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Flucht aus Idlib Flucht aus Idlib 

Syrien: Islamisten-Angriff auf christliche Kleinstadt

Im Kampf um die syrische Region Idlib sterben Zivilisten auf beiden Seiten der Front. Die südlich der Frontlinie zwischen der syrischen Armee und den islamistischen Milizen liegende Kleinstadt Mhardeh (auch: Mahardah) wurde vor wenigen Tagen Ziel eines Raketenangriffs der in Idlib verschanzten Rebellen, wie die Stiftung Pro Oriente berichtete.

Es wurden dabei in der ausschließlich von griechisch-orthodoxen Christen und einer evangelisch-presbyterianischen Minderheit bewohnten Stadt neun Menschen getötet; darunter drei Kinder, deren Mutter und Großmutter. Mehr als 20 Personen wurden verletzt. Niemand habe mit einem Angriff gerechnet. Beim kirchlichen Begräbnis seien tausende Menschen aus der Stadt und der Umgebung anwesend gewesen, so Pro Oriente.

Weit über Mahardah hinaus herrsche Verbitterung, dass der Westen und insbesondere die USA auf diesen Angriff in keiner Weise reagiert hätten. Die Menschen fühlten sich verraten. „Wenn das Blut von Christen fließt, kümmert das niemanden“, so die weit verbreitete Einstellung. Russische Flugzeuge bombardierten hingegen jenen Ort im Islamistengebiet, von dem aus der Angriff erfolgt sein soll.

In Syrien wird vermutet, dass der Angriff auf Mahardah nicht von ungefähr erfolgte. Die Stadt ist eine christliche Hochburg, sie ist die Heimatstadt des einstigen griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Ignatios IV. Hazim (1921-2012), und Wohnort nicht weniger gemischter syrisch-russischer Familien (die entstanden, als in den 1970er-Jahren viele Syrer in Moskau studierten). In den letzten Jahren war Mahardah mehrfach Ziel der islamistischen Milizen, so im Mai 2016 und im März 2017.

Der „Mukhtar“ (Bürgermeister) von Mahardah, Simon Yousef al-Khoury, sagte vor kurzem im Gespräch mit der Hildesheimer „Kirchenzeitung“: „Wir sind ein Volk, das Frieden will“. Seit 2011 seien 8.000 Raketen und Granaten in Mahardah eingeschlagen, 90 Zivilisten und 24 Soldaten seien getötet worden. Früher sei Mahardah die „Mutter der umliegenden Dörfer“ gewesen, aus denen jetzt die Angriffe erfolgen. Die Bauern seien aus den Nachbarorten gekommen, um auf dem Markt in Mahardah ihr Vieh, Obst und Gemüse zu verkaufen. Doch 2011 hätten muslimische Bewohner der Dörfer plötzlich sehr extremistische Ansichten vertreten und die Bürger von Mahardah zu „Ungläubigen“ erklärt.

Khoury macht Einflüsse aus dem Ausland, auch aus der Türkei, für die Eskalation verantwortlich. Die Christen von Mahardah stünden an der Seite der Regierung und der syrischen Armee gegen die Islamisten: „Sie greifen die Armee an, also greifen sie auch uns an.“ Trotzdem hofft der Mukhtar auf Versöhnung: „Gute Menschen können sich versöhnen. Wir alle werden die Vergangenheit vergessen und eine neue Seite in unserem Zusammenleben aufschlagen. Und wenn der Krieg zu Ende ist, werden wir gemeinsam alles wieder aufbauen.“

(kap – mg)

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11. September 2018, 14:08