Syrische Flüchtlinge aus Daraa harren in imporvisierten Camps an der jordanischen Grenze aus Syrische Flüchtlinge aus Daraa harren in imporvisierten Camps an der jordanischen Grenze aus 

Bischof Shomali: Jordanien wird mit Flüchtlingen allein gelassen

Flüchtlingsprobleme gibt es auch (manche würden sagen: erst recht) jenseits von Bayern und der EU. Beispiel: Auch die Situation an der syrisch-jordanischen Grenze ist angespannt. Rund 20.000 syrische Flüchtlinge warten am Grenzübergang von Nassib darauf, dass die Grenze wieder geöffnet wird. Derzeit vergeblich - das jordanische Königshaus will Flüchtlinge bis auf weiteres nicht mehr ins Land lassen.

Christine Seuss - Vatikanstadt

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Nur einige Menschen in besonders prekärem Gesundheitszustand werden in Krankenhäusern des Nordens zumindest kurzfristig behandelt. „Die Bewohner von Daraa sind faktisch in der Falle, und viele der Vertriebenen wohnen in Zelten unter der glühenden Sonne, mit wenig Essen, Wasser und kaum medizinischer Versorgung, in ständiger Angst, getroffen zu werden. Die jordanische Grenze stellt für sie den einzigen Ausweg dar“, schilderte Amnesty International in einer Erklärung die Zustände an der Grenze.

Einem erst kürzlich aktualisierten UNO-Report zufolge ist die Anzahl der Menschen, die in der Region aus ihren Häusern vertrieben wurden, seit dem vergangenen 17. Juni auf 270.000 angestiegen. Rund 70.000 von ihnen haben Zuflucht entlang der jordanischen Grenze gesucht.

„Die Flüchtlinge kosten Jordanien jedes Jahr Milliarden“

Doch der Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem für Jordanien, Bischof William Shomali, wirbt im Gespräch mit Vatican News für Verständnis gegenüber der jordanischen Entscheidung, die Grenzen dicht zu halten. Wir haben ihn telefonisch in Amman erreicht.

„Um die Entscheidung der jordanischen Regierung zu verstehen, muss man den Kontext verstehen. Der erste Punkt ist, dass Jordanien derzeit auf seinem Territorium 1.300.000 Flüchtlinge beherbergt, für die es vollständig aufkommt: Zelte, Wasser und alles, was zum Leben notwendig ist. Und das kostet Jordanien jedes Jahr Milliarden! Die Regierung sagt, dass das Land nicht genug internationale Hilfe erhalte, um für die syrischen Flüchtlinge aufzukommen. Das heißt: Weitere Tausende aufzunehmen, würde die Position Jordaniens schwächen.“

„Jordanien ist bereit, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten und den Flüchtlingen zu helfen“

Die jordanische Regierung zeige jedoch guten Willen, zu einer Lösung dieses Dilemmas beizutragen, betont Shomali. Erst am Montag  sei ein großer Konvoi mit Hilfsgütern durch die Armee auf den Weg gebracht worden, und die Regierung habe eine große Spendenaktion für die syrischen Flüchtlinge gestartet.

„Jordanien zeigt also nicht eine total ablehnende Haltung, sondern ist bereit, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten und diesen Flüchtlingen zu helfen, die aber auf [syrischem, Anm.] Gebiet bleiben sollen“, erläutert der Bischof.

Bischof Shomali: Jordanien kann nicht alle aufnehmen

 

Und er fügt hinzu: „Jordanien kann nicht all diejenigen aufnehmen, die aufgrund des Krieges in Syrien leiden, so wie auch der Libanon das nicht kann. Jordanien ist ein kleines und armes Land. Deshalb ist die wichtigste Lösung die, diesem Krieg ein Ende zu bereiten. Die Ursachen zu heilen, nicht nur die Symptome. Die Ursache ist der Krieg im Süden.“

Seit zwei Wochen bombardiert die syrische Armee das strategisch wichtige Rebellengebiet im Süden des Landes, für das vor einem Jahr durch die USA, Jordanien und Russland ein Waffenstillstand vereinbart worden war. Auch UNO-Vertreter waren Anfang dieser Woche geschockt über die erneute Fluchtwelle, die Assads Offensive in der Region verursacht hat.

„Warum einen Krieg noch einen Monat weiterführen, mit Abertausenden von Toten und Verletzten, wenn man ihn innerhalb von 24 Stunden beenden kann?“

Um diesen Krieg abzustellen, betont Patriarchalvikar Shomali, sei es nötig, eine politische Lösung zu finden. Der Vorschlag des Kirchenmannes: die USA und Russland müssten sich dafür einsetzen, dass die Rebellen die Gebiete verließen. Denn dann, so seine Hoffnung, habe auch der Krieg ein Ende: „Weil wir wissen, dass Assad im Süden gewinnen wird – auf jede erdenkliche Weise.“

„Warum also einen Krieg noch einen Monat weiterführen, mit Tausenden und Tausenden von Toten und Verletzten, wenn man ihn innerhalb von 24 Stunden beenden kann? Und deshalb ist die politische Lösung nötig. Jordanien macht auch Druck auf die internationale Gemeinschaft, um den Krieg zu beenden und dessen Ursachen zu beseitigen.“

Auch das Patriarchat arbeite mit zahlreichen irakischen und syrischen Flüchtlingen auf jordanischem Gebiet, erläutert der Patriarchalvikar, der insbesondere die Hilfe der Caritas hervorhebt: „Caritas Amman Jordanien kümmert sich mit einem großen Budget um die Flüchtlinge, auch dank der Unterstützung, die wir von den internationalen und nationalen Caritas-Organisationen erhalten.“

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03. Juli 2018, 13:28