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Nelson Mandela-Tag: Südafrika sucht Schulterschluss mit Vatikan

Der Kampf gegen Armut und Auschluss und der Einsatz für Menschenwürde und Umweltschutz: Parallelen zwischen Nelson Mandela und Papst Franziskus sieht der neue südafrikanische Botschafter beim Heiligen Stuhl, George Johannes.

Anne Preckel und Linda Bordoni – Vatikanstadt

Mandela wäre am 18. Juli 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wird an diesem Mittwoch der Internationale Nelson Mandela-Tag begangen, mit dem die Vereinten Nationen im Gedenken an den südafrikanischen Friedenskämpfer weltweit zum Einsatz für humanitäre Ziele aufrufen.

„All die Dinge, über die Mandela sprach, sind auch die Dinge, über die Papst Franziskus heute spricht“, sagt George Johannes, Südafrikas Botschafter beim Heiligen Stuhl, anlässlich des Gedenktages im Interview mit Vatican News. „Es gibt in dieser Hinsicht eine Synergie zwischen Afrika und dem Heiligen Stuhl.“

Johannes hatte bei Papst Franziskus Anfang Juni seinen Antrittsbesuch als erster in Rom residierender Botschafter Südafrikas beim Heiligen Stuhl gemacht. Er hatte nach 1994 Gelegenheit, für einige Jahre mit Mandela direkt zusammenzuarbeiten, und sagt, er habe viel von Mandela gelernt.

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Für die Überwindung von Armut und Ausschluss

 

Südafrikas erster demokratischer Präsident (1994-1999), Friedensnobelpreisträger und weltweit gefeiertes Symbol für die Überwindung der Rassentrennung, hatte sich Zeit seines Lebens für die Überwindung von Armut und Ausschluss, für den Schutz der Menschenrechte und für Gewaltfreiheit eingesetzt. Mandela war Integrationsfigur und ausgleichender Akteur, ein Mann des Dialoges, auch ungeachtet persönlichen Leidens. So knüpfte er selbst während der Zeit seiner Inhaftierung Bande zu politischen Gegnern, um den friedlichen Übergang Südafrikas zur Post-Apartheid-Demokratie vorzubereiten.

Dass sich Mandela auch für Umweltschutz und eine friedliche Koexistenz von Mensch und Natur einsetzte, ist allgemein weniger bekannt. So engagierte sich der Politiker in seinem Heimatland etwa für die Einrichtung grenzübergreifender Schutzzonen, der so genannten „Peace Parks“. Bei dem Konzept geht es nicht allein um die Bewahrung von Natur und Kultur, sondern auch um eine friedliche Kooperation benachbarter Staaten.

Auch Papst Franziskus unterstreicht mit seiner Umweltenzyklika „Laudato si“, dass der Schutz der Schöpfung Brücke und Garant eines gerechten und solidarischen Miteinanders der Völker sein kann. Im Interview mit Vatican News kündigt Südafrikas Botschafter beim Heiligen Stuhl an, in seinem Heimatland sei ein „Laudato si“-Institut geplant, das Ansätze ganzheitlicher Entwicklung in Südafrika und der gesamten Region anregen soll. George Johannes:

 

Ein „Laudato si“-Institut in Südafrika

 

„Da soll es in spezifischer Weise um menschliche Entwicklung und Integrität gehen. Wir hoffen, dass wir diese Initiative gemeinsam mit dem Heiligen Stuhl über Schulen und Universitäten lancieren können. Ich habe darüber bereits mit verschiedenen päpstlichen Unis in Rom gesprochen, gute Kontakte bestehen zur Gregoriana und Urbaniana. Neben diesen beiden Einrichtungen soll auch das Vatikandikasterium für ganzheitliche menschliche Entwicklung einbezogen werden.“

Anliegen der Initiative sei es, die in „Laudato si“ dargelegten Grundprinzipien zum „integralen Bestandteil der Ausbildung“ in Schulen und Universitäten, Priesterseminaren und Orden zu machen und den Umweltschutz auch auf Ebene zivilgesellschaftlicher „Graswurzel“-Initiativen stärker zu verankern. Dabei hoffe man auf enge Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl, so Johannes: „Das Ziel dieser Mission ist es, sich hier ernsthaft mit dem Heiligen Stuhl zu vernetzen und die Initiativen sehr positiv und konkret zu machen. Und wir hoffen, dass das in ein besseres Verständnis davon mündet, wo Afrika steht.“

Doch auch in anderen Bereichen suche man den Schulterschluss mit dem Vatikan, so der Botschafter weiter, der den großen Einfluss des Heiligen Stuhles im Kontakt mit Regierungen und Nichtregierungsorganisationen sowie auf 1,4 Milliarden Gläubige weltweit hervorhebt. Papst Franziskus sei für all jene Probleme sensibel, die auch in Südafrika akut seien: dazu zählten etwa neben dem Klimawandel die Armut, die Migration und der Menschenhandel.

 

Rassismus ist weiter Thema

 

Mit Blick auf Mandelas großes Erbe, den kampf gegen die Apartheit, betont Botschafter Johannes, dass in seinem Heimatland auch der Kampf gegen Rassismus heute weiter Thema sei. In Zusammenarbeit mit Rom wolle man auch in diesem Feld Aufklärungs- und Bildungsarbeit leisten:

„Wir möchten das Bewusstsein in den Regionen, die in den Anti-Apartheidsjahren besonders aktiv waren, wo es Aktivisten gab, weiter schärfen. Wie lässt sich das mit unserer neuen Botschaft beim Heiligen Stuhl verbinden? Man könnte etwa in Zusammenarbeit mit Rom Stipendien für Geistliche und Schwestern zu diesem Thema einrichten...“, denkt der Botschafter voraus.

Ob ein Papstbesuch die vielen Anknüpfungspunkte in den Beziehungen zum Heiligen Stuhl eines Tages krönen werde, kann Johannes zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Er wolle den Papst jedenfalls zunächst mal fragen, ob Franziskus nicht einen Vortrag über „Mandela und sein Vermächtnis“ halten wolle, so der Botschafter. Gelegenheit dafür könne etwa die offizielle Einweihung der ersten permanenten Botschaft Südafrikas beim Heiligen Stuhl sein.

(vatican news – pr)
 

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17. Juli 2018, 09:54