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Ex-Vatikandiplomat Carlo Maria Viganò in der Mitte Ex-Vatikandiplomat Carlo Maria Viganò in der Mitte 

Der Papst, die Fake News und das Vertrauen in den Journalisten

Auch Franziskus ist nicht vor Fake News geschützt: Nach der Generalaudienz kursierte eine Nachricht, dass am Schluss des Treffens auf dem Petersplatz die Menge gegen den Papst protestiert habe und laut den Namen Viganò geschrien hätte. Beim genauen hinhören stellte sich heraus, dass die Menge etwas anderes rief. Derweil hat sich ein chilenischer Anti-Missbrauchs-Aktivist von dem ehemaligen Vatikandiplomaten Viganò distanziert.

Alessandro Gisotti und Bernadette Weimer - Vatikanstadt

Eigentlich lief es bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz so, wie es üblich ist. Der Papst beendete seine Katechese, grüßte die einzelnen anwesenden Gruppen und anschließend traf er einige Gäste persönlich. Plötzlich hört man die Menge einen Namen schreien. Wer nicht richtig zuhört, der hat den Eindruck, die Leute rufen „Viganò, Viganò“, doch stattdessen sprechen sie „Italo, Italo“, der Vorname von Bischof Italo Castellano von Lucca, der mit einer Firmgruppe an der Generalaudienz teilnahm.

Zum Nachhören

Eine italienische Online-Zeitung titelte jedoch, dass die Menge gegen den Papst protestiert hätte und alle Journalisten, die das Gegenteil behaupteten, falsch lägen. Wer will, kann das Video zur Generlaudienz nochmals genauer anschauen und hören (hier ab Minute 1'04'27'').

Viganò hatte Papst Franziskus beschuldigt, einen sexuell übergriffigen Kardinal geschützt zu haben. Der chilenische Anti-Missbrauchs-Aktivist Juan Carlos Cruz hat sich von dem ehemaligen Vatikandiplomaten Carlo Maria Viganò distanziert. Menschen wie Viganò nutzten die Missbrauchsdebatte für ihre eigene „rückschrittliche Agenda“, um dem Papst zu schaden und ohne dass die Opfer eine Rolle spielten, schrieb Cruz am Mittwoch auf Twitter. Cruz wurde selbst von einem katholischen Geistlichen missbraucht und half gemeinsam mit zwei weiteren Männern, den Sexualskandal in der chilenischen Kirche aufzudecken.

 

Persönliches Gespräch mit Papst Franziskus 

 

Nach Angaben von Cruz war Viganò auch Thema eines persönlichen Gesprächs, das er mit Franziskus geführt habe. Wie Cruz der „New York Times“ am Dienstag berichtete, äußerte sich der Papst kritisch über seinen einstigen Botschafter, weil dieser während der USA-Reise von Franziskus im September 2015 ein spontanes Treffen mit der umstrittenen Standesbeamtin Kim Davis arrangiert hatte. Davis hatte für ihre Ablehnung homosexueller Ehen ein Disziplinarverfahren in den USA auf sich genommen.

 

Irritation bei Medien 

 

Das Treffen, das Medien damals als Rückhalt des Papstes für Davis deuteten, sorgte sowohl in der vatikanischen Delegation als auch bei den US-Gastgebern für Irritation. Der Vatikan erklärte damals, die Begegnung mit Davis könne „nicht als Unterstützung ihrer Position“ verstanden werden. Laut Cruz sagte Franziskus mit Blick auf diese Episode, er sei „entsetzt“ gewesen und habe seinen US-Botschafter Viganò deswegen entlassen.

Viganò, von 2011 bis 2016 päpstlicher Botschafter in Washington, hatte am Wochenende ein Memorandum zum früheren Kardinal von Washington, Theodore McCarrick, veröffentlicht. Darin behauptet der Diplomat, er habe Franziskus bereits im Sommer 2013 persönlich gesagt, McCarrick habe „Generationen von Seminaristen und Priestern verdorben“ und sei von Papst Benedikt XVI. zu einem zurückgezogenen Leben in Buße verurteilt worden. Ob Benedikt XVI. tatsächlich Sanktionen gegen den damals längst pensionierten Kardinal wegen dessen homosexueller Vergangenheit aussprach, ist nicht sicher.

(kna/vatican news)

 

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30. August 2018, 11:20