Bischof Fernando Ramos Bischof Fernando Ramos 

Chilenischer Bischof: „Wir spüren das Gewicht dieser Krise“

Der ermutigende Papstbrief nach Chile, der am Montagabend veröffentlicht wurde, reagiert auf eine Erklärung der Bischofskonferenz vom 3. August. Darin räumte sie ihr Versagen im Umgang mit Missbrauchsskandalen ein: Die Bischöfe hätten „den Opfern nicht zugehört, nicht geglaubt, nicht geholfen“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das Mea Culpa, das am Abschluss eines außerordentlichen Bischofstreffens stand, soll einige Scherben wieder kitten. Doch der Schaden, den die kirchlichen Missbrauchsskandale in Chile angerichtet haben, ist immens. Die innere Glaubwürdigkeit alles kirchlichen Handelns im Land hat schwer gelitten, die Aufräumarbeiten haben überhaupt erst angefangen.

„Unsere außerordentliche Vollversammlung letzte Woche hatte zwei Teile“, erklärt uns in einem Interview Bischof Fernando Ramos, Generalsekretär der Bischofskonferenz und Apostolischer Administrator des Bistums Rancagua. „Zunächst einmal haben wir Bischöfe von Montag bis Mittwoch nur unter uns beraten. Das war ein sehr offenes Gespräch, bei dem jeder zu Wort kam und berichten konnte, wie er die letzten Monate erlebt hat. Sehr intensive Monate… Und dann haben wir den Kreis von Mittwoch bis Freitag um Seelsorger aus den Bistümern erweitert – auch um Laien, die pastoral arbeiten – und überlegt, was wir von jetzt an mit ihrer Hilfe tun sollten. Es war ein sehr wichtiges Treffen; wir haben das Gewicht dieser Krise gespürt und nachgedacht, wie wir diese Lage lösen können.“

Kirche will Verjährungsfrist für Missbrauchstaten ausweiten

 

Bei ihren Gesprächen sind die Bischöfe Chiles offenbar zu der Einsicht gekommen, dass ihnen jetzt nur noch Transparenz hilft. „Alle früheren Untersuchungen, die mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen zu tun hatten, werden neuerdings veröffentlicht, und wir wollen das zum Prinzip machen. Wir wollen effizient und problemlos mit der Staatsanwaltschaft, mit der chilenischen Justiz zusammenarbeiten; die Justiz soll in die tatsächliche Lage kommen, diese Delikte zu untersuchen, wie das ihrer Rolle entspricht. Wir sind in Gesprächen mit der nationalen Staatsanwaltschaft, um zu einem Abkommen zu gelangen. Es soll uns als Kirche und die Staatsanwaltschaft als Einrichtung zu ihrem jeweiligen Recht kommen lassen. Es geht um den nötigen, zeitnahen Informationsaustausch, wenn wir uns mit dieser Art von Verbrechen konfrontiert sehen.“

Die Verjährungsfrist für Missbrauchstaten liegt nach Angaben von Bischof Ramos in Chile derzeit bei nur fünf Jahren. Die Kirche habe die Verjährungsfrist hingegen auf zwanzig Jahre „vom 18. Geburtstag des Opfers an“ angehoben und denke darüber nach, sie noch weiter auszudehnen.

Alles tun, damit Täter vor einem Richter landen

 

„Wir wissen mittlerweile und haben vor allem durch den Beitrag von Spezialisten und Forschern tiefer verstanden, dass beim Missbrauch von Minderjährigen eine der schwerwiegenden Folgen darin besteht, dass die Menschen, die das durchmachen mussten, das oft viele Jahre lang für sich behalten – aus Angst davor, eine Anzeige stellen zu müssen, oder aus Unsicherheit. Darum sagen wir auch in unserem Dokument, dass wir die Bemühungen in der chilenischen Gesellschaft, die Verjährungsfrist auszuweiten oder sogar ganz abzuschaffen, enorm wertschätzen. Natürlich kann das Schwierigkeiten für die Untersuchung mit sich bringen – aber wir glauben, dass wir wirklich alles tun müssen, damit Missbrauchstäter vor chilenischen Richtern zur Verantwortung gezogen werden können.“

Bischof Ramos bedankt sich bei allen Christen in Chile, die trotz der schweren Turbulenzen der letzten Zeit den Glauben bewahrt und den Mut nicht verloren haben. „Dieser Moment, den wir als Kirche erlebt haben, war für viele – für alle – sehr schmerzhaft. Nicht nur für die Bischöfe, sondern auch für Priester und viele Laien. Die große Mehrheit der Priester, Ordensleute, Laien ist nicht in diese Missbrauchsskandale verwickelt, erlebt jetzt aber oft Abscheu und Kritik in der Öffentlichkeit. Sie leidet auch an der Lage an sich: Es macht uns alle perplex und tief traurig, wie das alles, dieses Furchtbare, in der Kirche geschehen konnte.“

(vatican news)
 

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07. August 2018, 12:46