Migranten auf der Aquarius Migranten auf der Aquarius 

Die quälende Suche nach einem Hafen

Es ist seit einiger Zeit immer das gleiche Spiel: Die „Aquarius“ pflügt durch das Mittelmeer und sucht einen Hafen. Damit die 141 Migranten, die das deutsch-französische Schiff vor der libyschen Küste vor dem Schiffbruch gerettet hat, an Land gehen können.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die „Aquarius“ könne „fahren, wohin sie will – aber nicht nach Italien“, twittert Roms populistischer Innenminister Matteo Salvini (Lega). Der Mann, der Italiens Häfen für Notretter geschlossen und damit tatsächlich dafür gesorgt hat, dass weniger Migranten nach Italien kommen. Stattdessen erreichen jetzt mehr Verzweifelte von Nordafrika aus die spanische Küste.

Menschenrechtler riefen am Sonntag die europäischen Regierungen dazu auf, der „Aquarius“ zu sagen, wo sie anlegen darf.

„Es ist ausgesprochen wichtig, dass die Überlebenden schnell in Sicherheit gebracht werden“

„Es ist ausgesprochen wichtig, dass die Überlebenden schnell in Sicherheit gebracht werden, damit man dort ihre Grundbedürfnisse stillen kann“, sagt Nick Romaniuk vom Verband „SOS Méditerranée“, der die „Aquarius“ zusammen mit „Ärzte ohne Grenzen“ aufs Wasser gesetzt hat. Das Schiff ist seit 2016 im Mittelmeer unterwegs und hat mehr als 29.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Fünf Schiffe fuhren vorbei, ohne zu helfen

 

Bis Juni konnten die Migranten – von denen die meisten Afrikaner sind – ohne größere Umstände nach Italien gebracht werden. Doch dann übernahm in Rom eine Populisten-Regierung das, nun ja, Ruder und schloss die Häfen. Rom wirft den Helfern vor, ungewollt zu Menschenhandel beizutragen und den Schleppern das große Geschäft überhaupt erst möglich zu machen.

Insgesamt sind seit 2014 mehr als 650.000 Bootsflüchtlinge nach Italien gekommen; viele von ihnen haben das Land aber mittlerweile wieder verlassen, in Richtung Frankreich oder auch Deutschland.

Nach Angaben von „SOS Méditerranée“ berichten Bootsflüchtlinge „Verstörendes“. Fünf Schiffe seien an ihnen vorübergefahren, ohne auf ihre Hilfesignale zu reagieren und ihnen zu helfen, so die Migranten, die vor der libyschen Küste trieben.

Viele der Geretteten sind ausgesprochen schwach und unterernährt

 

Der Verband hat den Verdacht, dass viele Kapitäne vor der Hilfe für Migranten in Seenot jetzt zurückschrecken – weil sie nicht wissen, welchen Hafen sie dann anlaufen müssen, um die Geretteten wieder auszuladen. „Es sieht so aus, als wäre das Prinzip, dass man Menschen in Seenot retten muss, jetzt auf einmal ins Belieben des Einzelnen gestellt“, kommentiert Aloys Vimard von „Ärzte ohne Grenzen“.

Von den Migranten, die die „Aquarius“ an Bord hat, sind viele „ausgesprochen schwach und unterernährt“. Im Juni hatte die „Aquarius“ tagelang mit über 600 Migranten an Bord über das Mittelmeer irren müssen, weil Italien und Malta sich weigerten, ihre Häfen zu öffnen. Schließlich erbarmte sich Spanien.

(ap)
 

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13. August 2018, 12:23