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In Idlib bereiten sich die Rebellen auf eine Offensive der Regierungstruppen vor In Idlib bereiten sich die Rebellen auf eine Offensive der Regierungstruppen vor 

Syrien: Internationale Sorge um Zivilisten in der Region Idlib

Mit einem Tweet hat der US-Präsident Trump Syriens starken Mann Baschar al Assad aufgefordert, die Provinz Idlib nicht „unbedacht“ anzugreifen. Die Meldung von Trump ging auch an die Adresse von Russland und Iran: sie würden einen „großen humanitären Fehler“ begehen, wenn sie das Vorgehen der syrischen Regierung in den Rebellengebieten unterstützen würden.

Christine Seuss und Marco Guerra - Vatikanstadt

„Hunderttausende von Menschen könnten getötet werden. Lasst das nicht zu!“, so Trump über den Kurznachrichtendienst. Russland hat unterdessen die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPAC) aufgefordert, die Berichte über einen möglichen „provokatorischen“ Einsatz von Chemiewaffen in Idlib ernst zu nehmen.

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Am kommenden Freitag werden die Entwicklungen in Syrien und der Region bei einem Gipfeltreffen zwischen Russland, der Türkei und dem Iran diskutiert werden. Im Vorfeld des Gipfels hatten sich Assad und der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif zu Beratungen in Damaskus getroffen und verlauten lassen, dass „der Druck, der von einigen westlichen Staaten auf Syrien und Iran ausgeübt wird, diese nicht davon abbringen wird, ihre Prinzipien, die Interessen ihrer Völker sowie die Sicherheit und die Stabilität der gesamten Region zu verteidigen“.

„Wir befürchten, dass es wie an anderen Orten zu Massakern kommt“

Erst am Sonntag hatte Papst Franziskus zum wiederholten Mal die Konfliktparteien in Syrien und die Internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert, alles zu unternehmen, um das Leben der Zivilisten in der umkämpften Region Idlib zu schützen. Beobachter befürchten, dass es dort zu einem Massaker von Zivilisten durch islamistische Rebellen kommen könnte. Dies bestätigt uns im Gespräch mit Vatican News die Franziskanerin Youla Girges, die selbst aus dem christlichen Dorf Gassanieh stammt, das seit fünf Jahren unter der Kontrolle islamistischer Rebellen ist.

„Seit sieben Jahren appelliert der Papst zum Wohl des syrischen Volkes. Dem Papst liegt das gesamte syrische Volk am Herzen, alle Zivilisten. Wir wissen, dass es in Idlib noch viele christliche Gemeinschaften gibt. Wir befürchten, dass es wie an anderen Orten zu Massakern kommt…“ Das Hauptanliegen von Franziskus sei es, den Zivilisten, die sich seit sieben Jahren in den Händen der Extremisten befänden, ein „lebenswertes Leben“ zu ermöglichen, würdigt die Franziskanerin den Einsatz des Papstes. „Deshalb ist es ein positiver Appell an die gesamte internationale Gemeinschaft, diese politischen Verhandlungen und Friedensbemühungen ohne Gewalt zu führen, ohne das weitere Menschen sterben müssten.“

„In meinem Dorf gibt es keine Christen mehr, sie sind alle geflohen, als Pater Francois Mourad ermordet worden ist“

Seit vielen Jahren habe sie keine Nachrichten mehr von ihrem Dorf, das vollständig vom Islamischen Staat besetzt worden ist, erzählt die Ordensfrau weiter. Aktuell sei nicht klar, wie die Situation vor Ort sei, doch nach wie vor lebten Christen in den umliegenden Dörfern, gemeinsam mit Franziskanern, die in der Gegend ausharren. „Diese Menschen stehen unter der Kontrolle dieser Rebellen, müssen ihre Gesetze befolgen, islamische, natürlich,“ berichtet Schwester Girges. „In meinem Dorf gibt es keine Christen mehr, sie sind alle geflohen, als Pater Francois Mourad ermordet worden ist. Als sie ihn getötet haben, sind die wenigen verbliebenen Menschen geflohen, denn ihr Leben war in Gefahr.“

 

Insgesamt habe sich die Situation der Christen im Land in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert, klagt die Ordensfrau mit Blick auf die Besetzung großer Gebiete durch Extremisten. Die Menschen seien des Krieges müde, dessen Sinn sich ihnen einfach nicht erschließen wolle, meint Schwester Girges. „Sie verlangen nach Frieden, sie verlangen von der internationalen Gemeinschaft, zum Wohl des syrischen Volkes einzugreifen. Die Christen müssen heute nach fremden Gesetzen leben, nach einem Gesetz, das es verbietet, Besitztümer zu haben, sich frei zu äußern und Zeremonien zu feiern, all das, was wir vorher in großer Freiheit tun konnten. Alle Zonen sind in ihrer Hand und das ist die Situation der Provinz von Idlib, die immer noch von Rebellen besetzt ist.“

„Der Krieg ist kein Krieg gegen Christen, sondern gegen die Syrer“

Dennoch hege sie Hoffnung, dass es möglich sei, zu einem Leben zurückzukehren, wie es vor dem Krieg war, als Menschen verschiedener Ethnien und Religionen friedlich zusammenlebten. Denn, so die Schwester: „Der Krieg ist kein Krieg gegen Christen, sondern gegen die Syrer. Die Opfer sind Christen, Muslime, Drusen, Ismaeliten… alle Ethnien! Wir wissen, dass Syrien bekannt war für sei schönes Mosaik und wenn wieder Frieden herrscht, können wir wieder aufbauen und wieder zusammen leben.“

Gleichzeitig habe die schwere Prüfung durch den Krieg dazu geführt, dass der Glaube der Christen stärker geworden sei, zeigt sich Schwester Girges überzeugt. Viele der Familien, die vor dem Krieg geflohen seien, würden sofort in ihre Heimat zurückkehren, wenn Sicherheit und Frieden gewährleistet werden könnten, betont sie mit Blick auf die soziale und familiäre Kultur, die den Syrern nun einmal im Blut liege.

„Wenn die Menschen durchgehalten haben, dann war es dank des Glaubens“

„In Europa herrscht eine andere Mentalität, ein anderer Lebensstil. Ich sage, dass sich der Glaube der Christen in Syrien in diesen Jahren des Krieges vertieft hat. Wenn die Menschen durchgehalten haben, dann war es dank des Glaubens. Alle Syrer, seien sie im Land verblieben oder geflüchtet, sind Jünger des Apostels Paulus. Wir sind die Erben jener ersten Kirche, die in Damaskus ihren Anfang nahm, deshalb haben wir die Pflicht, diesen Glauben heute mehr denn je wach zu halten.“

(vatican news)

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04. September 2018, 13:36