Tagelang mussten die Flüchtlinge auf ihrem Boot ausharren. Tagelang mussten die Flüchtlinge auf ihrem Boot ausharren.  

Italien: Kardinal bedauert Untertauchen von Flüchtlingen

Einige der von der italienischen Kirche aufgenommenen Bootsflüchtlinge aus Afrika sind aus ihren Betreuungseinrichtungen verschwunden. Die italienische Bischofskonferenz bezeichnet dies als „Unklugheit“.

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, hat Bedauern über das Untertauchen von rund 40 Migranten geäußert. Er respektiere die Entscheidung, auch wenn er sie „in Teilen für absurd“ halte, so Bassetti am Donnerstag. Aus seiner Sicht sei es eine „Unklugheit“.
Am Mittwochabend war bekanntgeworden, dass 40 bis 50 Migranten der „Diciotti“ aus Aufnahmeeinrichtungen verschwunden sind. Die katholische Kirche in Italien hatte sich bei der Regierung dafür eingesetzt, die überwiegend aus Eritrea stammenden Menschen von dem Schiff „Diciotti“ der italienischen Küstenwache an Land zu lassen und auch 100 der ursprünglich 177 Personen in kirchlichen Einrichtungen aufgenommen.

Keine polizeilichen Überwachungen

 

Kardinal Bassetti sagte, es handle sich um freie Personen. Die Migranten polizeilich bewachen zu lassen, hätte bedeutet, sie unter den gleichen Bedingungen zu halten wie auf der „Diciotti“. Hinsichtlich der Entscheidung, sie vom Schiff zu holen, habe er „nichts zu bereuen“, sagte der Kardinal. Er fürchte nur, dass die Untergetauchten Augenwischereien zum Opfer fielen oder unter kriminellen Einfluss gerieten. „Sie sind nicht gekommen, um in Italien zu bleiben“, sagte Bassetti. Die Menschen wollten ihren Träumen folgen. Für die Zukunft sei es wichtig, die Fristen bei der Aufnahme von Migranten zu verkürzen und sie schnell in Familien und Einrichtungen zu integrieren.

Das Küstenwache-Schiff „Diciotti“ war am 20. August mit 177 aus dem Mittelmeer geborgenen Migranten in den Hafen von Catania gelangt. Innenminister Salvini weigerte sich tagelang, außer Minderjährigen und medizinischen Notfällen auch die übrigen Passagiere von Bord zu lassen. Am 25. August stimmte er Angeboten der katholischen Kirche sowie Albaniens und Irlands zu, die verbliebenen Migranten aufzunehmen.

Protest und Drohungen

 

Rund 100 von ihnen wurden zunächst im kirchlichen Zentrum in Rocca di Papa bei Rom medizinisch und psychologisch betreut, bevor sie auf verschiedene italienische Diözesen wie Mailand, Arezzo und Terni aufgeteilt wurden. Nach Zeitungsberichrten kam es im Zusammenhang mit der Unterbringung der Menschen durch kirchliche Einrichtungen zu Protesten und Drohungen. Neben dem Caritas-Sitz in Mailand seien auch Einrichtungen in Pistoia, Vicenza, Ascoli Piceno und Taranto Ziel von Einwanderungsgegnern geworden.

Erst am Mittwoch hatte der persönliche Beauftragte des Papstes für Sozialhilfe, Kardinal Konrad Krajewski, das kirchliche Aufnahmezentrum in Rocco di Papa besucht, wo sich auch die letzten verbliebenen Flüchtlinge der „Diciotti" befanden. Die Menschen sollten die Einrichtung laut Vatikan am Donnerstag verlassen. Wie es in der Mitteilung hieß, aß Krajewski mit den insgesamt 340 Gästen des Zentrums zu Mittag und sprach mit rund 40 Freiwilligen, die die Aufnahme der Eritreer organisiert hatten. An der Begegnung nahm den Angaben zufolge auch der Direktor der italienischen Caritas, Francesco Antonio Soddu, teil. Eine muslimische Frau gab Kardinal Krajewski ein gehäkeltes Madonnen-Bild als Dankeschön für den Papst mit.

(kap/vatican news - ros)

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06. September 2018, 14:06