die jedenfalls vor dem 28. Oktober abgeschlossen werden sollten. Die Firma, die die Arbeiten übernommen hatte, suchte zunächst die Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde. Salvatore Ianni: „Auf den Druck der Regierung hin, die die Arbeiten am 28. Oktober abgeschlossen sehen wollte, begann die Firma auch am Samstag zu arbeiten. - Und zwar vor allem am Samstag. So konnten die Juden nicht mitarbeiten, weil sie den Sabbat zu respektieren hatten.“

Tatsächlich wurden alle jüdischen Grabdenkmäler entfernt und auch die Überreste der meisten Verstorbenen; einige sind jedoch noch immer unter den Rosen zu finden. Deshalb betrachtet die jüdische Gemeinde den Rosengarten auch noch immer als einen Friedhof. Am Eingang des Gartens erinnert übrigens eine Stele mit hebräischer Inschrift an diesen Teil der römischen Geschichte.

(vatican news)

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31. Oktober 2018, 09:02