Der Washingtoner Kardinal Donald Wuerl Der Washingtoner Kardinal Donald Wuerl 

USA: Auch Missbrauchsfälle in Salt Lake City und San Diego

Den Anfang machte Pennsylvania; jetzt werden auch Missbrauchsfälle in den Bistümern Salt Lake City und San Diego bekannt. Immer mehr US-Bischöfe nehmen Stellung zu den Skandalen.

Julia Rosner – Vatikanstadt

Nach Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche im Bundesstaat Pennsylvania hat auch der Bischof der Diözese Salt Lake City, Oscar Solis, Zahlen zu Missbrauchsfällen in seinem Bistum bekannt gegeben .

Einige der Fälle liegen über 60 Jahre zurück. Seit 1990 seien bei der Diözese Berichte von 34 Opfern eingegangen, sagte Solis am Donnerstag. Die Vorfälle, die sich von 1960 bis heute ereignet haben, betreffen Berichten zufolge 16 Priester und zwei weitere Kirchenvertreter, die Minderjährige misshandeln haben sollen.

„Alle Vorwürfe wurden an die Abteilung für Kinder- und Familienhilfe gemeldet, und allen Opfern wurden Beratung und Therapie angeboten“, erklärte der Bischof. Die meisten Vorwürfe hätten die Diözese erreicht, nachdem die beschuldigten Priester umgezogen, in Rente gegangen oder gestorben seien. 

„Ich bitte um Vergebung für Sünden und Fehler“

Für den Bundesstaat Utah, der die Diözese Salt Lake City einschließt, ist der von Bischof Solis veröffentlichte Bericht „in dieser Ausführlichkeit der erste“, so Bistumssprecherin Hill. Auch im Bistum San Diego sind unterdessen weitere Missbrauchsfälle bekanntgeworden.

Bischof Solis äußerte die Hoffnung, dass die Enthüllungen in der Diözese Salt Lake City auch vom Engagement das Bistums für eine sichere Umgebung für junge Menschen zeugten. „Einige unserer Priester und Bischöfe haben vielen Menschen Leid und Ungerechtigkeit angetan", so Solis. „Im Namen all meiner Brüder und in meinem eigenen Namen bitte ich um Vergebung für ihre Sünden und Fehler." 

„Ekelhafte und teuflische Katastrophe“

 

Währenddessen hat auch der New Yorker Kardinal Timothy Dolan die Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche in den USA verurteilt. Er bezeichnete sie als „Katastrophe“. Der Missbrauchsskandal sei „ekelhaft“ und „teuflisch“. Das sagte er dem Sender CNN am Donnerstag. Der vergangene Sommer sei „alles andere als ein kirchliches Picknick“ gewesen. Auch seine eigene Mutter habe sich für die Kirche geschämt.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen des früheren Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, gegen den Papst sagte Dolan, er nehme Vigano „ernst“ und vertraue darauf, dass Franziskus angemessen reagieren werde. Vigano hatte in einem Ende August bekanntgewordenen Schreiben hochrangige Kirchenvertreter und Papst Franziskus beschuldigt, von sexuellen Verfehlungen des Ex-Kardinals Theodore McCarrick gewusst zu haben. Vigano rief den Papst deshalb zum Rücktritt auf.

„Es geht um Recht und Unrecht“

 

Auf die Frage, welche Rolle dem Thema Homosexualität in der Missbrauchskrise zukomme, betonte Dolan, er sehe darin nicht „die einzige Wurzel“ der Krise. Es gehe „nicht um schwul oder hetero, liberal oder konservativ, Vigano oder Papst Franziskus“. Es gehe um „Recht und Unrecht“.

Der New Yorker Kardinal stellte sich in dem Interview hinter den Washingtoner Kardinal Donald Wuerl, der wegen seines Umgangs mit sexuellem Missbrauch während seiner Amtszeit als Bischof von Pittsburgh (1988-2006) in der Kritik steht. Er sei gegen einen Rückzug Wuerls, so Dolan. Die Kirche brauche ihn, um die versprochenen Reformen umzusetzen.

Papst Franziskus hatte am Donnerstag mit einer Delegation von US-Bischöfen über den Missbrauchsskandal in der Kirche des Landes beraten. Wuerl war bei dem Gespräch nicht dabei. Der 77-Jährige war bereits Ende August in den Vatikan gereist, um mit dem Papst über die Vertuschungsvorwürfe gegen ihn zu sprechen.

Kardinal Wuerl will weiter Rücktritt anbieten

 

Derweil bekräftigte Wuerl in Washington, dass er dem Papst seinen Rücktritt vom Amt des Erzbischofs anbieten wolle. Bei einer Messe in der Hauptstadt betete Wuerl für alle Opfer von Missbrauch.

(ap/kna/ansa)

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15. September 2018, 11:32