Managua, Nicaragua: Die Kirche steht auf der Seite des Volkes Managua, Nicaragua: Die Kirche steht auf der Seite des Volkes  

Nicaragua: Als Bischöfe glauben wir an offenen Dialog

Die Kirche in Nicaragua wird sich niemals dem Dialog verschließen, auch wenn die Krise und die Gewalt im Land unerhörte Ausmaße angenommen haben. Das sagte im Gespräch mit uns der Generalvikar des Erzbistums Managua, Carlos Avilés; der Priester gehört auch der Kommission für den Nationalen Dialog an.

Gudrun Sailer und Patricia Ynestroza - Vatikanstadt

Die Kirche stehe für einen „radikalen Pazifismus“ und einen „radikalen Humanismus“, sagte  Avilés. Sie vertraue immer dem Dialog der Wörter, Gewalt sei nie ein Ausweg“, sagte Aviles. „Und wir werden immer auf der Seite der Armen stehen, das Volkes, denn das Volk leidet, es beklagt Tote und Verschwundene, es sieht zu Unrecht eingesperrte Menschen.“

 

Gewalt bei der Wallfahrt am Samstag?

 

Für Samstag hat die Kirche im Verein mit der Zivilgesellschaft und Universitätsangehörigen zu einer Friedenswallfahrt in Managua eingeladen. Da Kundgebungen zuletzt regelmäßig Ziel von blutiger Gewalt durch Paramilitärs waren, appellierte der Generalvikar an die Regierung, Streitkräfte, Polizei und Paramilitärs zurückzuziehen. „Denn die Gewalt ist nur auf der einen Seite, die organisierte Zivilgesellschaft übt ein grundlegendes Bürgerrecht aus, sie protestiert friedlich, das kann niemand in Abrede stellen“, so der Priester. Deshalb habe es das Volk empört, dass Präsident Ortega die ersten, ebenfalls friedlichen Proteste gegen das neue Pensionsgesetz im April brutal durch Schüsse auflösen ließ.

Avilés beklagte das heutige Fehlen funktionierender Institutionen in Nicaragua. „Die einzigen, die immer sprechen, sind der Präsident und die Vizepräsidentin (die seine Ehefrau ist, Anm.). Kein Minister, kein Bürgermeister, niemand außer den beiden.“ Ortega habe das Justiz- und das Wahlsystem an sich gebunden, die Polizei, die Gerichte. Das Volk leide unter der hohen Arbeitslosigkeit, den schlechten Schulen und Krankenhäusern, dem „wilden Kapitalismus“, wie der Generalvikar sich ausdrückte. „Private und staatliche Unternehmen werden hier reich, und der Rest der Bevölkerung ist arbeitslos.“

„Private und staatliche Unternehmen werden hier reich, und der Rest der Bevölkerung ist arbeitslos“

Diese Missstände seien Ursache der Proteste. Ihre gewaltsame Unterdrückung sei „irrational“ und führe zu noch stärkerer Ablehnung der Regierung, so der Priester. Die Menschen fühlten sich eingeschüchtert und bedroht.

Dieser Tage befinden die Bischöfe über ihre Rolle als Vermittler in der Krise. Sie fordern das sofortige Ende der Gewalt, die Entwaffnung der Paramilitärs und einen Stopp von Landbesetzungen durch die Regierung. Diese Aktionen seien von Ortega gebilligt, „um vom eigentlichen Problem abzulenken“, sagte der Generalvikar.

(vatican news – gs)

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27. Juli 2018, 14:29