Primaten orthodoxer Kirchen bei einem Treffen in Istanbul Primaten orthodoxer Kirchen bei einem Treffen in Istanbul 

Ukraine: Moskautreue Kirche warnt vor kirchlicher Unabhängigkeit

Vertreter der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats fahren schwere Geschütze auf gegen die möglicherweise bevorstehende kirchliche Verselbstständigung der ukrainischen Orthodoxie bzw. Teilen davon durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel.

So haben Metropolit Onufri, Oberhaupt der Kirche, sowie zahlreiche Bischöfe vor allem auch an den politisch Verantwortlichen in der Ukraine heftige Kritik geübt, wie der Pressedienst der Stiftung Pro Oriente am Dienstag berichtete. Indirekt kritisierte die moskautreue ukrainisch-orthodoxe Kirche auch die Haltung des Ökumenischen Patriarchats.

Am 27. Juli hatte eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats dem ukrainischen Präsident Petro Poroschenko die Botschaft überbracht, dass die kirchliche Verselbstständigung der ukrainischen Orthodoxie „beschlossene Sache" sei. Das diesbezügliche Dekret (genannt Tomos) des Ökumenischen Patriarchen und seines Heiligen Synods wird für die Vollversammlung der weltweiten Konstantinopler Hierarchie vom 1. bis 3. September im Phanar erwartet. Am 31. August ist nun aber noch eine Begegnung des Moskauer Patriarchen Kyrill mit Patriarch Bartholomaios im Phanar in Istanbul angesetzt. Der Moskauer Patriarch will wohl noch einmal versuchen, Bartholomaios von dessen Beschluss abzubringen. 

 

Moskauer Patriarch will wohl noch einmal versuchen, Bartholomaios von dessen Beschluss abzubringen

 

In der Ukraine ringen zwei orthodoxe Kirchen um die Vorherrschaft: die Moskau unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche und das 1992 von ihr abgespaltene Kiewer Patriarchat. Letzteres hat gemeinsam mit Staatspräsident Petro Poroschenko und dem ukrainischen Parlament den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gebeten, der Kirche des Landes die Autokephalie (Eigenständigkeit) zu verleihen.

„Wenn ein Mensch in der Gefangenschaft der Sünde ist, wird ihm auch kein Tomos helfen", sagte Metropolit Onufri in seiner Predigt beim Fest Mariä Entschlafung (Mariä Himmelfahrt) am 15. August. Das Oberhaupt der moskautreuen Kirche in der Ukraine appellierte an die Gläubigen, sich auf ihr spirituelles Leben zu konzentrieren anstatt sich über „kirchenpolitische Fragen" zu ereifern. Die Ukraine brauche keinen „Tomos" aus Konstantinopel, sondern einen von Gott, „dass uns unsere Sünden vergeben werden". 

Schärfer formulierte der Metropolit von Horliwka, Mitrofan (Nikitin), bei der Liturgie in der Kathedrale im von der Regierungsarmee kontrollierten ostukrainischen Kramatorsk: „Aus irgendwelchen Gründen scheinen die Machthaber, die offen für die Schismatiker Partei nehmen und der kanonischen orthodoxen Kirche feindlich gegenüberstehen, die Auffassung zu haben, dass die orthodoxen Christen Marionetten sind, denen das Präsidialamt etwas anschaffen kann. Sie haben vergessen, dass sie es mit einer Kirche zu tun haben, deren Geschichte 2.000 Jahre Martyrium und Bekenntnis des Glaubens umfasst. Dieser Glaube war nie jemandes Diener und hat all die Zeit niemandes Anordnungen gehorcht". 

(kap – gs)

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21. August 2018, 11:37